24 x Grundsätzliches
von cc am 18.08.2005
Zur Stadt im allgemeinen
zu Wien im besonderen
1. Grüne Politik, wie ich sie verstehe, soll klar sagen, was anders werden soll in dieser Stadt.
2. Diese „Thesen“ sind eine Einladung an all jene, die von Politik zurecht Substanz erwarten; und sich oft abwenden, wenn sie mit platten Slogans abgespeist werden.
3. „Politik machen“ heisst für mich nicht Kapperl verteilen, möglichst viele Hände schütteln, und Fernsehinszenierungen anstreben, sondern Gespräche führen und konkrete Projekte entwickeln; mit all jenen, die das ernsthaft wollen. Ich glaube, das sind viel mehr als viele glauben.
4. Wir fangen nicht bei Null an. Position beziehen heisst aber Wesentliches anzusprechen.
Wesentliches für Wien für die nächsten fünf Jahre.
5. Das erste Wesentliche: Politik soll aufhören vom „wir schaffen Arbeitsplätze“ zu schwafeln. Erstens kann sie das gar nicht, und zweitens glaubt es – nach zu vielen Versprechungen - ohnehin niemand mehr.
6. Stattdessen: Urbane Wirtschaftspolitik muss, gerade wenn sie "Wertschöpfung“ will, durch die Menschen Einkommen und Befriedigung erzielen, eine Priorität haben: Interessante, kreative Köpfe nach Wien zu bringen, und interessanten, kreativen Köpfen in Wien zu ermöglichen, schöpferisch, unternehmerisch im umfassenden Sinn tätig zu sein.
Das klingt nur am ersten Blick banal, ist in Wirklichkeit eine Revolution.
7. Stellen Sie sich vor, ein junger Steven Jobs oder gar ein in Russland geborener Student namens Sergey Brin (Google Gründer, heute Multimillionär) gehen in Wien auf eine Bank, stellen sich und ihre Idee vor und wollen einen „Kredit“.
Frag junge Kreative nach ihren Erfahrungen mit Banken bei der Finanzierung neuer Projekten und wir sind beim Kern des Problems
Wie wär´s z.B. mit der Gründung einer kommunal orientierten Bank?
8. Es geht um die Haltung einer Gesellschaft zu Innovation und Technologie: Scheitern ist keine Schande. Es muss vieles ausprobiert werden, vieles scheitern, viel gelernt werden, um einigen wenigen Ideen zum grossen Durchbruch zu verhelfen.
Das ist leider ganz „unwienerisch“.
9. Risiko übernehmen, Neues versuchen, ermutigen, neue Wege gehen ist so ziemlich das Gegenteil von „Verwalten“.
Und wofür brüstet sich Wien: Die „bestverwaltete“ Stadt zu sein.
In diesem Zusammenhang ist diese Ausspruch eigentlich eine gefährliche Drohung.
10. Kreative Köpfe nach Wien heisst: Vielfalt der Sprachen und Einwanderung sind keine Bedrohung sondern eine unabdingbare Vorraussetzung für Innovation.
11. Deswegen: Wien soll sich nicht gegen „ausländische“ StudentInnen wehren, sondern sehr viel Geld in die Hand nehmen, um möglichst viele nach Wien zu bringen. Denn es ist möglich, allen ein besseres Studium anzubieten.
12. Ein Drittel aller in Silikon Valley gegründeten Unternehmen stammen von „Ausländern“.
13. Es ist die Konzentration auf drei T, die den Kern urbaner Politik ausmachen müssen: Talent, Toleranz und Technologie.
14. Talent heisst: Priorität für Bildung und Ausbildung statt Strassen und Kanäle als Infrastruktur der Wissensgesellschaft. Mehr Studierende, mehr Universitäten, mehr Erwachsenenbildung, mehr Forschung, und vor allem (das kann Politik) viel mehr Geld in diesen Bereich. z.B. statt einen sinnlosen Tunnel durch die Lobau buddeln oder Garagen zu subventionieren
15. Toleranz, besser sollte es Akzeptanz bzw. Respekt heissen: Kreative Köpfe einladen. Sie gehen dorthin, wo sie willkommen sind- unbeschadet ihrer Muttersprache, ihrer Herkunft, ihrer religiösen oder sexuellen Orientierung.
16. "Diversität" ist das Schlüsselwort urbaner Wirtschaftspolitik.
17. Gerade kreative Menschen schätzen kulturelle Vielfalt und besonders Musik. Deren Förderung und Wertschätzung ist ökonomisch wichtiger als jede Autobahn.
18. Technologie heisst vorerst einmal: wirkliches politisches Interesse dafür entwickeln, und dann ginge es erst los: von der Verbesserung der Bildungs- und Forschungseinrichtungen, über die ausreichende Dotierung bis zu einer Fülle von Pilotprojekten.
Beispiel gefällig: Ein funktionierendes mobiles Infosystem via Handy über Intervalle und allfällige Verspätungen der Wiener Linien.
Oder ein Bürobau, der nicht Energie verbraucht, sondern sie produziert
19. Der zweiter grosse Schwerpnkt, das „andere Wesentliche“: Die Halbierung des Stoff-Ressourcen und Energiedurchflusses der Stadt sowie die völlige Ausrichtung auf solare, erneuerbare Energieträger.
In der Alltagspolitik hat das viele unterschiedliche Namen: Klimaschutz, Feinstaub, Verkehrslawine, Ölpreis, Ozon.
Im Kern geht’s um ein globales Problem, dessen lokale Lösung radikal ist, aber möglich.
20. Stellen Sie sich vor, ein „durchschnittlicher Chinese oder Inder braucht nur halb soviel Öl (Stahl, Kohle, Zement,...) wie unsereins. Derzeit ist es ein Achtel (China) oder ein Zehntel (Indien).
21. Das Problem ist aber nicht der rasante Aufholbedarf der Chinesen, Inder (Brasilianer,Tanzanier, etc.) sondern unser indiskutabler Wirtschaftssstil und Ressourcenverbrauch.
22. Die Alternativen gibt’s bereits, technologisch ist vieles ausgereift, aber viel zu wenig bekannt, und politisch wird kaum etwas umgesetzt.
Es geht um eine neue Architektur – der Bedarf nach Heizung oder Kühlung ist eigentlich ein „Bauschaden“ – einen neue grünen urbanen Städtebau statt der Zersiedelung des Umlandes, um einen Totalumbau des Verkehrs, vom Fahrad bis zu neuen Technologien und den Totalaustieg aus fossilen und atomaren Energieträgern.
Die Sonne liefert genug Energie, Biomasse ist reichlich vorhanden, Wind kann genutzt werden, der vollständige Umstieg ist eine politische Aufgabe.
23. Die Stadt ist der ideale Ort all das zu entwickeln, zu erproben und umzusetzen
24. Und ein blog ein wunderbares tool, anspruchsvoll darüber zu diskutieren.
zu Wien im besonderen
1. Grüne Politik, wie ich sie verstehe, soll klar sagen, was anders werden soll in dieser Stadt.
2. Diese „Thesen“ sind eine Einladung an all jene, die von Politik zurecht Substanz erwarten; und sich oft abwenden, wenn sie mit platten Slogans abgespeist werden.
3. „Politik machen“ heisst für mich nicht Kapperl verteilen, möglichst viele Hände schütteln, und Fernsehinszenierungen anstreben, sondern Gespräche führen und konkrete Projekte entwickeln; mit all jenen, die das ernsthaft wollen. Ich glaube, das sind viel mehr als viele glauben.
4. Wir fangen nicht bei Null an. Position beziehen heisst aber Wesentliches anzusprechen.
Wesentliches für Wien für die nächsten fünf Jahre.
5. Das erste Wesentliche: Politik soll aufhören vom „wir schaffen Arbeitsplätze“ zu schwafeln. Erstens kann sie das gar nicht, und zweitens glaubt es – nach zu vielen Versprechungen - ohnehin niemand mehr.
6. Stattdessen: Urbane Wirtschaftspolitik muss, gerade wenn sie "Wertschöpfung“ will, durch die Menschen Einkommen und Befriedigung erzielen, eine Priorität haben: Interessante, kreative Köpfe nach Wien zu bringen, und interessanten, kreativen Köpfen in Wien zu ermöglichen, schöpferisch, unternehmerisch im umfassenden Sinn tätig zu sein.
Das klingt nur am ersten Blick banal, ist in Wirklichkeit eine Revolution.
7. Stellen Sie sich vor, ein junger Steven Jobs oder gar ein in Russland geborener Student namens Sergey Brin (Google Gründer, heute Multimillionär) gehen in Wien auf eine Bank, stellen sich und ihre Idee vor und wollen einen „Kredit“.
Frag junge Kreative nach ihren Erfahrungen mit Banken bei der Finanzierung neuer Projekten und wir sind beim Kern des Problems
Wie wär´s z.B. mit der Gründung einer kommunal orientierten Bank?
8. Es geht um die Haltung einer Gesellschaft zu Innovation und Technologie: Scheitern ist keine Schande. Es muss vieles ausprobiert werden, vieles scheitern, viel gelernt werden, um einigen wenigen Ideen zum grossen Durchbruch zu verhelfen.
Das ist leider ganz „unwienerisch“.
9. Risiko übernehmen, Neues versuchen, ermutigen, neue Wege gehen ist so ziemlich das Gegenteil von „Verwalten“.
Und wofür brüstet sich Wien: Die „bestverwaltete“ Stadt zu sein.
In diesem Zusammenhang ist diese Ausspruch eigentlich eine gefährliche Drohung.
10. Kreative Köpfe nach Wien heisst: Vielfalt der Sprachen und Einwanderung sind keine Bedrohung sondern eine unabdingbare Vorraussetzung für Innovation.
11. Deswegen: Wien soll sich nicht gegen „ausländische“ StudentInnen wehren, sondern sehr viel Geld in die Hand nehmen, um möglichst viele nach Wien zu bringen. Denn es ist möglich, allen ein besseres Studium anzubieten.
12. Ein Drittel aller in Silikon Valley gegründeten Unternehmen stammen von „Ausländern“.
13. Es ist die Konzentration auf drei T, die den Kern urbaner Politik ausmachen müssen: Talent, Toleranz und Technologie.
14. Talent heisst: Priorität für Bildung und Ausbildung statt Strassen und Kanäle als Infrastruktur der Wissensgesellschaft. Mehr Studierende, mehr Universitäten, mehr Erwachsenenbildung, mehr Forschung, und vor allem (das kann Politik) viel mehr Geld in diesen Bereich. z.B. statt einen sinnlosen Tunnel durch die Lobau buddeln oder Garagen zu subventionieren
15. Toleranz, besser sollte es Akzeptanz bzw. Respekt heissen: Kreative Köpfe einladen. Sie gehen dorthin, wo sie willkommen sind- unbeschadet ihrer Muttersprache, ihrer Herkunft, ihrer religiösen oder sexuellen Orientierung.
16. "Diversität" ist das Schlüsselwort urbaner Wirtschaftspolitik.
17. Gerade kreative Menschen schätzen kulturelle Vielfalt und besonders Musik. Deren Förderung und Wertschätzung ist ökonomisch wichtiger als jede Autobahn.
18. Technologie heisst vorerst einmal: wirkliches politisches Interesse dafür entwickeln, und dann ginge es erst los: von der Verbesserung der Bildungs- und Forschungseinrichtungen, über die ausreichende Dotierung bis zu einer Fülle von Pilotprojekten.
Beispiel gefällig: Ein funktionierendes mobiles Infosystem via Handy über Intervalle und allfällige Verspätungen der Wiener Linien.
Oder ein Bürobau, der nicht Energie verbraucht, sondern sie produziert
19. Der zweiter grosse Schwerpnkt, das „andere Wesentliche“: Die Halbierung des Stoff-Ressourcen und Energiedurchflusses der Stadt sowie die völlige Ausrichtung auf solare, erneuerbare Energieträger.
In der Alltagspolitik hat das viele unterschiedliche Namen: Klimaschutz, Feinstaub, Verkehrslawine, Ölpreis, Ozon.
Im Kern geht’s um ein globales Problem, dessen lokale Lösung radikal ist, aber möglich.
20. Stellen Sie sich vor, ein „durchschnittlicher Chinese oder Inder braucht nur halb soviel Öl (Stahl, Kohle, Zement,...) wie unsereins. Derzeit ist es ein Achtel (China) oder ein Zehntel (Indien).
21. Das Problem ist aber nicht der rasante Aufholbedarf der Chinesen, Inder (Brasilianer,Tanzanier, etc.) sondern unser indiskutabler Wirtschaftssstil und Ressourcenverbrauch.
22. Die Alternativen gibt’s bereits, technologisch ist vieles ausgereift, aber viel zu wenig bekannt, und politisch wird kaum etwas umgesetzt.
Es geht um eine neue Architektur – der Bedarf nach Heizung oder Kühlung ist eigentlich ein „Bauschaden“ – einen neue grünen urbanen Städtebau statt der Zersiedelung des Umlandes, um einen Totalumbau des Verkehrs, vom Fahrad bis zu neuen Technologien und den Totalaustieg aus fossilen und atomaren Energieträgern.
Die Sonne liefert genug Energie, Biomasse ist reichlich vorhanden, Wind kann genutzt werden, der vollständige Umstieg ist eine politische Aufgabe.
23. Die Stadt ist der ideale Ort all das zu entwickeln, zu erproben und umzusetzen
24. Und ein blog ein wunderbares tool, anspruchsvoll darüber zu diskutieren.
Politikerblog - nette Idee :)
Ich bewundere aufrichtigst Ihren nach wie vor ungebrochenen und durchaus authentisch wirkenden Enthusiasmus für
Technologie&Innovationen und möchte Ihnen gerne auf diesem Wege für Ihre politische Zukunft bei den Grünen alles
Gute wünschen!!
Da in diesem jungen Log (vollkommen ungerechtfertigterweise) noch kaum Kommentare eingelangt sind,
habe ich mir erlaubt, auf einige Ihrer 25 Thesen in Form konstruktiver Kritik etwas näher einzugehen (damit
hier nicht nur schöne Worte stehen, es soll ja, wenn ich richtig verstanden habe, eine Diskussion entstehen)
ad 1.-4.) Geschwafel über zuviel Geschwafel im Wahlkampf?
5.-7.) am unterentwickelten Innovationsgeist der Wiener sind wohl nicht so sehr die Politiker oder die Wirtschaftstreibenden schuld, als vielmehr die Mentalität der Wiener; selbst der Bürgermeister strotzt ja nicht gerade vor Dynamik und Risikobereitschaft
8.) Es stimmt nicht, dass immer alles ausprobiert werden muss! Der evolutionäre Entwicklungsprozess nach der Methode
Versuch / Irrtum gilt seit der Entstehung des Menschenaffen als überholt; das Rad muss nicht ständig
neu erfunden werden; intelligente Technologien scheitern nicht; ein Scheitern soll man nicht bedauern,
das ist aber keine Rechtfertigung für ein Scheitern.
11.) nicht StudentInnen, sondern AbsolventInnen sollten angelockt werden (siehe Bsp. USA).
13.) Phrasenalarm!!
14.) "sinnloser Tunnel durch die Lobau", "Garagen-Subventionen": klingt nach Polemik.
16.) sinnvoller als planlose "Diversität" wäre zielgerichtete Konzentration auf wenige Nischenbereiche
17.) Wertschätzung/Förderung von Musik ökonomisch wichtiger als jede Autobahn - eine gewagte These, mit Verlaub!
19.) völlige Ausrichtung auf solare Energie ist, was Wien betrifft, leider eine Illusion
20.) da sind aber zig Millionen Inder/Chinesen vom Land eingerechnet, denen es hundsmiserabel geht!