Politische Verantwortung. Was ist das?
von cc am 04.12.2014
Mittwoch ZIB 2.
Bei Armin Wolf ist Andreas Kohl zu Thema politische Verantwortung nach den Hypo-Desaster.
Hier nachzuschauen.
In der Folge: Wut und Ohnmacht bei vielen, nachzulesen auf Twitter.
Es könne doch nicht sein, dass jene, die das "verantwortet" haben, gar nichts passiert, und jene, also alle Österreicher/innen, die nichts entscheiden durften, dafür zahlen müssen.
Ja, was ist das wirklich: "Politische Verantwortung"?
Kurzer Versuch längeres Nachdenken in kühle Gedanken zu fassen.
Letztlich heisst: "Ich trage die politische Verantwortung für etwas" v.a.: "Ich habe die Macht dieses zu entscheiden"
Minister Pröll "trug die Verantwortung" die Verhandlungen mit der dt. Bayern LB vorzubereiten.
Er, und sonst niemand hätte es besser machen können/müssen.
Pröll "trug die Verantwortung" das Verhandlungsteam auszuwählen.
Er, und sonst niemand hätte ein professionelleres auswählen können/müssen.
Pröll "trug die Verantwortung" für das Ergebnis der Verstaatlichung.
Diese Entscheidung übertrug letztlich den österr. Steuerzahlern alle Last auf, die bisher die Bayern LB hatte.
Prölls "politische Verantwortung" lag darin, dass er entscheiden konnte, es auch tat, und aus heutiger Sicht wiederholt falsch entschied.
Pröll war aber nur einer von vielen "Verantwortungsträgern"- besser "Entscheidungsermächtigten", die sich schlecht vorbereiteten und, wie heute klar scheint, eine für die Bevölkerung falsche Entscheidung trafen.
Was könnte dann politische Verantwortung heissen: Wäre Pröll (und Fekter und Haider und, und) noch im Amt würde mit recht nach Rücktritt gerufen werden.
Was aber tun, wenn sie nicht mehr im Amt sind?
Meine Antwort: Endlich dieses unsäglichen, verschleiernden Begriff "politische Verantwortung" hinterfragen.
Worin liegt die unternehmerische Verantwortung eines Generaldirektors?
Er hat die Macht, dazu ist er ja an diesem Posten, Letztentscheider zu sein. Und wenn er sich irrt?
Die Folgen tragen andere. Die Mitarbeiter/innen und die geldgebenden Eigentümer, wenn das Unternehmen aufgrund von Fehlentscheidungen Verluste macht oder gar in Konkurs geht.
Konsequenzen für ihn? Er verliert seinen Job.
Und wenn er schon woanders/in Pension ist?
Tja…
Politische Verantwortung heisst: "Ich habe die Macht etwas zu tun"
Nicht mehr und nicht weniger.
Noch zwei Beispiele:
Worin liegt die politische Verantwortung von George W. Bush?
Er hat entschieden, den Irakkrieg zu beginnen.
Die katastrophalen Folgen tragen hunderttausende bis heute.
Und um ein großes positives Beispiel zu nennen.
Worin lag die politische Verantwortung von Frederik Willem de Klerk?
Er hat, unter großes Druck zwar, aber doch letzlich friedlich die Macht in Südafrika abgegeben.
Deswegen, und das ist mein Punkt, sollten wir sehr viel genauer sein, wem wir sie geben. "Sie" die Verantwortung, die Macht.
Denn es gibt jemanden, der die politische Verantwortung trug und trägt, dass Haider, Pröll und Fekter dort saßen, um weider zum Ausgangspunkt, dem Hypo-Desaster zurückzukommen.
Und dass auch jetzt dort Menschen sitzen, die z.B. erst in dieser Legislaturperiode verhindert haben, die Hypo in Konkurs zu schicken.
Die politische Verantwortung dafür tragen jene Mehrheit von Wähler/innen, die die jeweilige Parlamentsmehrheit gewählt haben.
So funktioniert sie, unsere Demokratie. Und ich wüsste nicht, wie es besser ginge, Macht, sorry, "politische Verantwortung" zu verteilen.
PS:
Das nächste Mal, wenn im öffentlichen Diskurs extrem hohe Gehälter (v.a. in großen Unternehmen) mit "aber die tragen ja eine so große Verantwortung" gerechtfertigt werden, sollten wir uns erinnern, was letztlich damit gemeint ist.
Bei Armin Wolf ist Andreas Kohl zu Thema politische Verantwortung nach den Hypo-Desaster.
Hier nachzuschauen.
In der Folge: Wut und Ohnmacht bei vielen, nachzulesen auf Twitter.
Es könne doch nicht sein, dass jene, die das "verantwortet" haben, gar nichts passiert, und jene, also alle Österreicher/innen, die nichts entscheiden durften, dafür zahlen müssen.
Ja, was ist das wirklich: "Politische Verantwortung"?
Kurzer Versuch längeres Nachdenken in kühle Gedanken zu fassen.
Letztlich heisst: "Ich trage die politische Verantwortung für etwas" v.a.: "Ich habe die Macht dieses zu entscheiden"
Minister Pröll "trug die Verantwortung" die Verhandlungen mit der dt. Bayern LB vorzubereiten.
Er, und sonst niemand hätte es besser machen können/müssen.
Pröll "trug die Verantwortung" das Verhandlungsteam auszuwählen.
Er, und sonst niemand hätte ein professionelleres auswählen können/müssen.
Pröll "trug die Verantwortung" für das Ergebnis der Verstaatlichung.
Diese Entscheidung übertrug letztlich den österr. Steuerzahlern alle Last auf, die bisher die Bayern LB hatte.
Prölls "politische Verantwortung" lag darin, dass er entscheiden konnte, es auch tat, und aus heutiger Sicht wiederholt falsch entschied.
Pröll war aber nur einer von vielen "Verantwortungsträgern"- besser "Entscheidungsermächtigten", die sich schlecht vorbereiteten und, wie heute klar scheint, eine für die Bevölkerung falsche Entscheidung trafen.
Was könnte dann politische Verantwortung heissen: Wäre Pröll (und Fekter und Haider und, und) noch im Amt würde mit recht nach Rücktritt gerufen werden.
Was aber tun, wenn sie nicht mehr im Amt sind?
Meine Antwort: Endlich dieses unsäglichen, verschleiernden Begriff "politische Verantwortung" hinterfragen.
Worin liegt die unternehmerische Verantwortung eines Generaldirektors?
Er hat die Macht, dazu ist er ja an diesem Posten, Letztentscheider zu sein. Und wenn er sich irrt?
Die Folgen tragen andere. Die Mitarbeiter/innen und die geldgebenden Eigentümer, wenn das Unternehmen aufgrund von Fehlentscheidungen Verluste macht oder gar in Konkurs geht.
Konsequenzen für ihn? Er verliert seinen Job.
Und wenn er schon woanders/in Pension ist?
Tja…
Politische Verantwortung heisst: "Ich habe die Macht etwas zu tun"
Nicht mehr und nicht weniger.
Noch zwei Beispiele:
Worin liegt die politische Verantwortung von George W. Bush?
Er hat entschieden, den Irakkrieg zu beginnen.
Die katastrophalen Folgen tragen hunderttausende bis heute.
Und um ein großes positives Beispiel zu nennen.
Worin lag die politische Verantwortung von Frederik Willem de Klerk?
Er hat, unter großes Druck zwar, aber doch letzlich friedlich die Macht in Südafrika abgegeben.
Deswegen, und das ist mein Punkt, sollten wir sehr viel genauer sein, wem wir sie geben. "Sie" die Verantwortung, die Macht.
Denn es gibt jemanden, der die politische Verantwortung trug und trägt, dass Haider, Pröll und Fekter dort saßen, um weider zum Ausgangspunkt, dem Hypo-Desaster zurückzukommen.
Und dass auch jetzt dort Menschen sitzen, die z.B. erst in dieser Legislaturperiode verhindert haben, die Hypo in Konkurs zu schicken.
Die politische Verantwortung dafür tragen jene Mehrheit von Wähler/innen, die die jeweilige Parlamentsmehrheit gewählt haben.
So funktioniert sie, unsere Demokratie. Und ich wüsste nicht, wie es besser ginge, Macht, sorry, "politische Verantwortung" zu verteilen.
PS:
Das nächste Mal, wenn im öffentlichen Diskurs extrem hohe Gehälter (v.a. in großen Unternehmen) mit "aber die tragen ja eine so große Verantwortung" gerechtfertigt werden, sollten wir uns erinnern, was letztlich damit gemeint ist.
Nein.
Der Wähler hat in Österreich de facto keine ausreichende Macht vermittels eines alle fünf Jahre zwischen fünf bis sechs Produkten zu vergebenden Kreuzchens ausreichend Einfluss zu nehmen, um damit in einem Aufwaschen 1. eine Würdigung der Leistungen der Vergangenheit, 2. eine sinnvolle *personelle* Zusammensetzung für die Zukunft, und 3. eine Gewichtung der inhaltlichen Positionierung für die sagen wir 20 wichtigsten anstehenden Themen vorzunehmen.
Das geht sich mit einem Kreuz nicht aus.
Und daher gibt es letztlich in diesem Land GAR KEINE politische Verantwortung. Niemand trägt sie. Die Folgen können wir alle sehen.
Zuerst bitteschön Demokratiereformen. Man könnte z.B. gleich mal in Wien damit anfangen, der Bevölkerung ein Initiativ- und Vetorecht zu geben und zu üben, was politische Verantwortung eigentlich ist.
Und dann kann man auch wieder Kommentare über die politische Verantwortung der Bevölkerung schreiben.
Sorry - ich sehe in der unmittelbaren Demokratie in derartigen fachspezifischen Problemen nicht die Lösung.
Erwachsen werden kann man nur, wenn irgendjemand mal sagt: Du bist jetzt volljährig und musst selbst entscheiden. Das gilt auch dann, wenn man bei den ersten Entscheidungen gleich mal auf die Nase fällt.
Ein weiterer grosser Schritt der Demokratisierung im Sinn der Verlagerung der Letztentscheidung hin zur Bevölkerung ist im 21. Jahrhundert überfällig und notwendig. Das betrifft nicht nur, aber auch direktdemokratische Instrumente.
Warum? Letztlich, um unseren Wohlstand langfristig zu wahren.