Der gekaufte Journalismus
von cc am 04.09.2005
In Spectrum der Wochenendausgabe der Presse findet sich ein kluger Artikel von Ernst Sittinger, den wir genauer lesen sollten.
Ich habe ein paar Zitate herausgenommen, die v.a. auf darauf Bezug nehmen, dass das, was wir lesen und sehen immer öfter schlicht und einfach gekauft ist, ohne dass wir es merken.
Statt sichtbarer Inserate gehen "ums Geld raufende Medien" immer stärker darüber über "Beilagen" zu produzieren, die nach unabhängigem Journalismus ausschauen, letzlich aber einfach bezahlte Lobbyarbeit darstellen.
Selten wird diese extrem gefährliche Entwicklung thematisiert.
Beispiele dazu: Der Immobilientteil derselben Presse ein paar Seiten weiter hinten.
Oder der (heute Sonntag) erscheinende "Wohnkurier"
Eine Beilage, die vorgibt journalisisch unabhängig zu berichten, in der man aber klarerweise niemals irgendein kritisches Wort zur Wiener Stadtentwicklung finden wird, die "Besteller", die Stadt Wien und die Bezahler der Beilage (Wohnbaugenossenschaften, die sich wiederum bei der Stadt Wien um Wohnbauförderung anstellen) haben daran keinerlei Interesse.
Anbei einige Zitate aus Sittingers Artikel:
Doch mittlerweile hat sich der Wind gedreht. Die Medien dominieren nicht mehr, sie werden ihrerseits dominiert. Es scheint so, als liefe der Journalismus Gefahr, an seinem eigenen Erfolg zu scheitern: Gerade deshalb, weil er für die Gesellschaftsgestaltung so wichtig ist, wurde er für die Gestalter der Gesellschaft zum Objekt der Begierde.
Ein Sturm unterschiedlicher Lobby-Begehrlichkeiten fegte durch die Redaktionen. Dieser Belastungsprobe waren die redaktionellen Strukturen nicht gewachsen, und sie sind es in weiten Teilen bis heute nicht.
Die Schutzdämme zur Wahrung der journalistischen Unabhängigkeit waren immer schon auf Sand gebaut, weil darunter stets die ökonomische Abhängigkeit der Medien von ihren Geldgebern durchschimmerte. Auch Medien, die Gewinne erwirtschaften, sind anfällig für den "Durchgriff" kommerzieller Interessen.
...
Die traditionelle journalistische Autonomie wird unterspült und weggeschwemmt.
...
Dass es mittlerweile weit mehr Pressesprecher gibt als Journalisten, ist signifikant für die Kräfteverschiebung im öffentlichen Raum. Die Aufrüstung der PR-Branche beschränkt sich nicht auf Personen und Ressourcen, sondern umfasst auch das Arsenal der Methoden. Medienbeeinflussung tritt vermehrt in Form von strategisch durchgeplanten Kampagnen auf, die mit gewaltigem Finanzaufwand in die mediale Landschaft geknallt werden. Die Grundaussagen werden von Strategieberatern geformt, von Werbeagenturen in attraktive Botschaften verpackt und anhand von Medieneinsatzplänen öffentlich verbreitet. Dabei setzt man auf "integrierte Kommunikation" - angefangen von klassischen Inseraten über Pressekonferenzen, Journalistenseminare, Reisen und Themen-Incentives bis hin zu "Medienpartnerschaften", bei denen die Grenzen zwischen Journalismus und Werbung gezielt verschwimmen.
...
Die Deutsche Bank ließ auf ihrer Hauptversammlung 2005 eine hauseigene Fernsehkamera mitlaufen, der Zutritt für unabhängige Journalisten und Kameraleute war verboten. Das zensurierte Bildmaterial wurde von der öffentlich-rechtlichen ARD in den Hauptabendnachrichten ausgestrahlt.
Ich habe ein paar Zitate herausgenommen, die v.a. auf darauf Bezug nehmen, dass das, was wir lesen und sehen immer öfter schlicht und einfach gekauft ist, ohne dass wir es merken.
Statt sichtbarer Inserate gehen "ums Geld raufende Medien" immer stärker darüber über "Beilagen" zu produzieren, die nach unabhängigem Journalismus ausschauen, letzlich aber einfach bezahlte Lobbyarbeit darstellen.
Selten wird diese extrem gefährliche Entwicklung thematisiert.
Beispiele dazu: Der Immobilientteil derselben Presse ein paar Seiten weiter hinten.
Oder der (heute Sonntag) erscheinende "Wohnkurier"
Eine Beilage, die vorgibt journalisisch unabhängig zu berichten, in der man aber klarerweise niemals irgendein kritisches Wort zur Wiener Stadtentwicklung finden wird, die "Besteller", die Stadt Wien und die Bezahler der Beilage (Wohnbaugenossenschaften, die sich wiederum bei der Stadt Wien um Wohnbauförderung anstellen) haben daran keinerlei Interesse.
Anbei einige Zitate aus Sittingers Artikel:
Doch mittlerweile hat sich der Wind gedreht. Die Medien dominieren nicht mehr, sie werden ihrerseits dominiert. Es scheint so, als liefe der Journalismus Gefahr, an seinem eigenen Erfolg zu scheitern: Gerade deshalb, weil er für die Gesellschaftsgestaltung so wichtig ist, wurde er für die Gestalter der Gesellschaft zum Objekt der Begierde.
Ein Sturm unterschiedlicher Lobby-Begehrlichkeiten fegte durch die Redaktionen. Dieser Belastungsprobe waren die redaktionellen Strukturen nicht gewachsen, und sie sind es in weiten Teilen bis heute nicht.
Die Schutzdämme zur Wahrung der journalistischen Unabhängigkeit waren immer schon auf Sand gebaut, weil darunter stets die ökonomische Abhängigkeit der Medien von ihren Geldgebern durchschimmerte. Auch Medien, die Gewinne erwirtschaften, sind anfällig für den "Durchgriff" kommerzieller Interessen.
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Die traditionelle journalistische Autonomie wird unterspült und weggeschwemmt.
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Dass es mittlerweile weit mehr Pressesprecher gibt als Journalisten, ist signifikant für die Kräfteverschiebung im öffentlichen Raum. Die Aufrüstung der PR-Branche beschränkt sich nicht auf Personen und Ressourcen, sondern umfasst auch das Arsenal der Methoden. Medienbeeinflussung tritt vermehrt in Form von strategisch durchgeplanten Kampagnen auf, die mit gewaltigem Finanzaufwand in die mediale Landschaft geknallt werden. Die Grundaussagen werden von Strategieberatern geformt, von Werbeagenturen in attraktive Botschaften verpackt und anhand von Medieneinsatzplänen öffentlich verbreitet. Dabei setzt man auf "integrierte Kommunikation" - angefangen von klassischen Inseraten über Pressekonferenzen, Journalistenseminare, Reisen und Themen-Incentives bis hin zu "Medienpartnerschaften", bei denen die Grenzen zwischen Journalismus und Werbung gezielt verschwimmen.
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Die Deutsche Bank ließ auf ihrer Hauptversammlung 2005 eine hauseigene Fernsehkamera mitlaufen, der Zutritt für unabhängige Journalisten und Kameraleute war verboten. Das zensurierte Bildmaterial wurde von der öffentlich-rechtlichen ARD in den Hauptabendnachrichten ausgestrahlt.
Mindestens ebenso bedenklich.....
http://www.daserste.de/plusminus/beitrag_dyn~uid,818br7mnffjd1le4~cm.asp