Es lohnt, einen Wahlabend erst einmal zu überschlafen, dann die Auszählung der Wahlkarten abzuwarten, und schließlich Wahlergebnisse genau anzuschaun und nachzudenken.
Jetzt möchte ich einmal diese
hervorragende Analyse von Georg Günsberg empfehlen. Sie richtet ihren Blick auf eine längere Perspektive und erhellt damit Trends.
(Nachfolgende Grafiken sind aus Günsbergs Blog)
Klar ist der langfristige und kontinuierliche Abstieg von ÖVP und SPÖ:
Ebenso klar ersichtlich ist das Wachstum der Grünen
Hier ist jetzt klar zu erkennen, wo wir Grüne stark/oder schwach sind.
1. Bildungsabschluß (jeweils oben anklicken)
Bei Menschen mit Hochschulabschluß sind wir die Nr 1, je geringer der formale Bildungsgrad, desto schwächer unser Abschneiden
2. Bei untenstehenden zwei Grafiken (Alter & Geschlecht) zeigt sich:
Je weiblicher und je jünger desto stärker, je männlicher und älter desto schwächer.
Bei Frauen unter 29 sind wir Nr 1, bei Männer über 60, naja...
Hier zeigt sich: Wir haben einen Hoffnungsbereich: Männer!
Was das genau heisst, das soll uns in der nächsten Zeitbeschäftigen.
Gute Resultate erzielen wir in urbanen Räumen (Wenn ich drei Beispiele nennen darf: Nr 1 in Innsbruck und Graz, Nr 2 in Klagenfurt und in vielen anderen Städten auch) aber auch überall dort, wo wir kompetente, engagierte Menschen vo Ort haben, welche die Wähler/innen kennen. Hier ein Ort ausgerechnet im Weinviertel als Beispiel:
Schliesslich: Wir haben in allen 9 Bundesländern gewonnen, auch in Wien, wie wir
jetzt, nach Auszählung der Wahlkarten wissen.
Und: Wir haben bundesweit das beste Ergebnis, das wir je hatten. Auch wenn wir alle uns mehr erhofft haben.
Die Debatte um die Mariahilferstrasse scheint kaum einen Einfluß aufs Wahlverhalten in Wien zu haben, innerhalb des Gürtels bleiben wir die Nr 1.
Wo die Neos stark sind, haben wir nicht so stark gewonnen, neben der ÖVP haben auch frühere Grün-Wähler/innen Neos gewählt.
Im Unterschied zur ÖVP ist es uns aber gelungen neue Wähler/innen anzusprechen, daher unser Zuwachs.
Christoph Hofinger von Sora
meint, daß uns die Neos ca 2 Prozentpunkte "gekostet haben.
Deswegen ein paar Worte zu den Neos.
Vorweg nochmals Georg Günsberg.
Auch hier hilft die längerfristige Perspektive.
Die Neos sid heute wieder inetwa dort, wo das LIF schon einmal war:
Vorerst möchte den Neos ausdrücklich meinen Respekt ausdrücken. Statt wie so viele nur über "die Politik" zu schimpfen, haben sie sich aufgerafft und versuchen es besser zu machen.Einiges an ihrem Programm halte ich für positiv, v.a. ihr Einsatz für Bildung.
Manch anderes halte ich für wenig schlüssig (sehr freundlich ausgedrückt).
Wie man gleichzeitig Steuern deutlich senken, und ohne deutliche Steigerung der Arbeitslosigkeit die Staatsquote senken kann, und gleichzeitig in Schulen investieren kann, das erschliesst sich mir nicht.
Tom Schaffer hat hierzu noch vor der Wahl einen
lesenswerten Beitrag geschrieben.
OK, die nächsten Monate und Jahre werden zeigen, was sie hier wirklich wollen.
Viele Wähler/innen, auch solche mit starken Grün-Symphatien haben diesmals aus folgendem Grund Neos gewählt . Ich selbst habe es mehrfach gehört:
"Auch ich möchte wie Ihr Grüne den Stillstand in Österreichs Politik überwinden. Und v.a. nicht nocheinmal eine rot/schwarze Koalition. Das gelingt aber nur, wenn die Neos ins Parlament kommen. Deswegen wähle ich diesmal sie, weil der Unterschied zwischen 3,8% und 4,2% bei den Neos viel relevanter ist, als ob ihr 14% oder 14,2% bekommt"
Wir Wiener Grüne werden uns bei der Gemeinderatswahl 2015 jedenfalls sehr um jene bemühen, die am Sonntag Neos gewählt haben.
Noch ein Wort zur FPÖ:
Ein letztes Mal eine "Günsberg-Grafik":
Der Anteil der FPÖ war schon früher erschreckend hoch. es ist ein "unfortunately more if the same".
Absolute Neuigkeit ist es aber auch nicht.
Und ja, da muß auch uns etwas einfallen.
Wählerströme zeigen, daß wir, wenn auch im überschaubaren Ausmaß, sowohl vom BZÖ als auch von der FPÖ gewonnen haben.
Ich weiss es ist schwierig, und wir muten mit unserer Politik Menschen etwas zu, aber da ist in Zukunft, v.a. aus demographischen Gründen noch viel mehr möglich.
Interessant ist hier Wien. Was wurde uns da nicht alles Schreckliche vorhergesagt.
Und jetzt das: Totaler Absturz der ÖVP, und nach Wahlkarten liegt unser bescheidener Zuwachs
gar ein kleines Stück über dem der FPÖ.
Auch wir müssen immer wieder unsere Positionen neu justieren und gewichten.
Unseren Dreiklang
Nachhaltigkeit/Gerechtigkeit/Selbstbestimmung sollten wir, meine ich, sowohl auf Bundesebene wie auch in Wien mit neuem Leben füllen.
persönliches Fazit: Ich habe bei dieser Wahl mehr für uns erhofft, aber nicht viel mehr erwartet. Trotzdem: Wir haben ein plus von 1,9 Prozentpunkten.Die FPÖ eines von 3,1.
Wenn zweiteres medial als großer Sieg gefeiert wird, kann zweiteres keine Niederlage sein.
Unsere Klubwahlwette dürfte ich gewonnen haben.
PS: Hier noch drei weitere Wahlanalysen, die auch sehr bedenkenswert sind.
Michel Reimon
Marco Schreuder
Rudi Fussi
Volker Plass