Anmerkungen zur "Ausländerdebatte"
von cc am 22.05.2006
Wenige politische Debatten werden - nicht nur in Österreich - weltweit so heftig und auch im privaten Kreis so leidenschaftlich geführt wie jene um “die Ausländer”.
Bei uns heisst “Ausländer” derzeit “Islam bzw. Muslime” und Innenministerin Prokop hat mit ihrem Ausspruch. “45% der Muslime sind nicht integrationswillig” gezeigt, dass diese Art von Ressentiment-politik nicht nur von der FPÖ betrieben wird.
Weil in unserer zumehmend globalisierten Welt die Wanderungsbewegungen zunehmen werden, bleibt die Frage wie “wir” und “die anderen” miteinander umgehen von zentraler politischer Bedeutung.
Drum einige Thesen dazu, gerade aus Sicht einer Grossstadt:
1.) Grosse Städte haben immer und werden immer von Zuwanderung leben. Städte sind Magneten, die dadurch auch ihre Dynamik und innovationskraft ableiten.
2.) Der grösste Denkfehler unserer derzeitigen “Integrationsdebatte” besteht im konstruierten Irrtum, es gäbe EINE österreichische Kultur, in die sich Ausländer zu integrieren hätten.
3.) Das Gegenteil stimmt.Es gibt eine Vielzahl höchst unterschiedlicher Kulturen, Milieus, ja Parallelgesellschaften unter “uns Österreichern”, die sich kaum vermischen, und oft zu Problemen führen, wo sie aufeinanderstossen.Um es nur ein Klischee zu beschreiben: jung/libertär/schwul vs. älter/erzkatholisch/konservativ.
Wenn die einen ein (lautes) Fest machen, bei dem am Gang gekifft wird, was machen die anderen, die darüber/darunter wohnen?
Wer muss da in was integriert werden?
4.) Was als Kampf der Kulturen oder Religionen konstruiert wird ist v.a. ein Problem sozialer Schichten.
Die Aufstände in Paris kamen aus der sozialen Unterschicht, wo Armut, Arbeitslosigkeit und Aussichtslosigkeit sozialen Sprengstoff angesammelt haben.
Das war die Ursache.
Und nicht deren Religion.
5.) Zwei politische Massnahmen sind zur Entschärfung der Konflikte (die es immer geben wird) essentiell:
A) Ein Bildungssystem, das allen Fähigkeiten, Kenntnisse und Aufstiegsmöglichkeiten eröffnet.
B) Eine wirtschaftliche Kultur, die allen Teilnahme Status und Einkommen ermöglicht (Zugang zum Arbeitsmarkt, etc.), damit Status und Zufriedenheit mit dem eigenen Leben wachsen kann
6.) Die Bewegung zwischen verschiedenen Kulturen kann extrem bereichernd sein. Man kann durchaus kann Türke, Wiener und Europäer sein, und fliessend türkisch, deutsch und englisch sprechen.
Zehntausende in Wien tun das.
7.) Das Regelwerk “der Grenzen” ist klar: Alles, was gegen die allgemeinen Menschenrechte bzw gegen heimische gesetze verstösst ist zu ahnden. “Ausländer” sind weder schlechtere noch bessere Menschen.
In- wie Ausländer müssen sich daran halten.
8.) Religionsfreiheit ist eine grosse zivilisatorische Errungenschaft. Das beinhaltet, im privaten Bereich jede religion ausüben zu dürfen ebenso, wie keiner Religion anzuhängen.
9.) Gerade der urbane Raum zeichnet sich dadurch aus, dass verschiedenste Menschen aufeinandertreffen.An den Rändern dieser “diversity” entstehen Probleme ebenso wie Innovation.
Diese Probleme zu zivilisieren ist Aufgabe einer demokratischen Politik.
Und sicher nicht, Ressentiments zu schüren.
Bei uns heisst “Ausländer” derzeit “Islam bzw. Muslime” und Innenministerin Prokop hat mit ihrem Ausspruch. “45% der Muslime sind nicht integrationswillig” gezeigt, dass diese Art von Ressentiment-politik nicht nur von der FPÖ betrieben wird.
Weil in unserer zumehmend globalisierten Welt die Wanderungsbewegungen zunehmen werden, bleibt die Frage wie “wir” und “die anderen” miteinander umgehen von zentraler politischer Bedeutung.
Drum einige Thesen dazu, gerade aus Sicht einer Grossstadt:
1.) Grosse Städte haben immer und werden immer von Zuwanderung leben. Städte sind Magneten, die dadurch auch ihre Dynamik und innovationskraft ableiten.
2.) Der grösste Denkfehler unserer derzeitigen “Integrationsdebatte” besteht im konstruierten Irrtum, es gäbe EINE österreichische Kultur, in die sich Ausländer zu integrieren hätten.
3.) Das Gegenteil stimmt.Es gibt eine Vielzahl höchst unterschiedlicher Kulturen, Milieus, ja Parallelgesellschaften unter “uns Österreichern”, die sich kaum vermischen, und oft zu Problemen führen, wo sie aufeinanderstossen.Um es nur ein Klischee zu beschreiben: jung/libertär/schwul vs. älter/erzkatholisch/konservativ.
Wenn die einen ein (lautes) Fest machen, bei dem am Gang gekifft wird, was machen die anderen, die darüber/darunter wohnen?
Wer muss da in was integriert werden?
4.) Was als Kampf der Kulturen oder Religionen konstruiert wird ist v.a. ein Problem sozialer Schichten.
Die Aufstände in Paris kamen aus der sozialen Unterschicht, wo Armut, Arbeitslosigkeit und Aussichtslosigkeit sozialen Sprengstoff angesammelt haben.
Das war die Ursache.
Und nicht deren Religion.
5.) Zwei politische Massnahmen sind zur Entschärfung der Konflikte (die es immer geben wird) essentiell:
A) Ein Bildungssystem, das allen Fähigkeiten, Kenntnisse und Aufstiegsmöglichkeiten eröffnet.
B) Eine wirtschaftliche Kultur, die allen Teilnahme Status und Einkommen ermöglicht (Zugang zum Arbeitsmarkt, etc.), damit Status und Zufriedenheit mit dem eigenen Leben wachsen kann
6.) Die Bewegung zwischen verschiedenen Kulturen kann extrem bereichernd sein. Man kann durchaus kann Türke, Wiener und Europäer sein, und fliessend türkisch, deutsch und englisch sprechen.
Zehntausende in Wien tun das.
7.) Das Regelwerk “der Grenzen” ist klar: Alles, was gegen die allgemeinen Menschenrechte bzw gegen heimische gesetze verstösst ist zu ahnden. “Ausländer” sind weder schlechtere noch bessere Menschen.
In- wie Ausländer müssen sich daran halten.
8.) Religionsfreiheit ist eine grosse zivilisatorische Errungenschaft. Das beinhaltet, im privaten Bereich jede religion ausüben zu dürfen ebenso, wie keiner Religion anzuhängen.
9.) Gerade der urbane Raum zeichnet sich dadurch aus, dass verschiedenste Menschen aufeinandertreffen.An den Rändern dieser “diversity” entstehen Probleme ebenso wie Innovation.
Diese Probleme zu zivilisieren ist Aufgabe einer demokratischen Politik.
Und sicher nicht, Ressentiments zu schüren.
Detailfrage:
Woran liegt es, dass an unserer AHS viele Ausländer gute Leistungen bringen: Aus Polen, aus China, aus Bosnien, aus Vietnam, aus Rumänien, aus dem Iran ... aber gerade sehr, sehr wenige Türken/Türkinnen?
@teacher
Einerseits ist es die Frage, ob die Erfahrungen aus einer Schule repräsentativ sind - und es möglicherweise wienweit anders aussieht.
(ich wabin immer wieder bei Schuldiskussionen eingeladen, wo mir v.a. türkische Mädchchen mit ihren pointierten, selbstbewusten statements aufgefallen sind.
Und bedenkenswert ist ein weiters (wenn man nicht-was ich weder annehme noch unterstelle- von "angeborenen Unterschieden ausgeht):
Viele Zuwanderer aus der Türkei kommen aus sehr ländlichen, aus urbaner Sicht "rückständigen" Gebieten, und haben nicht nur mit Deutsch, sondern auch in ihrer Muttersprache einen grossen Aufholprozess, um in der "Moderne des 21. Jhdts" zu bestehen.
Einaml mehr hat hier die Schule nicht die einzige aber eine hervorragende Aufgabe, und dafür müssen ihr mehr als heute, auch die entsprechenden Ressourcen gegeben werden.