Befreit die jungen Männer! Wider die Wehrpflicht
von cc am 28.08.2012
Wenn ich einen flammenden Aufruf zur Abschaffung der Wehrpflicht halte, sind ein paar biographische Anmerkungen angebracht.
Ich selbst war in Summe mehr als ein Jahr beim Heer.
Als naiver 17-Jähriger habe ich mich (ja ich weiss, selbst schuld) für eine Reserveoffiziers-Ausbildung entschieden.
Nach einem Jahr Ausbildung bin ich etliche Male zu Übungen eingerückt.
Ich kenne also das Heer auch aus eigener Erfahrung.
Es gibt tausend Argumeten pro/contra Wehrpflicht.
Mir ist eines das wichtigste. Mit Abstand.
Was macht ein Heer, jedes Heer mit jungen Männern?
Wie prägt, verändert es sie?
Das Wesen jedes Heeres ist totaler Gehorsam.
Ohne diesen ist kein Krieg zu führen. Wer läuft sonst freiwillig in ein feindliches MG Feuer?
Es ist ein Hauptziel jeglicher Militär-Ausbildung: Diesen unbedingten Gehorsam herzustellen.
Das geistlose Exerzieren, der Drill, die Schikane, das unhinterfragte Akzeptieren jedes "Befehls" von oben, niemals Hinterfragen,schlicht: "den Mund halten und gehorchen" das ist Kern jedes Militärs.
Anders kann auch nicht Krieg geführt werden.
Das wird erlernt, tage-, wochen-, monatelang.
Und das hat Auswirkungen auf die Gesellschaft.
Gerade in Österreich, wo der Obrigkeitsstaat besonders tief verankert ist, wo Widerspruchsgeist, abweichende Individualität und Zivilcourage historisch besonders schwach ausgeprägt ist, hier richtet diese "Ausbildung" an zehntausenden jungen, prägsamen Jugendlichen eine besonders verheerende Wirkung an.
Jeder junge Mann, dem man das erspart ist ein Gewinn für die Demokratie.
Je früher, je besser.
Katastrophenschutz, soziale Dienste, all das ist wichtig, und eine Gesellschaft kann und muß das sicherstellen. Aber nicht als Subziel einer allgemeinen Wehrpflicht.
(Wie das gehen könnte, möchte ich in einem eigenen Beitrag beleuchten)
Heute möchte ich v.a. jenen widersprechen, die von einer "Zivilisierung" des Heeres durch die allgemeine Wehrpflicht sprechen.
Das Gegenteil geschieht: Eine Entdemokratisierung der Gesellschaft.
Völlig richtig!
als Mensch, der vor mehr als 20 Jahren selbst das Heer erleben musste und als Vater eines derzeit 14jährigen, dem in wenigen Jahren das gleiche Erlebnis droht, gebe ich Ihnen vollkommen recht. Weg damit!
lg
Robert Prazak
Bitte nicht so
Ich schätze Ihre Politik als Wiener sehr! Aber ich fürchte die Grünen sind da auf dem falschen Dampfer! Die USA führten und führen im Verband mit anderen westlichen Staaten großflächige Kriege in Afganistan und Iraq. Diese Kriege brachten nicht nur Leid in die betroffenen Länder, sondern auch in das Leben der Soldaten und deren Familie!
Ich versichere Ihnen derartige Kriege Sind nur mit Berufssoldaten durchführbar. Denken Sie an den Vietnamkrieg, der In den letzten beiden Jahren nur mehr durch Aussetzung der Wehrpflicht aufrecht erhalten werden konnte. Ich denke dieser Krieg hat wesentlich zu der Bildung der Umwelt und Friedensbewegung beigetragen! Stellen Sie sich vor, was am ballhausplatz los wäre würden Grundwehrdiener nach Afghanistan geschickt werden. Ich bin zu tausend Prozent sicher meine Eltern würden dort stehen und den Kanzler fragen, was ihr Kind in Kabul macht. Sie werden mir zustimmen, die Antwort es ist sein Beruf, seine Entscheidung, ist entwaffnend.
Ich bestätige Ihnen gerne aus eigener Erfahrung, dass so mancher Ausbildner nicht richtig tickt, ich bestätige Ihnen auch, dass der ganze Apparat einen eindeutigen Drall in die falsche Richtung hat! Das kann man beheben, siehe neue Ulrichsbergpolitik oder Beachtung des verbotsgesetzes im Auslandseinsatz.
Ich bitte Sie daher aus pazifistischen Überlegungen die Linie der grünen zumindest zur Disskussion zu stellen.
Wir sind neutral.