Gedanken zum Wahlausgang
von cc am 30.09.2013
Es lohnt, einen Wahlabend erst einmal zu überschlafen, dann die Auszählung der Wahlkarten abzuwarten, und schließlich Wahlergebnisse genau anzuschaun und nachzudenken.
Jetzt möchte ich einmal diese hervorragende Analyse von Georg Günsberg empfehlen. Sie richtet ihren Blick auf eine längere Perspektive und erhellt damit Trends.
(Nachfolgende Grafiken sind aus Günsbergs Blog)
Klar ist der langfristige und kontinuierliche Abstieg von ÖVP und SPÖ:
Ebenso klar ersichtlich ist das Wachstum der Grünen
Hier ist jetzt klar zu erkennen, wo wir Grüne stark/oder schwach sind.
1. Bildungsabschluß (jeweils oben anklicken)
Bei Menschen mit Hochschulabschluß sind wir die Nr 1, je geringer der formale Bildungsgrad, desto schwächer unser Abschneiden
2. Bei untenstehenden zwei Grafiken (Alter & Geschlecht) zeigt sich:
Je weiblicher und je jünger desto stärker, je männlicher und älter desto schwächer.
Bei Frauen unter 29 sind wir Nr 1, bei Männer über 60, naja...
Hier zeigt sich: Wir haben einen Hoffnungsbereich: Männer!
Was das genau heisst, das soll uns in der nächsten Zeitbeschäftigen.
Gute Resultate erzielen wir in urbanen Räumen (Wenn ich drei Beispiele nennen darf: Nr 1 in Innsbruck und Graz, Nr 2 in Klagenfurt und in vielen anderen Städten auch) aber auch überall dort, wo wir kompetente, engagierte Menschen vo Ort haben, welche die Wähler/innen kennen. Hier ein Ort ausgerechnet im Weinviertel als Beispiel:
Schliesslich: Wir haben in allen 9 Bundesländern gewonnen, auch in Wien, wie wir jetzt, nach Auszählung der Wahlkarten wissen.
Und: Wir haben bundesweit das beste Ergebnis, das wir je hatten. Auch wenn wir alle uns mehr erhofft haben.
Die Debatte um die Mariahilferstrasse scheint kaum einen Einfluß aufs Wahlverhalten in Wien zu haben, innerhalb des Gürtels bleiben wir die Nr 1.
Wo die Neos stark sind, haben wir nicht so stark gewonnen, neben der ÖVP haben auch frühere Grün-Wähler/innen Neos gewählt.
Im Unterschied zur ÖVP ist es uns aber gelungen neue Wähler/innen anzusprechen, daher unser Zuwachs.
Christoph Hofinger von Sora meint, daß uns die Neos ca 2 Prozentpunkte "gekostet haben.
Deswegen ein paar Worte zu den Neos.
Vorweg nochmals Georg Günsberg.
Auch hier hilft die längerfristige Perspektive.
Die Neos sid heute wieder inetwa dort, wo das LIF schon einmal war:
Vorerst möchte den Neos ausdrücklich meinen Respekt ausdrücken. Statt wie so viele nur über "die Politik" zu schimpfen, haben sie sich aufgerafft und versuchen es besser zu machen.Einiges an ihrem Programm halte ich für positiv, v.a. ihr Einsatz für Bildung.
Manch anderes halte ich für wenig schlüssig (sehr freundlich ausgedrückt).
Wie man gleichzeitig Steuern deutlich senken, und ohne deutliche Steigerung der Arbeitslosigkeit die Staatsquote senken kann, und gleichzeitig in Schulen investieren kann, das erschliesst sich mir nicht.
Tom Schaffer hat hierzu noch vor der Wahl einen lesenswerten Beitrag geschrieben.
OK, die nächsten Monate und Jahre werden zeigen, was sie hier wirklich wollen.
Viele Wähler/innen, auch solche mit starken Grün-Symphatien haben diesmals aus folgendem Grund Neos gewählt . Ich selbst habe es mehrfach gehört:
"Auch ich möchte wie Ihr Grüne den Stillstand in Österreichs Politik überwinden. Und v.a. nicht nocheinmal eine rot/schwarze Koalition. Das gelingt aber nur, wenn die Neos ins Parlament kommen. Deswegen wähle ich diesmal sie, weil der Unterschied zwischen 3,8% und 4,2% bei den Neos viel relevanter ist, als ob ihr 14% oder 14,2% bekommt"
Wir Wiener Grüne werden uns bei der Gemeinderatswahl 2015 jedenfalls sehr um jene bemühen, die am Sonntag Neos gewählt haben.
Noch ein Wort zur FPÖ:
Ein letztes Mal eine "Günsberg-Grafik":
Der Anteil der FPÖ war schon früher erschreckend hoch. es ist ein "unfortunately more if the same".
Absolute Neuigkeit ist es aber auch nicht.
Und ja, da muß auch uns etwas einfallen.
Wählerströme zeigen, daß wir, wenn auch im überschaubaren Ausmaß, sowohl vom BZÖ als auch von der FPÖ gewonnen haben.
Ich weiss es ist schwierig, und wir muten mit unserer Politik Menschen etwas zu, aber da ist in Zukunft, v.a. aus demographischen Gründen noch viel mehr möglich.
Interessant ist hier Wien. Was wurde uns da nicht alles Schreckliche vorhergesagt.
Und jetzt das: Totaler Absturz der ÖVP, und nach Wahlkarten liegt unser bescheidener Zuwachs gar ein kleines Stück über dem der FPÖ.
Auch wir müssen immer wieder unsere Positionen neu justieren und gewichten.
Unseren Dreiklang Nachhaltigkeit/Gerechtigkeit/Selbstbestimmung sollten wir, meine ich, sowohl auf Bundesebene wie auch in Wien mit neuem Leben füllen.
persönliches Fazit: Ich habe bei dieser Wahl mehr für uns erhofft, aber nicht viel mehr erwartet. Trotzdem: Wir haben ein plus von 1,9 Prozentpunkten.Die FPÖ eines von 3,1.
Wenn zweiteres medial als großer Sieg gefeiert wird, kann zweiteres keine Niederlage sein.
Unsere Klubwahlwette dürfte ich gewonnen haben.
PS: Hier noch drei weitere Wahlanalysen, die auch sehr bedenkenswert sind.
Michel Reimon
Marco Schreuder
Rudi Fussi
Volker Plass
Jetzt möchte ich einmal diese hervorragende Analyse von Georg Günsberg empfehlen. Sie richtet ihren Blick auf eine längere Perspektive und erhellt damit Trends.
(Nachfolgende Grafiken sind aus Günsbergs Blog)
Klar ist der langfristige und kontinuierliche Abstieg von ÖVP und SPÖ:
Ebenso klar ersichtlich ist das Wachstum der Grünen
Hier ist jetzt klar zu erkennen, wo wir Grüne stark/oder schwach sind.
1. Bildungsabschluß (jeweils oben anklicken)
Bei Menschen mit Hochschulabschluß sind wir die Nr 1, je geringer der formale Bildungsgrad, desto schwächer unser Abschneiden
2. Bei untenstehenden zwei Grafiken (Alter & Geschlecht) zeigt sich:
Je weiblicher und je jünger desto stärker, je männlicher und älter desto schwächer.
Bei Frauen unter 29 sind wir Nr 1, bei Männer über 60, naja...
Hier zeigt sich: Wir haben einen Hoffnungsbereich: Männer!
Was das genau heisst, das soll uns in der nächsten Zeitbeschäftigen.
Gute Resultate erzielen wir in urbanen Räumen (Wenn ich drei Beispiele nennen darf: Nr 1 in Innsbruck und Graz, Nr 2 in Klagenfurt und in vielen anderen Städten auch) aber auch überall dort, wo wir kompetente, engagierte Menschen vo Ort haben, welche die Wähler/innen kennen. Hier ein Ort ausgerechnet im Weinviertel als Beispiel:
Schliesslich: Wir haben in allen 9 Bundesländern gewonnen, auch in Wien, wie wir jetzt, nach Auszählung der Wahlkarten wissen.
Und: Wir haben bundesweit das beste Ergebnis, das wir je hatten. Auch wenn wir alle uns mehr erhofft haben.
Die Debatte um die Mariahilferstrasse scheint kaum einen Einfluß aufs Wahlverhalten in Wien zu haben, innerhalb des Gürtels bleiben wir die Nr 1.
Wo die Neos stark sind, haben wir nicht so stark gewonnen, neben der ÖVP haben auch frühere Grün-Wähler/innen Neos gewählt.
Im Unterschied zur ÖVP ist es uns aber gelungen neue Wähler/innen anzusprechen, daher unser Zuwachs.
Christoph Hofinger von Sora meint, daß uns die Neos ca 2 Prozentpunkte "gekostet haben.
Deswegen ein paar Worte zu den Neos.
Vorweg nochmals Georg Günsberg.
Auch hier hilft die längerfristige Perspektive.
Die Neos sid heute wieder inetwa dort, wo das LIF schon einmal war:
Vorerst möchte den Neos ausdrücklich meinen Respekt ausdrücken. Statt wie so viele nur über "die Politik" zu schimpfen, haben sie sich aufgerafft und versuchen es besser zu machen.Einiges an ihrem Programm halte ich für positiv, v.a. ihr Einsatz für Bildung.
Manch anderes halte ich für wenig schlüssig (sehr freundlich ausgedrückt).
Wie man gleichzeitig Steuern deutlich senken, und ohne deutliche Steigerung der Arbeitslosigkeit die Staatsquote senken kann, und gleichzeitig in Schulen investieren kann, das erschliesst sich mir nicht.
Tom Schaffer hat hierzu noch vor der Wahl einen lesenswerten Beitrag geschrieben.
OK, die nächsten Monate und Jahre werden zeigen, was sie hier wirklich wollen.
Viele Wähler/innen, auch solche mit starken Grün-Symphatien haben diesmals aus folgendem Grund Neos gewählt . Ich selbst habe es mehrfach gehört:
"Auch ich möchte wie Ihr Grüne den Stillstand in Österreichs Politik überwinden. Und v.a. nicht nocheinmal eine rot/schwarze Koalition. Das gelingt aber nur, wenn die Neos ins Parlament kommen. Deswegen wähle ich diesmal sie, weil der Unterschied zwischen 3,8% und 4,2% bei den Neos viel relevanter ist, als ob ihr 14% oder 14,2% bekommt"
Wir Wiener Grüne werden uns bei der Gemeinderatswahl 2015 jedenfalls sehr um jene bemühen, die am Sonntag Neos gewählt haben.
Noch ein Wort zur FPÖ:
Ein letztes Mal eine "Günsberg-Grafik":
Der Anteil der FPÖ war schon früher erschreckend hoch. es ist ein "unfortunately more if the same".
Absolute Neuigkeit ist es aber auch nicht.
Und ja, da muß auch uns etwas einfallen.
Wählerströme zeigen, daß wir, wenn auch im überschaubaren Ausmaß, sowohl vom BZÖ als auch von der FPÖ gewonnen haben.
Ich weiss es ist schwierig, und wir muten mit unserer Politik Menschen etwas zu, aber da ist in Zukunft, v.a. aus demographischen Gründen noch viel mehr möglich.
Interessant ist hier Wien. Was wurde uns da nicht alles Schreckliche vorhergesagt.
Und jetzt das: Totaler Absturz der ÖVP, und nach Wahlkarten liegt unser bescheidener Zuwachs gar ein kleines Stück über dem der FPÖ.
Auch wir müssen immer wieder unsere Positionen neu justieren und gewichten.
Unseren Dreiklang Nachhaltigkeit/Gerechtigkeit/Selbstbestimmung sollten wir, meine ich, sowohl auf Bundesebene wie auch in Wien mit neuem Leben füllen.
persönliches Fazit: Ich habe bei dieser Wahl mehr für uns erhofft, aber nicht viel mehr erwartet. Trotzdem: Wir haben ein plus von 1,9 Prozentpunkten.Die FPÖ eines von 3,1.
Wenn zweiteres medial als großer Sieg gefeiert wird, kann zweiteres keine Niederlage sein.
Unsere Klubwahlwette dürfte ich gewonnen haben.
PS: Hier noch drei weitere Wahlanalysen, die auch sehr bedenkenswert sind.
Michel Reimon
Marco Schreuder
Rudi Fussi
Volker Plass
NEOS einmal mehr unterschätzen?
dann hast du genau die falsche Frage gestellt. Denn in den meisten Fällen brauchst du nur über die westliche oder west-nördliche Grenze zu schauen, um eine teilweise Antwort zu erhalten.
Wir Österreicher haben die herrliche Eigenschaft, alles zu ignorieren, was anderswo geleistet wurde. Wir schauen uns lieber nicht die Radpolitik in Dänemark oder Holland an, nicht die Staatsquote in Deutschland oder der Schweiz, nicht die Bildungspolitik in Schweden oder Finnland.
Wir haben ein rot-schwarzes Sozialpartnerschaftsmodell, das darauf beruht, einmal festgelegte Staatsleistungen in Beton zu meißeln. Kindergeld? Finanzierung der Bildung? Wirtschaftsförderung? Sozialleistungen? Läuft alles in Bahnen auf Gleisen, die einmal gelegt, niemals wieder abgebaut, umgelenkt oder in Hochleistungsbahnen umgebaut werden.
Die Kompetenzen bei NEOS sind dort, im volkswirtschaftlichen/betriebswirtschaftlichen Bereich, wo es darum geht, den etatistischen Beton in Frage zu stellen. Die Grünen täten gut daran, sich diese Ideen sehr genau anzuschauen, anstatt das rot-schwarze Betonmodell für sakrosankt zu erklären.
Gerade du, der im urbanen und städtebaulichen "Beton" Mauern einreißen will, solltest da nicht die Ohren zuklappen, sondern sehr aufmerksam die Modelle studieren, auf denen man aufbauen kann (Föderalismus, Eigenverantwortung, Selbstverwaltung, Rechenschaft (doppelte Buchführung), Zweckwidmung, Parteienförderung...), um aus dem zentralistisch-förderalen (!) Etatismus funktionierende, effiziente Staatsaufgabenbereiche neu zu formen.
Die Gesprächsverweigerung der Grünen hat euch nichts gebracht. Jetzt zu glauben, die NEOS beim nächsten Mal "aufschnupfen" zu können, weil sie letztlich ja nur aus Mitleid von vielen Grünen gewählt wurden, ist Eva-Linie, da fehlt mir die Christoph-Intelligenz.
???
eure motivation in ehren - die ist absolut wichtig - aber das alleine reicht nicht aus und es wirkt äußerst unsympathisch, wenn man dadurch den blick auf die realität verliert und die eigenen lösungen für total innovativ hält und die mitbewerber, die in vielen bereichen ähnliches seit jahrezehnten fordern disst.