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Kultur - war einmal

Kluges schreibt Joachim Riedl in der neuen (wie immer lesenswerten) zeit über die Kultur-und Bildungspolitik der SPÖ:
Tatenlos nimmt die frühere Kultur- und Bildungsbewegung indes hin, dass der Bereich der bildungsfernen Schichten immer weiter expandiert und sich funktionaler Analphabetismus ausbreitet. Die neue soziale Frage, die aufgeworfen wird, weil ein vergleichsweise kleines Milieu gebildeter Eliten einer wachsenden Gruppe von Bürgern gegenübersteht, die sich, aus welchem Grund auch immer, dem geistigen Leben verweigert, will sich ihr nicht stellen. Geschweige denn, dass sie in ihr eine politische Herausforderung erkennt: Immerhin entsteht dadurch jenes soziale Terrain, auf dem die populistischen Phrasen wuchern können.
...
Unter anderem hat die SPÖ bei den vergangenen Wahlen wider Erwarten Zuspruch erhalten, weil sie versprach, das verzopfte und betuliche Klima der zurückliegenden Jahre hinter sich zu lassen. Was hätte da die Überraschungsministerin Claudia Schmied bei Amtsantritt sagen können, um dieses Versprechen aufrechtzuerhalten?

Sie hätte etwa Bruno Kreisky paraphrasieren können und zusichern, sie werde versuchen, alle Bereiche des gesellschaftlichen Lebens mit Bildung und Kultur zu durchfluten.

Hat sie aber nicht. Sie erklärte vielmehr, für sie, die viele Jahre in der Wirtschaft verbracht habe, bedeute Kultur »das Erschließen anderer, emotionaler Ebenen«. Eben nicht.


Diese Kritik, ist hier zwar zurecht auf die SP gemünzt, koennten aber m.E auch wir Gruene beherzigen..

hier der ganze Artikel.
Gérard (Gast) - 5. Feb, 14:59

SPÖ = retro

Es ist nicht ganz fair, die neue Ministerin Schmied gleich zu kritisieren - schließlich soll sie auch einmal Zeit bekommen, um ihr Programm zu entwickeln - die SPÖ als Ganze kann aber ruhig ihr Fett abbekommen. Und das mit Recht.

Wo sind ihre gesellschaftlichen Visionen, für wen "kämpft" sie noch? Vor 100 Jahren war ihre Zielgruppe die ausgebeutete Arbeiterschaft, der sie zu mehr Rechten, Schutz, Bildung und Wohlstand verholfen hat. Im Laufe des 20. Jhdts. haben Arbeitnehmerschutzgesetze und ein umfassendes Sozialrecht einen großen, abgesicherten Mittelstand geschaffen. Die SPÖ ist mit diesem Mittelstand "mitgegangen", d.h. jetzt fördert und unterstützt sie dessen Wohlstand, dessen Rechte und Privilegien.

Daher ist z.B. auch die - eigentlich völlig absurde - Forderung nach einer Abschaffung der Studiengebühren verständlich. Denn Studiengebühren zahlen primär Menschen aus wohlhabenden Schichten, die "Bildungsfernen" kommen entweder nicht einmal in die Nähe einer Studienreife oder sind als Stipendienbezieher davon ausgenommen. Somit kommt die Mehrheit der Bevölkerung, insbesondere die aus bildungsfernen Schichten, in den fragwürdigen Genuss, die höchste Bildung für die Aufsteiger und Aufgestiegenen bezahlen zu dürfen.

Tatsächlich wäre soziales Engagement (gilt auch für ehrliche Grüne, also nicht die Bobo-Grünen) für die unterprivilegierten Menschen nötig. Nur, um die kümmert sich momentan - scheinbar - nur HC und sein Pack. Daher wird er auch weiterhin genau von dieser Zielgruppe gewählt werden...

spu - 6. Feb, 08:57

Alles bleibt schlechter

Dieses Gesülze ist ja ncht mehr auszuhalten, jede neuantretende Ministerin soll gleich einen Spruch von Bruno dem Großen & Einzigen auf den Lippen führen, damit ihr Ehrfurcht geboten wird, und überhaupt: "eine wachsende Gruppe von Bürgern, die sich dem geistigen Leben verweigert" -- woher weiß das der Riedl denn dass die wachsen, sind ihm gestern zwei Nebochanten untergekommen auf dem Weg in seinen Elfenbeinturm, und vorgestern wars nur einer? Es würd auch genügen zu sagen, dass man gern mehr hätt als derzeit, als das man immer diese selbstlaufenden Behauptungen von alles bleibt schlechter aufstellt.

maschi - 6. Feb, 09:58

Brillant.

Obwohl der Riedl schon ein Guter ist, trotz Elfenbein und Gesülze.
steppenhund - 7. Feb, 23:57

Irgendwie bin ich mit dem Eintrag recht einverstanden und auch mit den Kommentaren. Ich bedaure es auch, dass man den neuen nicht einmal die üblichen 90 Tage zugestehen will. Gilt auch für Gusi.
Im Verurteilen sind wir halt immer schneller als im Handeln.
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Die Geschichte mit der Kultur hat aber einen anderen Haken. Heute wird ja nicht einmal ein Jura Soifer oder ein Bertold Brecht an die "eigenen Leute" herangebracht, weil sich im Prinzip unsere Lebenswerte verschoben haben. Das Fernsehen jubelt uns in allen Sendungen eine heile, schnelle Welt vor, in der ein Buch gerade noch als Kopfstütze für den Ermordeten dienen mag.
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Wird zum Beispiel wirklich einmal in "klassischer Kultur" investiert, dann geschieht dies mit einer kommerziell orientierten Penetranz, die dem eigentlichen Kulturgedanken das Wasser abgräbt. (Parteienunabhängig) Das Mozartjahr hat dafür gesorgt, dass ich keinen Mozart mehr im ORF hören möchte. Ich höre Mozart und sehe vor meinen Augen Euro.
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Dabei war der Figaro ein revolutionäres Drehbuch, sprich Libretto.
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Ich würde daher den letzten Satz auch ergänzen. "Diese Kritik, ist hier zwar zurecht auf die SP gemünzt, koennten aber m.E auch wir Gruene beherzigen.., wie auch die VP.

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