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Natascha Kampusch, ihre Bücher und die Zukunft der Bildung

Man stelle sich Folgendes vor:
Da wird ein Mädchen 8 Jahre lang eingesperrt, bekommt ausser ihrem Peiniger niemanden zu sehen.
Sie hat nicht einmal die Volksschule abgeschlossen, geschweige denn Haupt-oder Mittelschule.
Meine These, nachdem ich ihr Interview gesehen habe.
Sie wird trotzdem innerhalb kürzester Zeit die Matura nachmachen.
Was sagt das über unser Bildungs-und Schulsystem?
Ist es, weil sie so ungeheuer intelligent ist, oder gibts andere Gründe?
Was bisher viel zu wenig beleuchtet wurde ist die Rolle der Medien.
Nicht jene über deren Sensationsgier.
Ich meine etwas viel Relevanteres:
Den Einfluss der Medien auf die "Erziehung" von Frau Kampusch.
Was war?
Kein Handy, kein Internet, kaum Fernsehn, kaum Menschen.
statt dessen: Radio, Bücher und Magazine.
Ich glaube, dass sie deswegen Imperfekt verwendet, sehr geformte Sätze.
Hier, man verzeihe mir die Ferndiagnose, handelt es sich um einen Fall extremer, durch grausame Umstände erzwungener "Literalität".
Meine Prognose (man wir es sicher in den nächsten Tagen hören):Sie hat nicht nur gehört und sehr viel gelesen, sie hat sicher auch sehr viel geschrieben.
Sie und ihre Sprache stammt aus einer anderen Zeit und trotzdem:
Sie zeigt, wie wichtig "das Wort", "die Sprache","das Buch", kurz die Literalität in der Bildung ist.
Ja, sie wird innerhalb kurzer Zeit die Matura machen.
V.a. deswegen, weil sie - zwar unter entsetzlichen Bedingungen, aber doch-literal erzogen wurde.
Sie wird sehr bald ein Buch schreiben, ich bin sicher, sie kann sich schriftlich extrem gut ausdrücken.
Wir könnten für unser Bildungssysytem extrem viel von Natascha Kampusch und ihrem Schicksal lernen.
Einerseits über die Wirkung von Medien (z.B. indem wir nachlesen, was Marshall McLuhan über ihre enorme Wirklichkeit schaffende Kraft geschrieben hat)
Andereseits über den "bildenden" Charakter von Büchern und der Kraft des Schreibens.
Und schliesslich auch über eine zu schaffende Durchlässigkeit des Schulssystems:
Da hat jemand nicht einmal einen Volksschulabschluss, und trotzdem lässt man sie (richtigerweise) ganz individuell auf kürzestem Weg die Matura nachmachen.
Was für Natascha Kapusch gilt, möge für alle gelten.
Als Grundprinzip:
Je nach Fähigkeiten den angemessenen Bildungsweg individuell massschneidern lassen.
Aussergewöhnlich, aufrührende Fälle könnten vielleicht Aussergewöhnliches anstossen.
Was mir abschliessend noch zur "Literalität" und die so wichtige Aufgabe jeder Schule, den Jugendlichen die Welt der Bücher zu öffnen auffällt:
In keinem westlichen Land werden Bibliotheken so intensiv genutzt, wie im PISA-Siegerland Finnland.
andrea (Gast) - 7. Sep, 10:21

Ihr Kommentar ist wohl mehr als daneben:

In den 8 Jahren ihrer Kerkerhaft blieb ihr wohl nichts anderes übrig als entweder verrückt werden
oder sich mit den ihr zur Verfügung stehenden Mitteln zu bilden.

Bücher sind wichtig, keine Frage.

Aber von Fr. Kampusch's Ausdrucksfähigkeit auf ihren allgemeinen Bildungsstand zu schließen und gleich
darauf Forderungen für die restl Schülerwelt zu stellen ...

werner (Gast) - 7. Sep, 16:59

Warum daneben, Andrea?
Sie selbst haben geschrieben: "In den 8 Jahren ihrer Kerkerhaft blieb ihr wohl nichts anderes übrig als entweder verrückt werden
oder sich mit den ihr zur Verfügung stehenden Mitteln zu bilden. "

Wenn es dieses Mädchen schafft, sich selbst besser auszubilden, als das unsere Lehrer in unserem ach so tollen Schulsystem schaffen, dann sollte das wirklich ein Denkanstoß sein.
andela (Gast) - 7. Sep, 17:24

Sg. Werner,

worauf stützt sich denn Ihre Annahme, dass Frau Kampusch besser ausgebildet sei als
andere junge Menschen in ihrem Alter, die die Reifeprüfung absoviert haben???
andrea (Gast) - 7. Sep, 18:05

@werner

Vielleicht deshalb mehr als daneben, weil Schüler inkl. deren Eltern sich im großen und ganzen
aussuchen können welche Bildungsart die geeignete ist.

Das Mädl hatte absolut keine Wahl und wahrscheinlich auch nicht viel Mitspracherecht was
ihr an Bildungsmaterial und in welchem Umfang zur Verfügung steht.
Soll das vielleicht eine optimale nachahmenswerte Handlungsweise sein?

Wir wissen von ihrem Auftritt in den Medien, dass sie sich gewählt ausdrücken kann ...
jedoch nur die Ausdrucksweise macht noch keinen gebildeten Menschen. (Wie es mit
ihren Fremdsprachenkenntnissen aussieht wissen wir nicht, detto Mathematik und Natur-
wissenschaften)

Und genau das geht uns im Grunde genommen nichts an - es sei denn Fr. Kampusch bittet
einzelne Mitmenschen dezidiert um Hilfe. Man muss nicht aus Mediengeilheit und weil die
nächsten Wahlen vor der Tür stehen mit dem Unglück anderer hausieren gehen.
andreas (Gast) - 7. Sep, 21:03

ich stimme der andrea voll zu.

Ein Skandal, dass Politiker Anlassgesetzgebung in diesem Land betreiben.

Es sollte außerdem keiner (vor allem keine Politiker) mutmaßen und Ferndiagnosen stellen!!! Eine Schande.
brigitte (Gast) - 7. Sep, 21:13

ausdrucksweise

zitat von Andrea, gepostet 7.9.06, 18:05:
"...jedoch nur die Ausdrucksweise macht noch keinen gebildeten Menschen. (Wie es mit
ihren Fremdsprachenkenntnissen aussieht wissen wir nicht, detto Mathematik und Natur-
wissenschaften)..."
eine so präzise sprache ist hinweis auf bildung im sinne von einer gut entwickelten
fähigkeit zu verknüpfen und abstrahieren. Die ja mehr ist wie bildung im sinne von
faktenwissen.
daher ist die überlegung, für die, deren begabungen in der richtung liegen, andere zugänge
zum vermitteln von bildung zu ventilieren, durchaus zulässig. sintemalen ;-)es ja genug
beispiele von kulturen gibt, die mit ähnlichen bildungsansätzen denkhöhenflüge
hervorgebracht haben, die den heutigen zumindest nicht nachstehen.

mfg, brigitte

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Falls Sie tippfehler finden, dürfen Sie sie gerne behalten
Chepedaja (Gast) - 7. Sep, 16:26

Ö1

Alles richtig Hr. Chorherr. Einen Aspekt erwähnen Sie allerdings nicht: Fr. Kampusch soll "intensiv" das Programm Österreich 1 verfolgt haben. Welche Teenager hören schon Ö1? Schaut man sich Höreranteil von Ö1 an (ich glaub bei rund 4%), braucht man sich angesichts des Dauerdudelfunks nicht wundern...
Dieser Fall zeigt, ob Literalität oder Radio, dass es Qualität braucht. Die sich aber oft schwer verkaufen lässt und in unserer durchökonomisierten Welt daher immer mehr unter den Tisch fällt ...

brigitte (Gast) - 7. Sep, 21:17

ö1 hören

es funzt aber. meine drei söhne im teenager alter hören auch (ungezwungen!) ö1-wort-
sendungen, und das seit jahren, und es fasziniert sie, regt zum sie denken und fragen an.

lg, brigitte

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Wer tippfehler findet, darf sie behalten
Uwe Kranner (Gast) - 7. Sep, 17:00

Biologie des Lernens

Über allen Kommentaren der Pädagogen und allen PISA-Studien ruht die Biologie der Entwicklung. Längst wissen wir aus verschiedensten Forschungen der Bereiche Entwicklungspsychologie und Entwicklungspsychobiologie (man denke an Hilarion Petzold) aber auch durch die Erkenntnisse Maria Montessoris und Alfred Tomatis, dass es in der Biologie der Kinder angelegt ist, sich entwickeln (bilden) zu wollen. Sensible Phasen währen der Entwicklung des Gehirns beginnen bereits pränatal mit der Steuerung dieser "Suche" der heranwachsenden Kinder nach Information und Inhalten.
Dies alles ist nicht neu. Dies alles ist immer präsent in unserer eigenen Entwicklungsgeschichte. Wir haben bloß den Respekt, die Achtung vor den Kindern, den Menschen und dem Leben verloren.
Natascha Kampusch hat unmenschliches erlebt, dies steht fest. Eine "Unmenschlichkeit", die wir jeden Tag unseren Kindern in den bestehenden Systemen zumuten ist ihr aber (bis jetzt) erspart geblieben: sie durfte bei sich sein, ihrem SEIN gemäß - sich selbst entwickeln. Unsere Kinder dürfen nicht bei sich sein, sondern werden trainiert, schlecht ausgebildeten Pädagoginnen und Pädagogen zu gehorchen. Natascha Kampusch horchte auf ihre eigenen Entwicklungsbedürfnisse und konnte vieles wahrscheinlich nicht befriedigen, aber die Bedürfnisse ihrer Intelligenz und ihrer Persönlichkeit eindrucksvoll positiv.
Wenn die Verantwortlichen der (Bildungs-)Politik aufhören, Standards zu definieren, die einzig in der Vergangenheit sich begründen (dies tun Standards immer) sondern den Kindern das Vertrauen schenken, dass sie sich in vorbereiteter Umgebung (Montessori) selbständig zu Erwachsenen einer NEUEN Generation entwickeln, kann Neues entstehen.
Neben Kampusch ist auch der Krieg im Libanon ein Fingerzeig auf das Bildungssystem: wenn genau eine Generation später, wieder die politische, gesellschaftliche und soziale Ausgangslage vorhanden ist, dass eine Wiederholung des Krieges möglich ist. Auch das ist nicht biologisch, sondern menschlich, von rationalistischen und technokratischen, ewig gestrigen Gedanken geprägt.

Wolfgang Penz (Gast) - 7. Sep, 21:19

Ach ja, es ist so eine Sache mit Eiferern. Einfach die Kinder bei sich sein lassen, alles andere ergibt sich von selber, alles andere gleicht dem Training von Zirkuspferden, das ja mittlerweile schon verboten ist.
Als wenn es so einfach wäre. Ich kann Ihnen unzählige Beispiele nennen, wo diese Methode (Montessori) als alleinseligmachender Weg im Fanal endete. Als Personalchef habe ich da so manche Wunder mit Jugendlichen erlebt: Elemantare Grundkenntnisse der deutschen Sprache, Orthografie und des Ausdrucks mit 17/18 Jahren nicht vorhanden, verschüttet oder nicht gefestigt. "Ich hatte eben selten Lust, mich dem zu widmen." Prozentrechnungen? Mussten wir in der Schule nicht machen, wenn wir nicht wollten. Ich habe lieber in einer Ecke gelesen." Oder: "Herr Personal....., äh wie heißen Sie doch gleich?-Ich kann heute nicht zum Vorstellungsgespräch zu Ihnen gehen [sic], weil ich bin nicht so gut drauf. Haben Sie vielleicht morgen Zeit?"
Ein Freund klagte: "Meine Tochter (12 Jahre Montessori-Prägung) ist fix und fertig. In 3 Wochen Zugangsprüfung für Psychologie-Studium. Ein 2-bändiges Werk soll sie bis dahin durchackern. So viel Energie musste sie noch nie aufwenden. Bis jetzt konnte sie immer dann lesen, lernen, wenn sie Lust hatte. " Frechheit. Da sollen die Psychologen gefälligst die Zugangskriterien ändern! Am besten einige Comics zur Einstimmung studieren!
Damit wir uns nicht falsch verstehen: Montessori weist auch gute, innovative Zugänge auf, aber sich allein darauf zu verlassen, heißt von allen guten Geistern verlassen zu sein. Aber vielleicht muss ich auch erst Anatomie dann lernen, wenn ich als Arzt vor einer Knieoperation stehe , die ich jedoch erst dann vollziehen kann, wenn ich mich innerlich dazu bereit fühle. Patient muss eben so lange warten.
andrea (Gast) - 8. Sep, 13:51

@ Wolfgang Penz

Ui - das mit dem Personalchef ist ein gaaaanz schlechtes Beispiel. Bin schon neugierig wie
lange Sie auf Antworten in Richtung "Personalchefs/Firmen erwarten zu viel" warten müssen ;)
BP (Gast) - 7. Sep, 17:18

>Wir könnten für unser Bildungssysytem extrem viel von Natascha Kampusch
>und ihrem Schicksal lernen.

Sie haben ja sooo recht.

Alle Kinder sollte man mehrere Jahre in Skinner-Boxen mit Büchern sperren, damit sie Imperfekt sprechen. - Wäre eine genauso plausible Ferndiagnose.

Ihr Engagement für Öffis in Ehren, aber Ihr Beitrag ist gewagte Trittbrettfahrerei.
Auch ich bin für ein durchlässiges Schulsystem, aber ich finde Ihren Beitrag peinlich und schamlos.

a (Gast) - 7. Sep, 17:19

nicht notwendig

auch wenn dieser fall durchaus interessante schlüsse zulässt, macht es trotzdem einen unguten eindruck, ganz besonders hinsichtlich der wahlen, das derzeitige enorme interesse der öffentlichkeit für eigene (in diesem fall grüne) themen zu missbrauchen.
auch wenn ihr anliegen sicherlich kurzfristig mehr menschen erreichen wird, es wird ebensoviel schneller wieder vergessen werden, in dieser flut von information, die den fall oder dessen umfeld betreffen. zurück bleibt das ungute gefühl, die klappe nicht gehalten zu haben, wenn dies angebracht gewesen wäre.
es reicht, den anderen (derzeit "nur" övp, bzö, spö) dieses feld zu überlassen. und grundsätzlich erwarte ich von grünen, von solcher politik die finger zu lassen.

OL (Gast) - 7. Sep, 17:47

Apropos Bildung

Ich empfehle ihnen einen Rechtschreibkurs mit Hauptaugenmerk auf
die "S-SCHREIBUNG".

eb66 (Gast) - 7. Sep, 18:04

Bildung = Rechtschreibung?

Es Bedarf einiges an Aufwand, einen guten Inhalt zu erarbeiten und es Bedarf einiges an Aufwand, die korrekte Form (= hier Rechtschreibung) einzuhalten. Steht nur ein gewisser Ressourcenpool zur Verfügung gilt die Formel
INHALT x FORM = const.
Ich finde Beiträge insteressanter, die sich mehr auf den Inhalt konzentrieren, auch wenn die Form darunter leidet.
Ich habe die Erfahrung gemacht, dass Menschen, die sich sehr auf die Form konzentrieren, sich nicht mit dem Inhalt auseinandersetzen wollen bzw. können.
eb66 (Gast) - 7. Sep, 17:54

Wann kippt das Monopol?

Der Fall zeigt, dass die Gleichung Schule = Bildung so nicht stimmt. Denn einerseits kommen viele Menschen mit nicht ausreichender Bildung aus dem Schulsystem, andererseits kann Bildung offensichtlich auch außerhalb des Schulsystems erworben werden. Mir drängt sich der Verdacht auf, dass unser Schulsystem in erster Linie für "Sortier"-aufgaben geeignet ist, in zweiter Linie zur Sicherung von (LehrerInnen-)Arbeitsplätzen und erst in dritter Linie zur Vermittlung von Bildung.
Allerdings hat unser Schulsystem eine gewaltige Monopolstellung: es ist die einzige Institution, die - fast kostenfrei - Zertifikate über Bildung ausstellt und so die Zukunft der österreichischen Jugend bestimmt. Das Zeugnis der öffentlichen Schule ist *die* Zugangsberechtigung für gute Arbeitsplätze.
Dass Kinder auch ohne Schule in der Lage sind sich Bildung anzueignen - i.A. sogar effektiver und effizienter - ist mit vielen Beispielen belegt (siehe z.B.: "Denn mein Leben ist Lernen", Olivier Keller). Allerdings ist dieser Weg - meiner Meinung nach vor allem durch die Monopolstellung und die damit verbundene Zertifikatsvergabe durch die Schulen - für Eltern sehr schwierig zu gehen.
Möglicherweise kann ja dieser drastische Fall bei vielen ÖsterreicherInnen bewirken, dass 1. Bildung bereits vor der Vorksschule beginnt und dass 2. Bildung im Wesentlichen nicht in unserem Schulestem vermittelt wird bzw. vermittelt werden kann.
Liebe Eltern: nehmt die Schule nicht so ernst! Schulnoten sind weder ein Beweis für Bildung noch ein Beweis für keine Bildung.

brigitte (Gast) - 7. Sep, 21:24

den nagel am kopf usw.

"Zertifikate über Bildung" [ausgestellt von der schule]

besser asudrücken geht nicht.

lg, brigitte

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behalte die gefundenen schreibfehler
MM (Gast) - 7. Sep, 18:01

AUTSCH!

Was Sie da schreiben ist menschenverachtend.

An unserem Schulsystem gilt es vieles zu verbessern; Aber die kausale Kette, die sie schmieden, ist zu abenteuerlich. Meine Vorposter haben das schon richtig angemerkt.

Hier passt eine Szene aus "Annie Hall":

MAN: Einerseits über die Wirkung von Medien (z.B. indem wir nachlesen, was Marshall McLuhan über ihre enorme Wirklichkeit schaffende Kraft geschrieben hat)

WOODY ALLEN: What can you do when you get stuck on a movie line with a guy like this behind you?

MAN: Now, Marshall McLuhan--

WOODY ALLEN: You don't know anything about Marshall McLuhan's work--

MAN: Really? Really? I happen to teach a class at Columbia called TV, Media and Culture, so I think that my insights into Mr. McLuhan, well, have a great deal of validity.

WOODY ALLEN: Oh, do you?

MAN: Yeah.

WOODY ALLEN: Oh, that's funny, because I happen to have Mr. McLuhan right here. Come over here for a second?

MAN: Oh--

WOODY ALLEN: Tell him.

MARSHALL McLUHAN: -- I heard, I heard what you were saying. You, you know nothing of my work. How you ever got to teach a course in anything is totally amazing.

WOODY ALLEN: Boy, if life were only like this.


PS:
Wenn Sie mit dem österreichischen Schulsystem besser vertraut wären, würden Sie wissen, dass NK, wenn es mit rechten Dingen zugeht, NIEMALS innerhalb kürzester Zeit die Matura nachholen kann!

Ich empfehle NK eine Studienberechtigungsprüfung.

eb66 (Gast) - 7. Sep, 18:10

Warum nicht?

Das klingt nach: was nicht sein DARF, kann nicht SEIN!

Wenn Sie die menschliche Lernfähigkeit nicht unterschätzen würden, wüßten Sie, dass Frau Kampusch die Inhalte für die Matura in *spätestens* zwei Jahren erarbeitet haben wird.

Und wenn Sie unser Schulsystem besser kennen würden, wüßten Sie, dass Natascha die Matura *spätestens* in einem Jahren haben sollte ;-)
MM (Gast) - 7. Sep, 18:46

Weil es eben nicht nur an ihr liegt, sondern auch an den Prüfungsvorschriften. Diese will ich nicht gut heißen, im Gegenteil! Aber als Lehrer in einer Externistenprüfungskommission, der selber Externistenmatura gemacht hat, kann ich ihr nur die Studienberechtigungsprüfung empfehlen.

Soll sie doch lernen, was ihr Spaß macht.
Eine Matura würd ich mir nicht antun.
robbe (Gast) - 7. Sep, 18:53

Wenn sie eine Abendmatura macht geht das in 2 jahren/ vielleicht auch in einem?
aber man darf nicht vergessen, dass NK vieles anderes als lernen nachzuholen hat. Sie hat jetzt 8 Jhare gelernt, da wird sie auch dazwischen leben wollen und nicht ständig lernen.
Es gibt genügend junge Leute die normal mit 20 Jahren maturieren, lasst NK lernen aber vor allem lasst sie leben. manche erfahrungen muss man machen, und das gilt auch für sie. Das ist ja das schöne an der Jugend: man kann dumme dinge machen und es ist nicht so schlimm, aber man lernt daraus.
Eine Studienberechtigungsprüfung ist eine gute Idee, aber nur wenn sie wirklich studieren will. ich schätze sie hat jetzt keine Vorstellung davon.
Squire (Gast) - 7. Sep, 20:15

Heimlich, still und wortreich

Grundsätzlich gebe ich den Ausführung von cc recht. Insbesondere ist es beschämend,
dass ausgerechnet der Deutsch-Unterricht fast in allen höheren Schulen nur als Jux
bezeichnet werden kann, und hier das Bildungsniveau besonders niedrig ist. Die
beschriebene "Literalität" ist bei Natascha Kampusch absolut gegeben. Ein den
Fähigkeiten entsprechender individueller Bildungsweg wäre freilich grundsätzlich zu
befürworten. In manchen Ländern gibts dieses Prinzip ja schon. Es ist in unseren
Breitengraden üblich, auf die Defizite hinzuweisen (au weia, scho wieda a fetzn in
Mathe), und die ausgeprägten Qualitäten als gegeben hinzunehmen. In dieser Hinsicht
mag vielleicht eine Bildungsdiskussion angeregt werden. Tja, und in Finnland läuft so
einiges besser als in Österreich...

andrea (Gast) - 8. Sep, 13:56

@squire

Wenn Sie schon der Meinung sind, dass der Deutsch-Unterricht an höheren Schulen mittelmäßig ist.
Dann schauen Sie mal (in Wien) in Richtung MIttelschule/Hauptschule - dort ist es noch
katastrophaler.
Squire (Gast) - 10. Sep, 02:13

Ja, diesbezüglich kann ich Ihnen nur recht geben. Was aber nichts daran ändert, dass
der Deutsch-Unterricht INSGESAMT, und INKLUSIVE der höheren Schulen
vernachlässigt wird. Wobei ich mir dessen bewusst bin, dass es Ausnahmen gibt.
Hängt auch stark von den Lehrern ab. Die sprachlichen Qualitäten sind aber -
und an dieser Stelle kann es ja auch um Politik wenigstens im weitesten Sinne gehen -
auch seitens der "Repräsentanten" Österreichs beschämend. Plumpe Rhetorik und
vorgegebene Sprachbasteleien sollten vernunftbegabte Menschen nicht hinter dem
Ofen hervorlocken können... Was sollte also (derzeit) groß von einer
"Bildungsoffensive" erwartet werden?

bg,
Squire
Ratio (Gast) - 3. Apr, 20:47

in Finnland

Stimmt! In Finnland läuft so einiges besser.
Schon einmal kritisch hinterfragt, warum
das so ist? Ohne ideologische Scheuklappen.
Und ohne verinnerlichte Denkverbote.
IL (Gast) - 7. Sep, 21:27

Die Pappn halten

Lieber Christoph

Du hast eine einmalige Gelegenheit verpaßt, die Goschn zu halten.

Das arme Mädchen für Deine bildungsbürgerliche Argumentation einzusetzen, zeugt
davon, daß Du selber noch viel lernen mußt im Leben.

Hermann Schindler (Gast) - 8. Sep, 08:15

Dürfen wir auch erfahren, was nach Meinug von IL Herr Chorherr zu lernen hat? Mir klingt der Kommentar "... Goschn halten ..." danch, als hätte IL selbst zu oft die Goschn zugehalten bekommen.
derbaron - 8. Sep, 10:30

IL

Ich schätze gerade auf diesem Weblog, daß man nicht ständig aufeinander einschimpft, sondern vernünftig miteinander diskutieren und unterschiedliche Standpunkte austauschen kann. Sie mögen anderer Meinung sein als CC, das ist legitim. Vertreten Sie Ihre Position bringen Sie Ihre Gegenargumente, aber ersparen Sie uns allen bitte inhaltslose Beschimpfungen. Derartiges disqualifiziert niemanden mehr als Sie selbst.
creature - 8. Sep, 12:23

richtig, er wäre im orf forum besser aufgehoben, bzw unter seinesgleichen!
IL (Gast) - 9. Sep, 18:48

Wenn der CC seinen Käse...

...nur auf seinem Weblog publizieren würde!

Aber der Mist war ja auch im ORF zu lesen mit einer Verlinkung hierher.

Keine Angst, war eh das erste und letzte Mal, daß ich in dieser Spießerecke gelandet bin.
derbaron - 9. Sep, 23:14

Na und? Haben Sie ein persönliches Problem mit anderen Meinungen? Ich bleibe dabei, IL, Sie haben bisher kein einziges Argument zur Sache oder eine Begründung für Ihren Unmut abgegeben sondern ergehen sich nur in Beschimpfungen. Das ist entbehrlich.
david ramirer - 9. Sep, 23:24

@IL

es ist nun mal so, dass politiker - gerade in vorwahlzeiten - ihre meinung zu aktuellen themen äußern. herr chorherr tut das löblicherweise auch wenn nicht gerade vor-gewählt wird.
die aufforderung "die goschn zu halten" kommt ja fast schon versuchter demokratieverhinderung nahe!

auch sie sollten noch so manches lernen... gemeinsam mit nahezu allen menschen.
ab (Gast) - 8. Sep, 00:26

mr

Heast,
dees giibds jo ned, woos iia doo reeds.
Uund woos de gambusch do daheaa red feaschdeed jo ee kaana.
A soo a Schaaß. Fia de hungadn aungaschiean, wea brauchdn dees?
Und Büdung, wea brauchdn dees?
Haubdsoch mei GTI foat!
Uund de Steareoaunlog is laud uund hood an Bauerbass!
Heast I red wia mia de Goschn gwoxn is.
Oba de gambusch is jo ned zum vasteeh.
Heast wos soi deen dees, heast oida!

elikai (Gast) - 8. Sep, 01:21

So einfach ist das also...

...in Zukunft werden wir also alle Kinder im Alter von 10 - 18 Jahren in ein Verlies sperren, und der Turm von PISA wird schlagartig geradegerückt.

Peda (Gast) - 8. Sep, 06:52

Glückshormone

Ja, ich glaube auch, dass sich diese junge Frau durch Bücher gut bilden konnte;
Ich glaube nicht, dass sie schreiben durfte, und durch Bücher lesen, lernt man auch nicht rechnen;
deswegen wird die Matura schwerer werden als wir denken.
Warum die Frau Kampusch so gut drauf ist, erklär ich mir damit, dass diese Psychoheinis
all ihre Psychopharmaka und Glückshormone ausprobiert haben und ihr zugeführt haben.
Ich kann nicht verstehen, wie die Wiener Jugendanwältin da dabei sein darf,
die ist doch sowas von inkompetent und hat keine Ahnung.
Bei Kampuschs Fernsehauftritt hat manauch gemerkt, dass sie immer wieder Formulierungen von
ihren Psychoheinis verwendete.

Hermann Schindler (Gast) - 8. Sep, 08:12

Daraus lernen

Und welches sind nun die Kräfte in unserer Gesellschaft, die unseren Erziehungsmassnahmen (Schule, Bildungsangebote, Elternhaus) beinahe global entgegenarbeiten, so daß Bildung als anstrengend und von der eigenen Persönlichkeit als ablenkend empfunden wird? Und wie können wir sie wirkungslos machen oder sogar für unsere Zwecke ausnützen?
Abgesehen einmal von den Individualkräften wie Neugier und der Summe der MIkro-Egoismen (als Ablenker und Blockaden eines bessern Bildungszuganges) etc, ist es momentan kaum vorstellbar, dass ein/e Bildungsminister/in wie Gehrer und ff dieses Real-Experiment Kampusch positiv auswerten, nämlich eine Veränderung des status quo ermöglichen. Warum? Es erscheint mir so unzeitgemäß und zutiefst frustrierend, daß wir als Gesellschaft derart unbeweglich sind.

horst (Gast) - 8. Sep, 08:25

Man kann sicher über Schulsysteme diskutieren, aber Fr. Kampuschs Ausdrucksweise dafür zum Anlass zu nehmen - noch dazu im Wahlkampf - finde ich auch nicht so glücklich...
Abgesehen davon basiert ihre "Literalität", wie Sie es nennen, ja nicht auf irgendeinem "Schulsystem", sondern den generellen Umständen, mit denen sie in den letzten Jahren fertig werden musste. Für sie waren Bücher eine Beschäftigung in der "Zeitlosigkeit" und eine Ablenkung des "unangenehmen Alltags". Viele Schüler empfinden allerdings die Schule als diesen "unangenehemen Alltag" - natürlich kann man das teilweise auch hinterfragen, aber es kann nicht soweit gehen, dass Kinder plötzlich aus Flucht vor dem Alltag lieber lernen und in die Schule gehen...
Bei den Systemen zur Ausprägung der eigenen Bedürfnisse darf man doch in diesem Zusammenhang nicht vergessen: sie hatte doch keine andere Wahl! Sie erwähnen richtigerweise: Kein Handy, kein Internet, kaum Fernsehn, kaum Menschen - das war allerdings sicher nichts, was den "eigenen Bedürfnissen" entsprochen hat. Sollen wir daher jetzt wieder alle jungen Menschen in getrennte Internate stecken, damit sie möglichst wenig Ablenkung bekommen und sich aus "Langeweile" mit Büchern / Fantasien / Gedanken / Wissen beschäftigen?

georgcracked - 8. Sep, 08:53

den gedanken kenne ich doch...

http://bigloadmp3.twoday.net/stories/2621798/

Mit herzlichen Grüßen,
Georg Cracked

spu (Gast) - 9. Sep, 17:55

Und noch Internet...

...das hätte das Bildungsprogramm abgerundet, aber das werden sicher auch wieder ein paar daneben finden, das zu bemerken. Ergänzend zu dieser wunderbaren Diskussion: 1. dem eingesperrt sein gingen zehn Jahre voraus, die offenbar zumindest eine Basis für diese weitere Entwicklung waren, 2. auch wenn in einigen Teilen Diktion des Interviews der Einfluss der Betreuer und Therapeuten zu vermuten ist (z.B. den "Pakt" mit dem Kind), dann setzt das voraus, dass sie in den wenigen Tagen diese Bilder aufnehmen konnte, 3. jedes Interview an sich ist Interaktion und nicht einfach ein Dressurakt, auf den man sich vorbereiten kann.

Ein Glück nur, dass offenbar die Medien der "sozialen Kompetenz" News und Krone, die uns Herr PR-Berater Ecker anpries, nicht bei der Bildungslektüre war... aber im Ernst: Auch daraus würde man im Laufe von acht Jahren lernen, wenn sie mit anderen Informationen relativiert werden.

Der Misanthrop (Gast) - 9. Sep, 22:03

Versagen der Staatspädagogik

Man könnte fast meinen, das Mädchen hätte Glück im Unglück gehabt.
Die Isolation in den Fängen eines scheinbar doch literal gebildeten
Entführers bewahrte sie vor den verderblichen Einflüssen einer
medial gesteuerten modischen Verluderung. Und vor einer Verbildung
durch ein - so habe ich es erfahren - geistloses Regelschulwesen.
Die Bücher, welche Natascha in aller Geruhsamkeit las, die wurden
unsereinem diktiert, wir mussten Titel und Jahreszahlen auswendig
lernen, dazu nichtssagende Namen. Was wir lasen, war Zwangsliteratur.
Ich bin mir nicht sicher, dass Nataschas Worte immer authentisch sind, aber
wie auch immer wird eines vermittels ihr manifest: das Versagen
einer institutionell eingerichteten und durch ihre Pragmatisierung
faul und träge gewordenen Staatsbeamtenpädagogik.

david ramirer - 9. Sep, 23:18

ihre gedanken zu dem thema gefallen mir teilweise,

aber ich werde die grünen trotzdem nicht wählen.
nichts für ungut.

ab (Gast) - 10. Sep, 19:37

Eingesperrt

Die Verantwortlichen der katastrophalen österreichischen Bildungspolitik gehören für 8 Jahre eingesperrt! (und zwar die aller Regierungen!!)
Auch wenn das die Grünen wahrscheinlich nicht befürworten, werde ich sie wählen.
ab
p.s.: Und warum muß man dauernd irgendein verzerrtes Wort eingeben, wo doch eh schon vielzuviele verzerrte Wörter herumschwirren?

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