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Schweigen für Gas?

Die Torheit der Fossilen
oder
Schweigen für Gas?


Wir können uns an die Bilder erinnern: Schüssel turtelt mit Putin am Schilift, Schröder scherzt und lacht mit ihm, nennt Putin gar einen „guten Freund“.
Ungefragt loben westliche Staatschef den russischen Präsidenten als „Staatsmann“, preisen die Wirtschaftbeziehungen und unterlassen immer eines, Russlands Entwicklung als das zu bezeichen, was sie ist: Die Abschaffung der Demokratie.
Warum hört man keinerlei Kritik an der völligen Gleichschaltung fast aller Medien, der faktischen Ausschaltung rechtsstaatlicher Verfahren, der Knebelung der Zivilgesellschaft, (siehe staatliche Genehmigungspflicht von NGOs), Massaker in Tschetschenien, politisch motivierter Mord, warum kaum westliche Kritik an diesen Zuständen, stattdessen liebedienerisches Anbiedern an Putin?
Jetzt scheint auch für politisch weniger Interessierte klar, woran das liegt:
„It`s the energy, stupid“.
Die USA schicken ihre army in den Nahen Osten, um sich der fossilen Energieversorgung zu versichern, Europa kriecht Putin überall hin, um vermeintlich dasselbe Ziel zu erreichen.
Schweigen für Gas?
Heute buckeln sie vor Putin, und morgen hofieren sie vielleicht Irans Ahmadinejad, der gerade die Israelis mit den Nazis auf eine Stufe stellte, weil wir sein Gas brauchen?
Denn die angebliche Alternative zur russischen Gasabhängigkeit ist die 4,6 Mrd teure Gaspipline „Nabucco“ die von Zentralasien über die Türkei nach Österreich führen soll. Mit dem Bau der insgesamt 4,6 Mrd Euro teuren und 3.300 Kilometer langen Gasleitung soll 2008 begonnen werden, damit 2010 Gas aus dem Raum Iran-Qatar, Irak, Ägypten und Aserbaidschan nach Mitteleuropa fließen kann.
Schweigen für Gas, oder die naheliegende Alternative versuchen?
Die grosse schwarz-rote Koalition der Fossilen möchte unbeirrt den bisherigen Weg weitergehen:
Österreichs Gasverbrauch werde bis 2010 um ein Drittel steigen, meinte um Weihnachten Wirtschaftminister Bartenstein.
Schon heute ist in Österreich die Gasabhängikeit von Russland mit 59% besonders hoch, und mit den angestrebten neuen Gaskraftwerken wird sie weiter wachsen.
Alternativen zu Öl und Gas? Erst vor wenigen Wochen kürzte die Regierung unter tatkräftiger Mithilfe der fossilen SPÖ die Förderung von Ökostrom dramatisch.
Oder:
Biomasse in ihrer vielfältigen Form (Pellets, Hackschnitzel) könnte längst DER tragende Energieträger zur Heizzwecke sein. Statt dies wirksam zu unterstützen, wurden bis in die entlegensten (Wald)Gebiete Gasleitungen verlegt. Von wem? Von meist landeseigenen Energieversorgern, mit rot-schwarzen Politikern in den Aufsichtsräten, die sich ganz bewusst als Konkurrenten der Biomasse sahen.
Trotz, nicht wegen politischer Rahmenbedingungen boomen gerade in Österreich Heizsysteme mit erneuerbaren Energieträgern trotzdem.
Hauptgrund: Die gestiegenen Preise für fossile Brennstoffe.
Die Hersteller von Pelletsöfen berichten über Wachstumsraten von 50% jahrlich und mehr, österreichs Wirtschaft hat bei dieser Technologie eine internationale Top-position; ähnlich siehts bei Solaranlagen aus. Diesen Vorsprung im Interesse der heimischen Wirtschaft, der Umwelt, des Abbaus von Auslandsabhängigkeit für eine grosse und grundlegende Energiewende zu nutzen wäre doch eine Chance: Aber die rot-schwarz Fossilen versuchen es nicht, im Gegenteil, sie behindern es wo es geht.
Weiteres Beispiel:
Ein grosser Teil des österreichischen Öl und Gasverbrauches wird in Gebäuden verheizt.
Es war eine sehr kluge Entscheidung der EU, den Mitgliedsstaaten eine „Gebäuderichtlinie“ vorzuschreiben. Nach dieser soll jedes Haus, jede Wohnung einen für den Konsumenten leicht lesbaren Energieausweis haben, der mitteilt, wie hoch die zu erwartenden Heizkosten sein werden.
Damit wäre ein starker wirtschaftlicher Anreiz gegeben, in die thermische Sanierung der Gebäude zu investieren.
Diese Gebäuderichtlinie sollte spätestens mit 1.1.2006 in Österreich geltendes Recht sein.
Ist sie aber nicht.
Der Entwurf ruht, ist ja nicht weiter wichtig, im Bautenausschuss, ausserdem, was schwerer wiegt, ist er windelweich.
Denn dort, wo diese Richtlinie wirkliche Effekte hätte, bei bestehenden Gebäuden, möchte die Regierung die maximale Übergangsfrist bis 2009 ausnützen.
Begründung, wenn man nachfragt: Es gebe nicht genügend qualifizierte Experten , um dies rascher zu tun.

Alternativen zu Öl und Gas?
Statt zum Schaden der Entwicklungsländer und der heimischen Steuerzahler Milliarden in die Überproduktion der Landwirtschaft zu stecken, könnten diese Überschussflächen schrittweise zur Produktion nachwachsender heimischer Energieträger verwendet werden.
Die Möglichkeiten sind vielfältig: Nur eine davon ist die Herstellung von Biogas aus der Vergärung von Pflanzen, welches dann entweder zur Strom-und Wärmeerzeugung, oder zur Einspeisung ins Gasnetz verwendet werden kann.
Was könnte eine Energiewende bewirken, die z.B. jene 4,6 Mrd Euro, welche die „Nabucco-gasleitung“ kosten wird, in Europa als Alternativen zu Öl und Gas investiert?
Aber was tun die vereinigten europäischen Fossilen unter Vorsitz des östereichischen Energieministers.
Sie treffen sich am Mittwoch gemeinsam mit den grossen (fossilen) Energieversorgern und beraten Auswege aus der Krise.
Putin und all seine Adepten im nahen Osten, die die Öl und Gasfelder in ihrer Macht haben, können sich auf ihre Verbündeten im Westen verlassen.
Die Abhängigkeit der EU von Energieimporten wird in den nächsten Jahren, so die Energiewende nicht eingeleitet wird, von derzeit 50% auf 70% steigen.

Die Torheit der europäischen Fossilen ist gewaltig.
Andi (Gast) - 3. Jan, 13:30

Rapsöl statt Erdöl, Österreichische Bauern statt arabischer Ölscheichs

Ich betanke mein Dieselfahrzeug schon seit dem Jahr 2000 mit Biodiesel und frage mich bei jedem Tankstellenbesuch warum österreichische Bauern zunehmend um Ihre Existenz fürchten müssen wenn sie doch die Möglichkeit hätten großflächig Raps anzubauen um Österreich mit dem daraus erzeugten Rapsöl bzw. Biodiesel etwas unabhängiger von den Erdöllieferanten zu machen. Warum werden lieber gewisse Lebensmittel überproduziert oder sogar das brachliegenlassen von Ackerflächen gefördert wenn es doch - aus meiner Sicht - einen extrem hohen Bedarf an Biodiesel gibt?

Könnte man durch intensiven Rapsanbau nicht gleich zwei Probleme mit einer Klappe schlagen und damit die Bauern fördern und die Konsumenten entlasten?

Würden wir nicht gleichzeitig auch etwas für den Naturschutz tun wenn das Erdöl nicht über tausende Kilometer nach Österreich gekarrt werden muß weil der Rohstoff für Biodiesel gleich im eigenen Land wächst und damit kürzeste Lieferwege zu den verarbeitenden Betrieben möglich sind?

Mein Motto lautet daher:

Rapsöl statt Erdöl und Österreichische Bauern statt arabische Ölscheichs.

dieter (Gast) - 3. Jan, 21:54

Energiebilanz

Für die Herstellung von Biodiesel braucht man auch Energie (in Form von Erdöl) und weiters Düngemitel, Pestizide usw., die ebenfalls auf fossilen Rohstoffen erzeugt werden. Weiters braucht man eine Menge an Fläche. Wie sieht denn das aus, wenn wir unsere fruchtbaren Böden zur Spriterzeugung nutzen, während anderswo Leute hungern?

cc hat schon mal einen Artikel über Biogas gepostet, mit einem Link auf eine Studie über Energiebilanzen und so:

http://chorherr.twoday.net/stories/1139358/
MovGP0 (Gast) - 3. Jan, 22:56

meine 2c zum Thema Rapsöl

Raps benötigt viel Anbaufläche und Dünger. Daher kann man es nur begrenzt einsetzen. Tatsächlich wird es zwar noch viel zu wenig genutzt - jedoch kann man selbst bei optimaler Nutzung aller -- nicht für die Nahrungsanbau benötigen -- Anbauflächen würde die Produktion den Bedarf an Erdöl nicht abdecken können.

Besser were der Anbau von (THC armen) Hanf. Diese Planze ist weniger anspruchsvoll und produziert mehr Öl. Dadurch könnte man die Anbaufläche zur Treibstoffproduktion besser nutzen.

Aber auch diese Lösung reicht nicht für alle. Die einzige Lösung ist deshalb eine Kombination aus Planzenöl für Autos, Solarenergie und Biomasse zum Heizen.

Aber die wichtigsten Punkte einer nachhaltigen Energiepolitik sind vermutlich Engergiesparen, Energiesparen und Energiesparen. Dies ist aber bei der derzeitigen Preispolitik kaum durchzusetzen, da Konsumenten sich meist das billigere Produkt nehmen.

Hier ist die Politik gefragt die Rahmenbedingungen zu schaffen, indem erneuerbare Energien gefördert, und nicht-erneuerbare Energieformen (das gilt zB. auch für Atomenergie) höher versteuert werden.

Ich finde es nicht extrem problemetisch, dass wir Erdöl verbrennen - aber es ist problemetisch, dass wir es in einem solchen Tempo one Rücksicht auf die Umwelt tun und uns dabei -- wie ein Junkie trotz besseren Wissens -- selbst abhängig machen.
MovGP0 (Gast) - 3. Jan, 22:59

Quellenangabe

Andi (Gast) - 3. Jan, 13:33

Noch knapper formuliert: Österreich statt Ölscheich!


maschi - 3. Jan, 21:37

"Blut für Öl"...

... oder jetzt eben "Schweigen für Gas". Beide Mutmassungen haben wohl eine gewisse Berechtigung, wenn ich auch eine Verkürzung der weltpolitischen Zusammenhänge auf dieses Thema (nicht hier, aber sonst doch öfter mal) für überzogen halte.

Solche Analysen bringen mich jedenfalls der Beantwortung meiner für mich nach wie vor aktuellen Frage nicht näher: Wieviel Land benötige ich, wenn ich einen einigermassen signifikanten Anteil der derzeitigen Energieversorgung auf erneuerbare Energiequellen umstelle? Diese haben nämlich so gut wie alle die unangenehme Eigenschaft, die Oberfläche des Planeten in irgendeiner Form für den Menschen zu nutzen. Also dummerweise just jene Oberfläche, die ich eigentlich lieber in grösserem Ausmass an eine weitestgehend in Ruhe gelassene Natur "zurückgestellt" sehen würde... und wenn ich schon die erwähnten "Überschussflächen" unbedingt weiterhin (energie-)landwirtschaftlich nutzen will: Liesse sich die konstatierte Energieabhängigkeit von Russland dadurch in signifikantem Ausmass vermindern?

Wo finde ich eine ehrliche Auseinandersetzung mit solchen Themen abseits politischer Polemik (und sei diese auch mit noch so wohlmeinend grünen Absichten verbunden...) ?

Enrico (Gast) - 4. Jan, 03:28

www.klimawandel.com

Die EU ist am Ende !

Im Jahr 2000 stiegen die Ölpreise gegenüber den Vorjahren
kräftig an. Wurde Erdöl im Jahr 1998 teilweise
unter zehn Dollar pro Barrel gehandelt, so erreichte
der Ölpreis im Spätherbst 2000 mit über 37 Dollar pro
Barrel den höchsten Stand seit über zehn Jahren. Zwar
sind die Preise inzwischen deutlich gesunken, doch der
Ölpreisanstieg des letzten Jahres zeigt, wie sehr unsere
Volkswirtschaften von der Verfügbarkeit billigen Erdöls
abhängig sind. Entgegen vielen Beteuerungen von Expertinnen und
Experten und Politikerinnen und Politikern
im letzten Jahr hatten die hohen Ölpreise
beträchtliche Auswirkungen auf das Wirtschaftswachstum
und trugen maßgeblich dazu bei, dass die Weltwirtschaft
heute am Rande einer Rezession steht. In absoluten
Zahlen ist die Ölabhängigkeit unseres Wirtschaftssystems
so hoch wie in den siebziger Jahren. Wir
bemerken das nur weniger als früher, weil seit damals
die Energieeffizienz gestiegen ist: Pro Dollar Bruttoinlandsprodukt
ist heute weniger Energie nötig als damals.
Protest. Die hohen Treibstoffpreise waren in Europa
Anlass für öffentliche Protestaktionen vor allem der von
der Mobilität abhängigen Berufsgruppen. Dies zeigt, wie
schnell hohe Ölpreise zu Unmut der Betroffenen und
sozialen Spannungen führen können, deren Konsequenzen
schwer kalkulierbar sind.
Die Möglichkeiten der EU, auf die Ölpreise einzuwirken,
sind gering. Auf die wesentlichen Kräfte, die den
Ölpreis bestimmen, hat die EU praktisch keinen Einfluss.
Zwar könnten die Regierungen mit einer Senkung
des Steueranteils am Kraftstoff reagieren, doch das
würde nicht zur Lösung des Problems beitragen. Dazu
müsste der Staat die entgangenen Einnahmen entweder
auf andere Güter umlegen,
die Neuverschuldung erhöhen
oder seine Leistungen
reduzieren. Keine dieser
Optionen ist populär. Noch
wichtiger: Eine Reduktion
der Preise von Ölprodukten
würde den Anreiz, sie sparsam einzusetzen, vermindern.
Europa würde daher mehr Öl verbrauchen, wodurch
noch mehr Geld in die Ölförderstaaten fließen würde,
anstatt indirekt – über den Staatshaushalt – im eigenen
Land zu bleiben.

Genau so sieht es aus

Wir schweigen und unternehmen nichts gegen die Energiemächte, nur um die Energieversorgung zu sichern. das finde ich schade und traurig aber das ist die ARbeitsyweise der Politik und der einzelne Mensch kann nichts dagegen unternehmen. Russland hat zB erneut mit Gasstop für die Ukraine gedroht sollen diese die Forderungen nicht bezahlen, bleibt abzuwarten wie sich das in den kommenden Jahren verhalten wird.

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