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adelige Wutbürger verhindern Otto Wagners Stadtmuseum am Karlsplatz

Fast, fast hätte 1901 Otto Wagner am Karlsplatz ein "Stadtmuseum" gebaut, das so ausgesehen hätte:

Bildschirmfoto-2017-05-03-um-13-58-11

Aber eben nur fast.
Denn mit adeligen Wutbürgern war nicht zu spassen. Sie fanden Otto Wagners Architektur viel zu modern und schlicht hässlich. An die Spitze der Wutbüger/innen setzte sich die Fürstin Pauline Metternich und sammelte rund 6000 Unterschriften.
Um zu zeigen, wie dieses Projekt "wirklich aussieht" wurde Otto Wagner genötigt, am Karlsplatz eine 1:1 Schablone seiner Fassade aufzubauen.
Das sah damals so aus.

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Damit wars dann vorbei.
Bürgermeister Lueger lavierte herum, und fand nicht den Mut das Projekt durchzusetzen.
Der Rest ist Geschichte.

Hier sei nicht Otto Wagners Stadtmuseum mit dem Neubau am Heumarkt von Isay Weinfeld verglichen. Was architektonische Qualität hat, wird oft erst Generationen später unstrittig gestellt.
Aus der Zeit heraus jedoch, und das ist mein Punkt, wurde Otto Wagners Architektur von vielen als abstossend und hässlich abqualifiziert. Und ihr Widerstand war erfolgreich.
Sabine Payr (Gast) - 5. Mai, 10:18

Sie können gern

alle möglichen Argumente daherbringen - aber bitte schön, behaupten Sie nicht, dass der Klotz am Heumarkt anspruchsvolle moderne Architektur sei! Und wenn Sie dann noch dazu mündige Menschen, die sich Gehör verschaffen, als "Wutbürger" abqualifizieren, haben sie sich als "Grüner" gründlich disqualifiziert: aus genau solchen Bürgerinitiativen sind die Grünen nämlich hervorgegangen - schon vergessen?

Ich bin eine Grüne von Anfang an ... gewesen. Jetzt heißt es für mich: tschüss und baba.

cc - 5. Mai, 12:36

sehr geehrte Frau Payr

Was Sie als "Klotz am Heumarkt bezeichenen" wurde von einer grossen Jury von va internationalen Stadtplanungsexperten und Architekt/innen als das beste ausgewählt. Mein Blogbeitrag sollte darauf hinweisen, dass aus dem Moment heraus vieles als hässlich und "klotz" bezeichnet wird, das sich dann langfristig als sehr wertvoll erweist.
Knöpf (Gast) - 5. Mai, 15:30

Lustig, Sie bestätigen genau das, was cc in seinem Beitrag sagen will.
Im Übrigen gefällt mir der Heumarkt-Bau - architektonisch - schon heute. Über die Höhe lässt sich streiten, ich rede hier nur von der Architektur.
Knöpf (Gast) - 5. Mai, 15:31

@Frau Payer: Lustig, Sie bestätigen genau das, was cc in seinem Beitrag sagen will.
Im Übrigen gefällt mir der Heumarkt-Entwurf - architektonisch - schon heute. Über die Höhe lässt sich streiten, ich rede hier nur von der Architektur.
I.B. (Gast) - 8. Mai, 12:00

"Ich bin eine Grüne von Anfang an ... gewesen. Jetzt heißt es für mich: tschüss und baba."

Wenn der "Klotz am Heumarkt" der einzige Grund sein sollte, um sich von einer Partei abzuwenden, dann frage ich mich, wer oder was noch überbleibt. Ich habe noch nie völlig mit irgendwelchen Parteivorhaben irgendwelcher Partei übereinstimmt. Also müsste ich eine eigene Partei gründen. Nur, wer würde mit mir in allen Dingen übereinstimmen?
Fetzo (Gast) - 18. Mai, 11:19

Sehe das genau wie I.B.

Übrigens: Das Otto-Wagner-Museum wäre ein verkitschter häßlicher Klotz geworden.
Am Heumarkt fällt bloß der Kitsch weg. Und der "Investor" nimmt das Schmiergeld nimmer zurück. Aus aktuellem Anlaß: Mir fehlen da noch ein paar Rücktritte ... im Land Wien wären da welche an der Reihe jetzt ...
Baron Boris (Gast) - 6. Mai, 14:39

Genug vom abstimmen.

Die technologisch bedingte Banalisierung der Demokratie spielt für die Demagogen. Egal wie korrupt, gewalttätig, sinnlos oder moralisch verwerflich sich die politische Wirklichkeit entfaltet, solange in ausreichend Häufigkeit über Brisantes abgestimmt und politische Repräsentanten in Wahlen angezählt werden können, gilt das Geschehen als demokratisch wertvoll. Über die Grünen, die wie keine andere Partei einen viel weiter gefassten Begriff der Mitbestimmung und der politischen Beteiligung für sich beanspruchen können, ergießt sich gerade der Shitstorm ihrer vermeintlichen Sympathisanten. Man habe doch, wird vielfach lamentiert, mit dieser Gruppierung Jahrzehnte lang sympathisiert, wenn sie nicht gar gewählt (!) und nun müsse man zusehen, wie mit dem Sanktus dieser VerräterInnen mitten in der Stadt Kraftwerke gebaut (Graz) und Finanzheuschrecken hässliche Hochhäuser (Wien) genehmigt bekommen.

Wenn man den Funktionären der Grünen tatsächlich einen Vorwurf machen kann, dann den, dass sie ihrer Basis in den letzten Jahrzehnten offenbar nicht ausreichend politische Wirklichkeit zugemutet haben und sich ein beträchtlicher Anteil ihrer Sympathisanten in der Überzeugung zurückgelehnt hat, die Grünen, zumal nun allenthalben in Regierungsverantwortung, würden die Zukunft schon verlässlich verhindern, wenn diese den musealen Neigungen ihrer Klientel zuwider liefe.

Die Hauptargumente gegen die aktuellen Pläne am Heumarkt sind verräterisch ästhetische Urteile: Zu hoch, zu hässlich, der Canaletto-Blick, jössasna das Weltkulturerbe. Wer mit solchen Argumenten in den Disput über die Zukunft der Stadt eintritt, sollte meiner Ansicht geheißen werden, was er ist: Ein melancholisch überfressener Schnösel, dem seine Omi nicht rechtzeitig den Mund verboten hat wenn Erwachsene reden. Keinesfalls ist so jemand eine Basis – weder für den notwendigen Streit um die planerische Zukunft der Stadt, noch für eine Partei, die nach der Diffusion ihrer Hauptanliegen in alle Bereiche der Gesellschaft um ihre zukünftige Rolle ringt.

Es wird wenig bringen, in den aufgebrachten Chor der Erregten Anekdoten verhinderter Genialität zu singen: Das Milieu, das sich hier echauffiert , gehört zum Repertoire der Grünen wie die lange Reihe von Projekten, die es verhindert hat – wozu nicht nur das Kraftwerk in Hainburg, sondern auch der Turm im Museumsquartier gehören. Für viele Grünwähler ist die Geschichte der vielen (und vielen berechtigten) Bau-Verhinderungen die fundamentale Basis der Partei und die Plattform, die es ihnen erlaubt, ihre häufig durchaus banalen Partikulärinteressen hinter einer abstrakten „Ideologie“ zu verheimlichen, wo konkretere Prinzipien vielleicht unbequem wären. Wer will sich schon damit auseinandersetzen, im Grunde Kommunist zu sein, wenn verlässlich als erste Idee zu einer alternativen Rettung dieses Stadtgebiets für die Allgemeinheit vom Steuerzahler zu finanzierende Vorstellungen genannt werden?

Vielleicht sollten man den Disput mit weniger Sorge um eine stabile Stadtregierung und öffentliche Ämter betreiben. Der Streit um den Heumarkt bietet eine gute Gelegenheit zu streiten. Diesen Streit brauchen die Grünen vielleicht dringender als der Investor oder das Weltkulturerbe.

Sabine Payr (Gast) - 8. Mai, 00:30

Sehr treffend!

Sie drücken das neue Selbst- und Demokratieverständnis der Grünen sehr eloquent und treffend aus: wer widerspricht, ist ein Schnösel mit "Partikularinteressen". - Ich weiß ja nicht, wie alt Sie sind. Ich auf jeden Fall habe mir den Vorwurf der Partikularinteressen inklusive Fortschrittsverweigerung reichlich of anhören müssen, damals, als wir für Radwege statt Parkplätze kämpften. Wo ich herkomme, von Schwarz, andernorts war's von Rot. Der Kern der Aussage war der selbe wie bei Ihnen. Gibt Ihnen das nicht zu denken?
I.B. (Gast) - 8. Mai, 11:55

"Ein melancholisch überfressener Schnösel, dem seine Omi nicht rechtzeitig den Mund verboten hat, wenn Erwachsene reden."

Sollte das das Demokratie-Verständnis der Grünen sein?
Baron Boris (Gast) - 8. Mai, 16:43

Re.

Ein Vorwurf ist nicht falsch, weil er wiederholt wird. Es spricht auch nichts dagegen, prinzipiell dagegen zu sein, im Gegenteil. Es ist nur einfach keine akzeptable Haltung für politisch Verantwortliche, und es ist intellektuell unredlich, gleichzeitig eine menschenfreundliche, kompromissfähige und dem Gemeinwohl verpflichtete Rolle für sich zu behaupten. Wer so von sich und seinen Interessen eingenommen ist, dass kein vernünftiger Ausgleich mehr möglich ist, ohne dass zusätzliche Belastungen für das Gemeinwesen entstehen, ist politischer Extremist. Auch das ist in Ordnung, nur soll man sich dann nicht gleichzeitig über Marginalisierung beschweren oder sich wundern, dass es keinen tragfähigen Konsens mehr gibt, weil der politische Prozess nur noch aus zu abstimmungsfähigen Extremen hochgejazzten Medienspektakeln besteht.

Ich spreche nicht für die Grünen. Aber da Sie fragen: Zu meinem Demokratieverständnis gehört definitiv, dass man sowohl schweigen als auch zuhören kann und in der Lage ist, auch gegen die unmittelbar eigenen Interessen entwickelte Lösungen zu vertreten.
Chorli (Gast) - 11. Mai, 19:42

scheinbar hat deine Omi dir nicht den Mund zugeklebt. schade darum.
Björn (Gast) - 8. Mai, 20:21

NLP olé?

Sehr geehrter Herr Chorherr,
dieser Vergleich ist weit unter Ihrem von mir vermuteten Niveau. Genauso gut ließen sich tausende Beispiele für nicht gebaute Bauwerke finden, deren Verhinderung aus heutiger Sicht gut war. Warum die architektonische Qualität des Weinfeld-Entwurfs von der Höhe abhängt, verstehe ich allenfalls bei den Pyramiden von Gizeh, denn die wirken wirklich nur durch deren Größe. Bevor Sie die Wiener Innenstadt weiter verschandeln, gehen Sie zur Albertina, sehen Sie sich die "Soravia"-Flugschanze an und lassen Sie die Stadt gut sein. Oder gehen Sie zum Belvedere und denken Sie noch einmal darüber nach, warum Wiens neues Wahrzeichen ein langweiliger Block sein muss. Genieren Sie sich, denn ab sofort heißt Grün auch korrupt, Ihre Partei hat im Bett mit Herrn Tojner ihre Unschuld verloren.

chorli (Gast) - 11. Mai, 19:37

das wäre auch ein hässliches Stadtmuseum gewesen. zum Glück blieb uns das erspart. Otto Wagner hat ja nicht nur schöne Dinge entworfen.

Und den 70er Jahre Baustil eines Hochhauses am Heumarkt ist weder moderne Architektur, noch irgendeine Architektur. Das ist eine BAUSPEKULATION bei denen die Grünen finanziell oder sonst wie massiv profitieren. Otto Wagner hatte zumindest Ideale und Visionen. Welche Visionen hat jetzige angebliche Architekt?
Der IMMOBILIENHAI Chorherr, der der Stadt Wien den UNESCO Welterbetitel entreißt.

chorli (Gast) - 11. Mai, 22:04

Einblick in die wahren Immobilienhaie der Stadt und ihre Spekulationen

chorli (Gast) - 11. Mai, 19:47

Was wohl ein Chorherr zu dem dann neuen "modernen" Turm in 40 Jahren wohl sagen wird: ABREISSEN

"Was Kritiker gerne übersehen (wollen), ist die derzeitige Situation am Heumarkt.

Es gibt ein Hotel aus den 1960er Jahren sowie das Areal des Eislaufvereins, das in seiner Gesamtheit weder technisch noch gestalterisch den heutigen Anforderungen entspricht. Wer von der U-Bahnstation Stadtpark zum Konzerthaus geht oder beim Eislaufverein einläuft, erkennt: Hier steht kein schützenswertes Ensemble"

Rudi (Gast) - 18. Mai, 12:14

yap

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