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Kluge Worte

Da kann einer denken und schreiben.
Lesenswert.
Gérard (Gast) - 15. Apr, 13:33

Bobos, Gutmenschen, Heuchelei

Zit. maschi-Blog: "was ist das für eine schlechte Gesellschaft, in der Frau Knecht sich befinden muss, die sie dazu animiert, eine derartig merkwürdige Rechtfertigung in alle Öffentlichkeit hinauszuschrei(b)en?"

Tja ich schätze, die Gesellschaft von Menschen, die in schicken Vorortevillen bzw. ausgebauten Dachboden-Altbau-Wohnungen in Bobo-Bestlage residieren und von dort aus ihre Moral unter's (gewöhnliche) Volk streuen. Menschen, die meinen, dass es doch eine ungemeine Bereicherung der Gesellschaft darstellt, wenn viele Zuwandererkinder ihre Kultur in die Klassenräume bringen, aber die eigenen Tschaperln nur mit Diplomatenkindern konfrontieren wollen.

Menschen, die laut schreien, wenn die Straches gegen Überfremdung wettern, aber die keine Ahnung haben, wie sich alteingesessene Österreicher fühlen müssen, die sich keinen Umzug leisten können und so in ihrer Umgebung de facto zur Minderheit werden.

Menschen, die großmütig Zuwanderung und Aufenthalt fordern - aber damit nichts weiter zu tun haben wollen, denn in ihrem Umfeld siedeln sich die Migranten ja doch nicht an.

Menschen, die nach der Gesamtschule als Wundermittel rufen, aber dann die Kinder doch in eine Privatschule stecken, weil die ja "viel günstiger liegt" oder "dort halt die besten Freunde der Kinder hin gehen" etc.

Mich kotzt diese Heuchelei an. Jeder soll das Recht haben, dort zu leben, wo er will, und die eigenen Kinder in die beste Schule zu stecken, keine Frage. Aber dann bitte den Mund halten und der großen Mehrheit, die sich's nicht richten kann, nicht vorschreiben, wie sie zu leben hätte.

Alexander (Gast) - 16. Apr, 23:52

Weltfremdes Gerede und Gejammere

Ich kann meinem Vorposter "Gérard" nur zustimmen. CC Kommentar "da kann einer denken und schreiben" zeigt leider, wie weltfremd auch so mancher GRÜNER Realo bereits geworden ist. Der damit beschriebene Artikel (mit der Bezeichnung "Lesenswert" by CC versehen) zeigt diesen Umstand auch in großartiger Art und Weise. Die BOBO Mentalität der (Wiener) GRÜNEN endet oft an den Grenzen der "Inner-Gürtel-Bezirke" in Wien und hat keine Lösungen bzw. kein Verständnis für die realen Probleme und Schwierigkeiten der Menschen.

cc - 17. Apr, 07:46

sorry aber

versteh jetzt auch beim 3. Lesen nicht ganz, wer hier jetzt der "weltfremde Bobo" ist.
Bitte um Präzisierung.
maschi - 17. Apr, 08:02

ja genau

möcht ich jetzt auch wissen... knecht? maschi? cc? gérard? ;)
Gérard (Gast) - 17. Apr, 13:00

weiß nicht

wen Alexander gemeint hat, mein Post hat sich auf Menschen (durchaus nicht nur Grüne) bezogen, die in der Öffentlichkeit Vorgaben machen, was "gut" ist, aber nicht bedenken, wie die große Mehrheit der nicht privilegierten Menschen leben muss. Ich denke dabei an die Bewohner der Wiener Bezirke mit hohem Migrantenanteil in miesen Zinshäusern und schlechter Infrastruktur (10-Cent-Shops et al.).

Die Bobos, für die Frau Knecht jetzt nur symbolisch steht (sie kann ihre Kommentare ja literarisch überhöhen, muss ja nicht alles 1:1 wahr sein), beruhigen mit ihrer Weltsicht meines Erachtens nur ihr Gewissen, sie "fühlen sich gut" dabei. Verbessert an der Gesellschaft wird damit noch lange nichts...
maschi - 17. Apr, 14:37

für mich

ist ja einer der spannendsten aspekte meines beitrags und der reaktionen darauf, dass mir anscheinend niemand glauben möchte, dass ich tatsächlich sehr gerne in einem bezirk mit hohem migrantenanteil lebe (in meinem fall der 20.). sondern es wird als "obligatorischer" oder gar peinlich berührter hinweis oder so gedeutet... ich kenne auch andere leute, die das schätzen, dass der bezirk so gar keine fassade aufgesetzt hat (im wahrsten sinn des wortes...)

ich habe halt so meine eigenen meinungen über die dinge, die dann in summe zu keinem parteiporogramm passen... so sind die (teilweise) "miesen" zinshäuser nach wie vor darauf zurückzuführen, dass aufgrund der nach wie vor zahlreichen altverträge das geld für eine ordentliche, langfristige substanzerhaltung oftmals hinten und vorne nicht reicht... oder ums andersrum zu sagen: es ist nicht das drängendste problem der marktwirtschaft, dass sie dazu führt, dass die leute sich nicht um ihr eigentum kümmern würden, so sie denn der staat weitgehend in ruhe lassen würde... was aber im bereich des hauseigentums bekanntlich nicht der fall ist.

wie in vielen anderen bereichen liegt auch hier die ökonomisch sinnvollere lösung für experten seit langem am tisch: mieten dem markt überlassen, "sozialfälle" über sozialwohnungen, über mietzuschüsse und in zukunft vielleicht auch mal über eine grundsicherung am marktgeschehen teilhaben lassen. stichwort "subjektförderung statt objektförderung".

auch hier gilt also: wir wissen seit jahrzehnten wie es geht, sind aber im rahmen der bestehenden politischen strukturen nicht in der lage, auch etwas davon umzusetzen.

übrigens: auch die himmelschreiende ungerechtigkeit zwischen auf lebenszeit subventionierten altmietern und einzelnen ganze häuser erhaltenden neumietern, interessiert formal-linke scheinbar nicht, solange sie nur in der klassenkampfrhetorik des 20. jahrhunderts verharren dürfen und darauf verweisen können, verhindert zu haben, dass hauseigentümer für ihr haus verantwortung übernehmen - und am schluss dafür auch etwas in der geldbörse sehen dürfen...
Gérard (Gast) - 17. Apr, 16:45

ich glaube ja nicht

dass es nur "die politischen Strukturen" bzw. die "Politik" ist, wenn du damit die Berufspolitik meinst. Politik machen auch Medien (die Krone ist das gruseligste Beispiel dafür), nicht zum geringen Teil aber Leitartikler, Kommentatoren, Redakteure, die auswählen, was gesendet/gedruckt wird, Menschen, die gerne als "Intellektuelle" bezeichnet werden. Ja, sogar wir kleinen Blog-Schreiberlinge machen hier Politik.

Darum ist dein Angriff auf die "Politik" in deinem Blog möglicherweise ein Schuss ins eigene Knie. Wir alle - die wir uns die Freiheit kritisch zu denken nehmen - sind mitverantwortlich für unsere Gesellschaft. Da reicht's nicht, alle paar Jahre einmal ein Kreuzerl zu machen und den Rest den Berufspolitkern zu überlassen.

Um's nicht zu lang werden zu lassen: Wenn wir zB fordern, dass Migranten ihre eigene Kultur weiter leben dürfen, sich also nicht zu assimilieren haben, dann auferlegen wir den Menschen, die mit diesen Migranten täglich zu tun haben - und das sind sozioökonomisch nun meistens die unteren Schichten - unsere Wertvorstellungen. Das halte ich für problematisch. Umso mehr, als wir dann diese Menschen dafür verurteilen, wenn sie den Straches auf den Leim gehen.
dieter (Gast) - 17. Apr, 18:20

Schreckliche 10¢-Shops??

Seltsam, dass sich die Diskussion hierher verlagert.

Ich möchte nur klarstellen, dass ich mit meiner Kritik nicht zu jenen einzureihen bin, die hier mit Wörtern wie "Bobos" und "Gutmenschen" um sich werfen und irgendwelche nicht existenten Ausländerghettos in Wien herbeireden.

Ich wohne nämlich auch in einem alten Zinshaus, zwischen 10Cent-Shops und türkischen Gemüsehändlern. Ist mir lieber, als eine Reihenhaussiedlung, oder ein Gemeindebau. Ich finde Gründerzeit-Häuser einfach schön, auch wegen der großzügig bemessenen Raumhöhen und Türen. Und solange das Haus nicht auseinanderfällt und es fließendes Wasser, Strom, Gas und Kabel gibt, ist die objektive Wohnqualität nicht anderes als in irgendeinem anderen Haus.

Der Alltag hier sieht also nicht anders aus, als der irgendeines anderen Österreichers. Trotzdem wird man häufig von Nichtwienern und Außenbezirksbewohnern bemitleided, die wohl zuviel Kronenzeitung lesen und offenbar glauben, dass man hier nur mit Kampfhund und Pfefferspray bewaffnet sicher zum Billa kommt.

Auf der anderen Seite lügt man sich die Jacke voll, wenn man glaubt, nur durch die wohnliche Nähe zu anderen Kulturen und dadurch, dass man sich nicht vor Schwarzen fürchtet, besonders aufgeschlossen, offen und multikulturalistisch zu sein. "Hurra, ich bin Multikulturalist, denn ich grüße meinen türkischen Nachbarn und kaufe beim Iraner meine Frühstücksmilch."
Der erste, intensive, erzwungene Kontakt zu anderen Kulturen entsteht dann, wenn die Einschulung der Kinder ansteht und dann ist die Panik groß.

Ich stehe hier also in der Mitte der Fronten, als nichtxenophober Monokulturalist aus pragmatischen Gründen.

Bei Doris Knecht scheint zusätzlich auch noch eine überhebliche Verachtung der Arbeiterklasse mit. Da ist sie dann wirklich bei der ÖVP besser aufgehoben und sollte auch konsequenterweise die Gesamtschule ablehnen.
maschi - 17. Apr, 18:30

ja, gérard

wobei in einem aspekt fühle ich mich etwas falsch verstanden - es handelt sich gar nicht so sehr um einen generalangriff auf "die politik" - sondern mehr um die etwas emotional geschriebene feststellung, dass die politik nicht helfen kann - auch in zukunft nur bedingt helfen wird können (weil "politik" per se darin besteht, mehrheiten überzeugen zu müssen und daher viel zu langsam ist um alltagsprobleme der heute lebenden menschen wirklich lösen zu können...) - und dass man daher sein leben selbst in die hand nehmen muss - und dabei möglichst wenig schlechtes gewissen haben sollte - denn als einzelner kann man nur im rahmen bestehender und meist vor langer zeit politisch festgelegter rahmenbedingungen agieren.

man kann aber trotzdem "politisch" sein und für änderungen argumentieren - in dem wissen, dass sich solche änderungen, so sie sich überhaupt je realisieren, dann eben frühstens für die nachfolgegeneration auswirken werden...
Gérard (Gast) - 20. Apr, 18:54

D'accord, dieter

Schwarz-Weiß-Denken hilft nicht weiter, völlig richtig. Weder ein Hurra-Multikulturalismus (Motto: alles ist gut, wenn es nur anders ist) hilft der Gesellschaft weiter, noch ein Ablehnen und Bekämpfen von anderen Kulturen.

Meine ursprüngliche Intention war es jedoch, die heuchlerische Haltung so mancher Öffentlichkeitsmenschen anzuprangern, die Wasser predigen und Wein trinken. Und, wie man "Auslängerghettos" definiert, ob es sie gibt, mögen Stadtsoziologen festlegen. Tatsache ist aber, dass es Bezirksteile in Wien mit überproportionalen Zuwandereranteilen gibt, in denen Kaufkraft, Bildung und Chancen weit unterproportional verteilt sind. Die 10-Cent-Shops (nicht die türkischen Gemüsehändler!) sind ein Symptom dieses negativen Strudels - hier muss Stadtentwicklung und -planung einsetzen. Hier die Augen zu schließen und zu sagen, auch das ist eine Bereicherung des Stadtlebens, verkennt ein bisserl die Wirklichkeit...

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