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8 Punkte, wie`s ginge

aus gegebenem aktuellen Anlass:
ein Kommentar für den Standard zum Klimawandel.

8 Punkte,wie`s ginge
Dass wir bald schon europäisches Schlusslicht beim Klimaschutz sind, dämmert jetzt auch dem Umweltminister. Aber kann Österreich überhaupt etwas tun? - Von Christoph Chorherr
Nachfolgende acht Punkte sind keine Hexerei, sondern würden bloß statt leerer Katastrophenrhetorik konkrete Politik bedeuten. Sie sind umsetzbar und konkret, und würden jedenfalls Österreichs Treibhausgas-Emissionen deutlich reduzieren. Worauf warten Pröll und Gusenbauer eigentlich noch?

1.) Österreich wird Vorarlberg: Der Passivhausstandard wird ehestmöglich (2009) zu DEM Baustandard im ganzen Land. Denn die klügste Kilowattstunde ist jene, die nicht verbraucht wird.

2.) Verpflichtender Anteil von 30% erneuerbarer Energieträger beim wohnbaugeförderten Hausbau, 20% bei der Sanierung. Das würde zu einem Boom bei Solaranlagen und Biomasseheizungen führen. Denn wozu müssen noch immer mehr als 900.000 österreichische Haushalte mit Öl heizen?

3.) Befristete (4-jährige) steuerliche Absetzbarkeit von energetischen Sanierungsmaßnahmen bei Gebäuden. Dies könnte der Bund sofort einführen und würde sich wahrscheinlich selbst finanzieren, da deutliche zusätzliche Beschäftigungseffekte und Steuereinnahmen dadurch induziert würden (Multiplikator!)

4.) Statt wie derzeit auf EU-Ebene völlig unverständlicherweise den Dackel der deutschen Autoindustrie zu spielen und eine Aufweichung strenger EU-Verbrauchskennzahlen bei Autos zu verlangen, volle Kraft auf eine möglich strenge möglichst Verbrauch reduzierende Lösung. Und wer sich dann noch immer einbildet, einen Geländewagen (meist für die Stadt) kaufen zu müssen, soll hohe Steuern zahlen.

5.) Endlich ein wirksames Ökostromgesetz beschließen. Das wäre besonders einfach, weil man bloß das deutsche Modell (inzwischen in mehr als 15 Ländern wegen großem Erfolg angewendet) abschreiben müsste. Das würde ganz rasch und einfach dazu führen, dass der Anteil der erneuerbaren Stromerzeugung in Österreich wieder wachsen, statt wie derzeit schrumpfen würde.

6.) Straßenbahnen braucht das Land. Zwar finanziert der Bund 50 Prozent der (sehr teuren) Wiener U-Bahn, es gibt aber keine Bundesmittel für die viel billigeren Straßenbahnen. Darum werden auch kaum neue gebaut. Würde z.B. der Klimafonds neue schienengebundene Verkehrsmittel mit rund einem Drittel unterstützen, nicht nur in Wien, auch in Graz, Linz oder Innsbruck, könnte rasch ein dichtes Netz entstehen. Und warum dann auch nicht in der 250.000-Einwohner-Großstadt Rheintal? Studien belegen nachdrücklich: Wo der öffentliche (Nah-)Verkehr fährt und auch attraktiv funktioniert, steigen sehr viele Menschen gerne um.

7.) Das Stiefkind Raumplanung anerkennen und pflegen. Wer (politisch) zulässt, dass riesige Einkaufszentren auf der Grünen Wiese gebaut werden dürfen, darf sich nicht wundern, dass die fußläufige humane und ökologische Nahversorgung stirbt, und der Zwang zum Auto zunimmt. Manchmal muss Politik schlicht NEIN sagen können.

8.) Ausbildungsoffensive für Handwerker und Techniker für Energieeffizienz und "Renewables" - ein weites Feld von den Berufsschulen und HTLs bis zu Fachhochschulen und Unis. Nahezu alle Unternehmen in diesem Bereich ermangeln qualifizierter Nachwuchskräfte. Und dann kommt eben doch der traditionelle Installateur, und empfiehlt die Ölheizung.

Abschließend: Vielleicht kommt aber alles ganz anders. Der Chefökonom der IEA, jener Organisation, die bisher Gralshüter der fossilen Energiewirtschaft war, warnt in eindringlichen Worten vor eklatanten Knappheiten bei der Ölversorgung, dramatisch steigenden Energiepreisen, und appelliert: "Wir sollten das Öl verlassen, bevor es uns verlässt."

Wenn er Recht hat, wird alles viel schneller gehen.
muesli - 15. Apr, 18:12

Wenn dein Text Permanenz haben soll, würde ich ihn hier reinkopieren: Der Online-Standard verfrachtet seine Artikel ja clevererweise nach ein paar Monaten ins kostenpflichtige Archiv.

cc - 15. Apr, 19:32

danke für den Tip

schon erledigt.
muesli - 19. Apr, 20:43

Ich kopiere grundsätzlich alle Texte, die ich für Medien schreibe, in mein Blog. Bei deren Websites kann ich nicht sicher sein, dass das permanent online und auffindbar bleibt. Und natürlich die ungekürzte Fassung meines Textes.
Hrabal (Gast) - 16. Apr, 09:42

Schade um 3 Tage zu spät

Leider haben sich die guten Gedanken nicht bis in den gr.Parlamentsklub durchgesprochen, denn der hat am Montag ein altmodisches Resolutionspapier präsentiert, das eben nicht vieles von dem enthält, was hier vorgestellt wird.
Allein den Passivhausstandard als Bauordnungsnorm festzuschreiben, bedarf einer Kompetenzverschiebeung von den faulen acht Ländern (ausser Vorarlberg) zum Bund.
St. Pölten hatte ehedem einmal eine Strassenbahn und ist nun eine autogerechte Stadt.
Aber auch in der Raumplanung - ebenso ein Kompetenz der Länder aus der sie nichts machen - siehe Einkaufscity Gerasdorf - bedürfe es einer Bundeskompetenz.
Will zwar nicht schreiebn, dass der Bund alles besser macht - siehe Faymann ist das gerade Gegenteil - aber der politische Focus würde mehr Druck zur Verbesserung erzielen lassen.

dieter (Gast) - 17. Apr, 18:47

Der Bund mit SPÖ, ÖVP, FPÖ und BZÖ soll's richten? Daran glaube ich nicht. Da vertraue ich eher an lokales Engagement im Angesicht steigender Ölpreise. Lösungen müssen ohnehin lokal und ortsbezogen gefunden werden.
schnablr (Gast) - 17. Apr, 08:11

tolle punkte ...

... aber!!!

wir haben vor kurzem ein niedrigenergiehaus (gebraucht) uns zugelegt und ich wollte mir um in der übergangszeit, die gasheizung und warmwasser ersparen, eine solaranlage zulegen.

dies ist aufgrund von extrem hohen kosten leider nicht möglich. die solaranlagen werden zwar gefördert aber unterm strich bleiben doch recht hohe anschaffungskosten übrig.

meiner meinung sollte auch die preispolitik in diesem segment (angebot und nachfrage) keine rolle spielen, denn wenn die anlagen erschwinglicher werden würden siche eine probleme nicht ergeben.

weiters wäre es sicherlich eine anregung die gemeinden einzuladen ihre häuser mit solaranlagen zu versorgen.

lg schnablr

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