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einfach zum Nachdenken

Bevor wir über neue, erweiterte Strategien (die sind notwendig) diskutieren, schauen wir uns Wiener Ergebnisse ein bisschen genauer an.


1.) Grüne und F sind DIE antagonischen Parteien (geordnet nach den 23 Bezirken)

f-gantagonismus

f-gantagonismus1
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2.) Hohe Anteile von "Ausländern" (nicht österr. Staatsbürgern) kommen beinahe mehr uns Grünen als der F zugute.
Höchster Anteil im 15. Bezirk, hier liegt Grün deutlich vor F.In Simmering, bzw. in Floridsdorf unterdurchnittliche "Ausländeranteile" hier liegt F vor Grün.

f-gnoestb

f-gnoestb1
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3.) eine extrem hohe Korrelation gibts jedoch, schaut man sich die Anzahl der Gemeindewohnungen in den 23 Bezirken an.

rupert-gemeindebau

rupertgbau
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Simmering am einen Ende (meiste Gemeidebauten, höchste F, geringste Grünstimmen) Neubau am anderen.

hier die F-Anteile genau nach Bezirken:

F-ggemeidebauguens1

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und hier F bzw Grün, sowie die Gemeindebauten in den Bezirken

f-ggemeindeguens

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Interpretationen und Strategievorschläge sind erwünscht.
Sebastian (Gast) - 6. Okt, 12:12

Verschiedene Parteien haben verschiedene Zielgruppen, die Grünen sprechen klar die gebildete Schicht Österreichs an.

In den Gemeindebauten lebt diese Schicht eher weniger.

Siehe Wahlarithmetik --> Der ArbeiterInnenanteil der Grünen ist gleich null.

Ich denke auch nicht, dass sich hier kurz- bis mittelfristig viel ändern lässt. Dafür haben die Grünen zu intelligente Botschaften.

Es ist mehr an der SPÖ, diese Schichten wieder besser anzusprechen. Die Grünen können durch gezielte Arbeit bestenfalls einen ganz kleinen Anteil dieser Menschen von sich überzeugen, denke ich.
Damit das aber möglich ist, ist es notwendig, dass sich *alle* Parteien klarer gegen die FPÖ und andere Splittergruppen aussprechen, und auch gegen dere sinnlose/nicht zielführende Fremdenpolitik.

Der Ball liegt da glaub ich weniger bei den Grünen, außer vielleicht das Forcieren der Bildung. Da liegt unsere Chance :)

a.m. (Gast) - 9. Okt, 23:04

Ich denke, eine zu offene Fremdenpolitik der Grünen, würde auch (sonst-)Grünwähler verscheuchen. Schließlich gibt es Grünwähler, die auch nicht jeden x-beliebigen "Ausländer" einbürgern lassen wollen. Die Grünen sollten auch in der Öffentichkeit sichtbare Grenze zu den "ausländerfeindlichen Parteien" ziehen, jedoch aber auch die Realität zu vermitteln, dass Einbürgerung auch mit bestimmten Regeln zu tun hat. Zu liberal hat eben auch Konsequenzen für Grün-Wähler. Sich mittig zu platzieren ist daher idealer!
a.m. (Gast) - 9. Okt, 23:42

Ich kenne einige (sonst-)Grünwähler die gerade aus diesem zu liberalen Kurs im Bezug auf das "Ausländerthema" eben dann Schwarz oder Rot gewählt haben.
Sebastian (Gast) - 10. Okt, 13:25

"Ausländer rein lassen"

Das ist genau das Problem: SPÖVP haben's geschafft, den Grünen das Fremdenrecht vorzuwerfen, als würden sie die Grenzen öffnen wollen, aber meines Wissens gibt es eigentlich recht realistische Pläne:

- Asyl für alle, die's verdienen.
- Immigration für alle, die wir brauchen.

VdB hat mal von einem Punktesystem geredet. DAS ist es, was Österreich hilft.

Ich bin selbst strikt dagegen, unreflektiert Ausländer ins Land zu holen, aber in Wirklichkeit ist das nie passiert. Jahrzehnte lang wurden Gastarbeiter ins Land geholt, und dann halt die Familien dazu. Das erklärt ja auch die hohen Zuwanderungszahlen bis ca. 2000 (dann war das ja auch weitgehend abgeschlossen).

Es muss weiterhin so sein, dass Menschen, die wir brauchen, aktiv geholt werden. Dafür muss man Anreize schaffen, etc.
Und alle, die wir nicht brauchen, müssen sich irgendwie sonst als nützlich erweisen. Das klingt jetzt ein bisschen radikal, ich weiß jetzt nicht wie ich das anders formulieren sollte.

Jedenfalls kenne ich von türkischen FreundInnen die Situation, dass hier Menschen leben, wo die Frau nichts wert ist. Klar passiert das bei Österreichern auch. Vereinzelt. Aber bei den türkischen EinwanderInnen gibt es eine Tendenz, dass irgendwie bis auf eine türkische Freundin alle betroffen sind von solchen Zuständen. Und diese eine türkische Freundin sagt ihrerseits wieder, sie kenne keinen anderen Türken, der so nett ist wie ihr Vater (soll heißen: Er lässt sie die Matura abschließen.)

Ich bin strikt dagegen, und das muss auch thematisiert werden. Allerdings auf eine nicht emotionale Weise, weshalb das in einer großen Koalition wieder nicht möglich sein wird. Leider.
maschi - 10. Okt, 13:43

@Sebastian

Eines der Probleme der Grünen ist ihre Sprache, mit der sie mit den Menschen kommunizieren. Sie haben absolut mehrheitsfähige Antworten auf reale Probleme entwickelt, verkaufen sie aber nach wie vor mit einer Sprache, die die Inhalte mehr vertuscht als klarmacht. Dein

- Asyl für alle, die's verdienen.
- Immigration für alle, die wir brauchen.

trifft das ziemlich auf den Punkt, was die Grünen in diesem Bereich vorschlagen. Sagen dürfen sie es aber nicht so, denn man fürchtet den Aufschrei von Links. Und da gehts nur um die Sprache, die als "rechte" Sprache missverstanden werden könnte. Klar würde die KPÖ aufschreien, die Grünen sind im neoliberalen Mainstream und reduzieren den Menschen auf seine Nützlichkeit. Und etliche Grüne würden sich dann nicht sehr wohl fühlen in ihrer Haut. Also spricht man im Zweifel lieber keinen Klartext.

Und diese zwiespältige Botschaft kommt halt nur bei 11% der Wähler an. Das Potential wäre viel höher.
Raphael (Gast) - 10. Okt, 15:13

Immigration für alle

Dass eine unbegrenzte Einwanderung das Sozialsystem sprengen würde, ist eine Realität, der sich auch die Grünen nicht verschliessen sollten. Aber wie gehen die Grünen mit dieser Realität um? Sollen die Zäune um Europa noch um ein paar Meter erhöht werden? Interessiert uns wer hinter diesen Zäunen lebt und warum diese Menschen nach Europa wollen? Der Begriff "Wirtschaftsflüchtling" ist mMn in hohem Masse zynisch, weil es diesen Menschen nicht etwa um ein eigenes Auto geht, sondern viele davon um ihr nacktes Überleben kämpfen. Die Trinkwasserversorgung in der Sahelzone ist nicht zuletzt aufgrund der Klimaerwärmung noch schlimmer geworden und für Hrn. Schüssel sind die bereits in den 70er Jahren versprochenen 0.7% des BIP für die Entwicklungszusammenarbeit "nicht realistisch". Grüne Antworten sollten menschlich bleiben. Warum war davon im Wahlkampf nichts zu hören?
wien20 (Gast) - 12. Okt, 13:00

arbeiterschicht, gemeindebauten

ich wäre dafür, bei der diskussion politischer strategien soziale klassen und wohnorte beiseite zu schieben und sich eher auf die meinungen, werte, ansichten und wünsche der menschen zu konzentrieren, um herauszufinden warum wer was wählt und wie das geändert werden könnte. ich selbst wohne in einem "gemeindebau" und meine mutter ist "arbeiterin". unsere ganze familie hat grün gewählt, weil wir uns durch sie am besten vertreten fühlen. ich bin mir im klaren, dass wir mit dieser wahl zu einem sehr kleinen prozentsatz in unserem "bau" gehören, dennoch glaube ich nicht, dass es etwas bringt, zu sagen "die erreichen wir eh nicht, die verstehen uns nicht, die werden immer andere parteien wählen". ich denke gerade bei der jugend haben die grünen großes potential gewählt zu werden, sofern innovative wege gefunden werden können, diese genauer über das grüne wahlprogramm zu informieren und verbreitete klischees über "die grünen" aufzubrechen.
wien20 (Gast) - 12. Okt, 13:49

rechte türkischer frauen

ich bin klarerweise für die gleichberechtigung von mann und frau. ich kann jeder äußerung beipflichten, die unterstützt, dass ungerechtigkeiten ans licht kommen und die auf die verletzung von frauenrechten hinweisen, solange dies nicht in allzu übertriebener/emotionaler form geschieht. zum beispiel habe ich gerade den artikel von frau vana gelesen und bin entsetzt, dass diese mundpissoirs überhaupt aufgestellt werden durften. ABER ich halte ein kontinuierliches verbinden der missachtung von frauenrechten mit gewissen nationalitäten für grundsätzlich falsch.
ein typisches (auch hier in einem der kommentare geäußertes) klischee ist, dass türkische frauen/islamische frauen unterdrückt werden, ihr mann ihnen befiehlt wie sie ihr leben zu führen haben, sie keinerlei rechte innerhalb der familie besitzen, ihnen bildung untersagt wird, mit anderen worten, dass sie versklavt werden - wohingegen die fortschrittliche, moderne österreichische frau stark ist und dieselben rechte wie der österreichische mann besitzt, gut gebildet ist, mit beiden beinen im leben steht, sich nichts vorschreiben lässt - also ihren eigenen weg geht. in beiden fällen handelt es sich um extremvorstellungen, die somit nicht als repräsentativ für die gesamtheit gelten können.
ich habe auf grund meiner 2 nationalitäten großen einblick in die österreichische und die arabische kultur gewonnen, weiters hatte ich die möglichkeit, sowohl einblick in die "hohen" als auch die "niedrigen" sozialen schichten zu nehmen.
ich bin zu folgenden ansichten gekommen:
- türkische immigrantenfamilien der arbeiterschicht können in keinem fall als sinnbildlich für die türkische kultur genommen werden (ich habe viele türkische studienkollegen die gegenteiliges beweisen!!)
- der schlüssel zur gleichberechtigung liegt in JEDER kultur und in JEDEM land in der bildung der menschen!!!
- in meinen 20 jahren lebenszeit habe ich unter dutzenden von österreichischen ehen und familien höchstens 2-3 glückliche ehen sehen können, in denen gleichberechtigung herrscht. in allen anderen kann von respekt, verständnis und liebe kaum die rede sein. ich bin mir durchaus im klaren, dass diese erfahrungen nicht repräsentativ für wien sind.
- die mir durch mein gesellschaftliches umfeld und die wiener kulturszene vermittelten werte wirken auf mich selbstzerstörerisch und nicht zielführend.
ich gebe ein paar beispiele: wieso soll es sinnvoll sein, sich schon in jungem alter wie eine erwachsene zu benehmen, sich zu schminken, sich einen freund zu suchen, auf parties zu gehen, zu trinken, möglichst schnell sexuelle erfahrungen zu sammeln??? diese werte werden nicht, wie es so viele glauben, von jugendlichen und klassenkameraden produziert! sie sind tief in der österreichischen/wienerischen mentalität verankert. ich kann mich erinnern, dass meine volksschullehrerin, als ich sie nach meinem eintritt ins gymnasium besuchte, nicht nach meinen noten fragte sondern ob ich schon einen freund habe. am gymnasium selbst gab es geradezu einen wettlauf um "beziehungen" und "alles was dazu gehört".
- ich bin kein freund von extremen, das bild, das ich mir von der arabischen kultur gemacht habe ist ein äußerst positives, denn sexismus, der sich leider überall einschleichen kann, ist kein offizieller teil davon. ich würde die kultur mit folgenden adjektiven beschreiben: freundlich, offen, kinderliebend, familienfreundlich, gastfreundlich, temperamentvoll, tolerant und hilfsbereit.
auch das ist ein extremes bild, aber warum nicht einmal die positiven seiten herausstreichen, als ständig nur die schlechten?
gbtoe (Gast) - 6. Okt, 14:05

@Kennzahl "Ausländer"

Die Frage stellt sich, ob eine Kennzahlen-Beziehung auch dann noch hält, wenn für das Kriterium "Ausländer" ein FP-sichtiger Indikator hergenommen wird. Dh Ausländer ist nach dieser Sicht nicht, wer keine österreichische Staatsbürgerschaft hat, sondern, wer als solcher auf der Straße als Ausländer wahrgenommen wird. (betrifft zB 2. Generation oder Eingebürgerte, die deutsch mit nicht deutschsprachigem Akzent sprechen) Ich vermute, zB für Favoriten und Simmering würde sich dann ein anderes Bild ergeben.
Hier ein differenziertes Begriffsgerüst zu schaffen, das den Ausländerbegriff qualitativ differenziert (ohne abwertend zu wirken) würde mE neu quantifiziert eine Datenbasis für genauere Aussagen und gezielte Strategien ermöglichen.

Ein Kern liegt auch sicher in der Ausländer-Wahrnehmung selbst, dh es wäre wünschenswert, die Wahrnehmung der FP-Wähler und FPler nachzuvollziehen, um die Ängste und Wünsche dieser Wählerschicht begreifen zu können. Mit einem Zugang der qualitativen Sozialforschung vielleicht machbar.

Gibts vielleicht eh schon?
lg geirrt

maschi - 6. Okt, 14:13

Möchte das noch ergänzen

denn dort, wo es "echte" Ausländer gibt, gibt es vermutlich auch mehr Staatsbürger 1. und 2. Generation. Und die wählen bekanntlich in erster linie rot, aber diesmal auch schon sehr stark grün. Man müsste daher auch erforschen, ob in diesen Bezirken nicht die Polarisierung zwischen FP-wählenden Alt-Inländern und Rot/Grün-wählenden Neu-Inländern doch recht groß ist.

weiters: bezirksergebnisse reichen für solche analysen nicht, man muss sich die sprengelergebnisse in den ghettos ansehen und müsste dort zusätzlich erforschen, wer genau wie wählt.
@maschi (Gast) - 9. Okt, 23:07

es gibt auch Neu-Inländer die FPÖ wählen. denn die haben auch Angst um ihre Arbeitsplätze, und die FPÖ nützt dies leider aus.
Martin (Gast) - 6. Okt, 14:25

Zu Gemeindebauten

könnte das auch mit dem Haushaltseinkommen zusammenhängen?
Ev. werden Grüne eher von der Mittelschicht gewählt, die nicht sooo sehr im Gemeindebau lebt...

Karl Marx Headquarter (Gast) - 6. Okt, 19:08

1) bin echt positiv überrascht, cc: der Aufruf zum Brainstorming ist ein gutes Beteiligungsmodell.

2) nehmen wir an, die Hypothese, dass der Gemeindebau NICHT Grün wählt trifft zu. Folgende Strategien fallen mir ein:

a) die Tatsache akzeptieren und die inhaltlichen Schwerpunkte auf jene Bereiche konzentrieren, die jene ansprechen, die dann auch Grün wählen. Die Grundsicherung z.B. ist ein Kapitel, von dem vorwiegend Gemeindebau-Bewohner profitieren würden. Wenn das Thema diese Zielgruppe aber offenbar nicht so brennend interessiert, gehört es vielleicht doch nicht in die erste Reihe (dank der Komplexität des Themas ist es auch im Akademiker-Bereich nicht wirklich wahlkampftauglich transportierbar und schreckt dort womöglich auch noch potentielle Wähler ab).

b) die BZÖ-Option: moderne Politik ist in erster Linie gutes Marketing - ob man jetzt ein politisches Thema (mit dem die Partei identifiziert wird) oder Staubsauger an den Mann bringen will, ist nach dieser Schule prinzipiell das Selbe. Dementsprechend wäre der Gemeindebau mit einer Präsentation zu erobern, die lauter, plakativer, "saftiger" ist und - vor allem - ganz deutlich herausstreicht, wie der Einzelne von der eigenen Partei profitiert während die anderen Parteien für die Unzufriedenheit verantwortlich sind.

c) das System Kaltenegger/Infiltration: der Gemeindebaubewohner muss dort abgeholt werden wo er steht. Mit Themen, die eine selbständige inhatliche Auseinandersetzung erfordern, ist er oft überfordert. Man muss aber nicht allen alles verständlich machen: die Leute sind geneigt jene zu wählen, die sie kennen und die ihnen vielleicht sogar ein wenig sympathisch sind. In diesem Sinne müsste der Gemeindebau systematisch mit grünen Proponenten durchsetzt werden, die an der Bassena, in der Waschküche, am Kinderspielplatz einen Kontakt nach dem anderen aktiv herbeiführen. Diese strategischen Proponenten müssen sich exponieren und profilieren, z.B. als "Mietersprecher", die als Redelsführer die Gemeindebaubewohner organisieren und gegenüber der Sozi-Stadtverwaltung vertreten. Jedes Monat ein neues Thema, eine neue Unterschriftenliste, mit der alle Türen abgeklappert werden. Der Kaltenegger ist viel, aber kein Kommunist. Der Typ hat in Grasz den Gemeindebau im Griff, weil er persönlich bei den Leuten präsent ist, sich jeden Schwachsinn anhört und den Leuten das Gefühl gibt, auf ihrer Seite zu stehen, während alles Unbill vom politischen Gegner ausgeht. Wir haben es hier mit einem erprobtem System zu tun, an dessen Umsetzung in Wien bisher keiner gedacht hat. Eine klassische Marktlücke.

d) Bildung: wenn im Gemeindebau nur mehr Dozenten wohnen, ist ein Westenthaler oder Strache mit dem billigen Schmäh auf verlorenem Posten. Diese Option ist allerdings vollkommen utopisch, denn selbst im Falle der grundsätzlichen Machbarkeit dauert das Generationen.

Zusammenfassend halte ich fest, dass ich die Strategie "c" für am erfolgsversprechendsten halte. Die Gründung einer "Taskforce Gemeindebau" ist den Grünen schwer anzuraten. An Sensibilität für das Theme fehlt es offenbar ja nicht, wie die Analyse von cc zeigt.


(habe heute noch zwei grüne Wahlkarten abgeliefert - hoffentlich wirds was mit Platz 3)

Gérard (Gast) - 6. Okt, 20:15

Wenig überraschend

Die Wähleranalysen sind interessant - aber nicht wahnsinnig überraschend. Dass der "klassische Gemeindebaubewohner" Marke Mundl bzw. Kaisermühlenblues nicht die Hauptzielgruppe der Grünen ist, sollte ebenso klar sein wie die Tatsache, dass die Furcht vor dem Unbekannten umso größer ist, je weiter entfernt die "Bedrohung" ist.

Die Frage CCs nach Strategien ist mir nicht ganz klar. Strategien für die Grünen? Um F-Wähler anzusprechen? Um der Ausländerfeindlichkeit den Nährboden zu entziehen? Um den Wähleranteil der Grünen überhaupt zu erhöhen?

Ich darf mich zitieren ;-)
"Die Leute wollen nun mal einfache Antworten auf die komplexen Fragen des Lebens - also sollen sie sie haben. Das heißt natürlich nicht, dass man als Partei dahinter kein Programm oder keine Ideologie mehr hätte - nur die interessieren halt die meisten nicht. [...] Also: ein anspruchsvolles, intelligentes, modernes Programm für die Minderheit der intellektuell anspruchsvollen Grünwählerinnen (das sind österreichweit vielleicht 10%) und ein Sortiment an EINIGEN WENIGEN leicht verständlichen Inhalten für eine breitere Mehrheit (damit ließen sich vielleicht weitere 10 - 15% erzielen)." - Blog-Eintrag vom 23.10.05 (https://chorherr.twoday.net/stories/1084191/#1084626)

Und gleich nochmal:
"Was die Grünen von anderen Parteien primär unterscheidet, ist die fehlende Zielgruppenorientierung. Warum wählt man eine Partei? Weil man für sich, seine Lebensumstände, seine Zukunft verbesserte Rahmenbedingungen haben will. (SP: Arbeiterrechte, soz. Absicherung - VP: Bauern- und Gewerbeförderung, Schutz der "Eliten" - FP: Ausländer raus)

Warum wählt man die Grünen? Aus altruistischen Gründen! Umweltschutz, Grundsicherung, Verkehrspolitik, "Homo-Ehe", Minderheitenrechte, Frauenförderung etc etc -- in den seltensten Fällen sind diese Inhalte für einen persönlich "von Nutzen", vielmehr nützen sie der gesamten Gesellschaft bzw. Teilen davon." - Blog-Eintrag vom 19.11.05 (https://chorherr.twoday.net/stories/1164523/#1170310)

dieter (Gast) - 7. Okt, 08:19

Die Antworten hier repräsentieren die Problematik.

Viele Grüne kommen bei FPÖlern einfach als arrogante, eingebildete Ar******** rüber. FPÖ-Wähler seien dumm, also könne man sie nicht mit Argumenten überzeugen, heißt es hier. Viele FPÖ-Wähler sind übrigens vom Gegenteil überzeugt, nämlich, dass Grüne dumme, weltfremde Naivlinge sind und sie die gscheiten, die die besseren Argumente haben. Es ist typisch menschliche Fehleinschätzung die eigenen Überzeugungen als objektiv vernünftig anzunehmen und die der anderen als Gehorsam und Tradition.

Der Hinweis auf den hohen Anteil an Grünwählern in der Bildungsschicht heißt gar nichts. Bildung und Vernunft sind nicht das Gleiche. Außerdem kann es einfach sein, dass die FPÖ bei der Umwerbung von Studenten und Akademikern genauso Mankos hat, wie die Grünen im Gemeindebau.

Unter den Postern hier herrscht offenbar die Vorstellung, dass in Gemeindebauten nur Arbeitslose und Schlechtverdiener wohnen. Das ist aber nicht wahr, zumindestens in Wien, wo es enorm viele Gemeindebauten gibt. In den Bauten wohnen nicht wenige Facharbeiter, Beamte und Angestellte, die wesentlich besser verdienen, als die Studenten und Einwanderer in den privaten Zinskasernen der Grünbezirke. Das Vorhaben, die dummen Armutschgerln aus dem Gemeindebau mit der Grundsicherung zu locken, würden diese Leute als blanken Hohn empfinden. Meiner Einschätzung nach würden viele Grundsicherung/grundeinkommen tendenziell eher ablehnen, nach dem Motto: "Wozu geh ich dann überhaupt noch arbeiten?"

Dann ist hier die Rede davon, dass eine komplexe Welt komplexe Antworten erfordert. Das ist auch so ein Mantra, das überall gebetsmühlenartig wiederholt wird und das nicht stimmt. Wir brauchen richtige Antworten und die können durchaus simpel sein. Mein Vorschlag für einen grünen Wahlslogan: "Drogenfreigabe statt Drogenmafia!".
Aber für simple Sprüche sind sich Bildungsbürger ja zu gut. In einer komplexen Welt muss man sich auch kurz fassen können.

Nochwas. Waren eigentlich auch Grüne in der Nachtschicht? Der Westi und der Strache waren dort.

Das wär's mal für's erste.

Gérard (Gast) - 7. Okt, 17:11

Au contraire (@ dieter)

Ziemlich gewagt, F-Wähler als vernünftig anzusehen und die dumpfen, menschenverachtenden Botschaften von Strache, Westenthaler & Co als "Argumente" zu bezeichnen. Der wesentliche Unterschied zwischen F- und Grün-Wählern ist wohl der, dass letztere imstande sind (ev. durch die höhere Bildung?), ihr Tun zu reflektieren und Selbstkritik zu üben. Nicht auszudenken was wäre, wenn die rechtsradikale, menschen- und minderheitenverachtende F-Politik wirklich umgesetzt würde!

Ich bezeichne somit F-Wähler im vollen Bewusstsein als unvernünftig, weil diesen offensichtlich nicht klar ist, was sie mit ihrer Stimme unterstützen! Zugleich kritisiere ich die Grünen (und alle übrigen Parteien), weil es diesen nicht gelingt, die durchaus berechtigten Sorgen und Ängste dieser Menschen mit konstruktiven Lösungsmöglichkeiten zu zerstreuen. Ja, es stimmt, es gibt viel zu viele Menschen mit Migrationshintergrund, die nicht in die Gesellschaft integriert sind. Aber, es ist keine Lösung, diese zu deportieren, in Zwangslager zu stecken und sie für jedes Unglück, das den durchschnittlichen F-Wähler betrifft, verantwortlich zu machen!

Jede Stimme für F/BZÖ macht deren Botschaften "salonfähiger", darum gilt es sie zu bekämpfen. Simple Lösungen mögen vielleicht so manche Besucher der Nachtschicht ansprechen, schaden aber der Gesellschaft und den einzelnen Strache/Westenthaler-Wählern auf lange Sicht. Und weil diese das offensichtlich nicht wissen, müssen eben wir "arroganten, eingebildeten, weltfremden, Naivlinge" Grün wählen! So ist das.
dieter (Gast) - 7. Okt, 18:36

@Gérard:

Wie oft hast du schon mit FPÖ-Wählern diskutiert?

Ich kenne keinen, der für Deportierungen oder Zwangslager ist. Westenthalers 300.000 haben nicht einmal seine Wähler ernstgenommen. Sie verwechseln Positionen der Partei und menschenunwürdige Auswüchse von Immigrationspolitik mit den Argumenten, die den FPÖ-Wähler dazu bewegen FPÖ zu wählen.

Argumente der Wähler sehen eher so aus: "Die Grünen wollen die Grenzen aufreißen und Einwanderung ohne Ende.", "Die dummen Roten sagen, dass Ausländer unsere Pensionen sichern.", "Ich finde, dass alle Ausländer Deutsch lernen müssen."

Die FPÖ sagt: "Wer sich nicht integrieren will, soll wieder heimfahren." Das ist eigentlich eine Nullaussage, die kaum ein Grüner letztlich nicht unterstreichen würde. Aber da die FPÖ solche Sprüche forciert und von den Grünen nichts klares zurückkommt, entsteht der Eindruck, wir würden Parallelgesellschaften cool finden und gegen Integration sein.

Ein anderes Motiv für FPÖ-Wähler ist eine fehlerhafte Einschätzung der Sicherheit. Das liegt wohl am vielen Kronenzeitungs-Schauergschichtl lesen. Dabei kann man anhand der Kriminalitätsstatistik leicht zeigen, dass Österreich sicher ist und sicherer wird. Es gibt keinen Grund zur Sorge. Da muss man Aufklärungsarbeit leisten. Das ist allerdings nichts für einen Wahlkampf.

Der größte Unsympathieträger der Grünen ist übrigens Terezija Stoisits. Jeder kennt sie, keiner kann sie leiden, so wie keiner von uns den Stadler leiden kann. Nachdem auch die Grünen verstärkt auf Personenwahlkämpfe setzen sollte man das auch bedenken.

Einen nennenswerten Unterschied in der Vernunft musst du, Gérard, erst einmal belegen. Denn alles, was du über Effen gesagt hast, könnten Effen auch über uns sagen. Also wo sind die Belege?

Selbst, wenn es eine Abweichung von ein paar Punkten beim IQ gibt, dann heißt das nicht sonderlich viel. Aber wie gesagt. Diskutiere mal mit einem F-Wähler und erlebe dein blaues Argumentationswunder.
Enrico--> nicht anonym (Gast) - 7. Okt, 20:31

www.KLIMAWANDEL.com

SPÖ REGIERUNG UNTER GRÜN-BLAUER DULDUNG.
Also keine richtige Koalition. Habe ich dies als
Conclusio von Dieters Artikel verstanden und
als logische Konsequenz der nihilistischen
gesamtpolitischen grünen Zurückhaltung ?
Oder die wahre und ehrliche Auseinandersetzung mit
den "grünen, irreversiblen Mankos" ?
Was war gemeint ?
Das Verstehen der Beweggründe des
WählerInnevolks blau zu wählen. Das Warten,
bis in ferner Zukunft 3/4 der ÖsterreicherInnen
ein sehr hohes Bildungsniveau erreicht haben ?
Noch nie habe ich einen Artikel wie den von Dieter
so treffend gefunden. Was immer man/frau
davon halten mag. Vielleicht habe ich ihn ja nur
auch nicht richtig verstanden aber irgend ein
"nächster Schritt" ist darin oder daraus für
mich nicht zu erkennen. Natürlich würde dies
die ÖVP nachhaltigst schwächen und für das
BZÖ wohl das endgültige Aus bedeuten.
Diese Partei würde sich wohl dann bis
auf die Parlamentarierinnen reduzieren.
Vielleicht schreibt uns Dieter ja noch in
einem anderen Artikel, was er genau
als Zukunftsperspektive vorschlagen würde.
Jedenfalls kann ich mit der Analyse des
Ist - Zustandes nur konformgehen.
Es hat z.B. meiner Meinung nach nichts
mit Populismus zu tun,
als Spitzenpolitiker auch mal in der
Discothek Nachtschicht zu erscheinen...
dieter (Gast) - 8. Okt, 15:40

@Enrico:
Du hast mich zur Hälfte verstanden.

Ich habe nicht von Koalitionen im Parlament geschrieben, oder dergleichen. Das müssen sich die Berufspolitiker im Parlament ausschnappsen.

Es geht darum, dass es hier eine Menge an Menschen gibt, die anderer Meinung sind, als wir. Genau diese Leute müssen wir überzeugen. Und das können am Besten nur wir einfachen Grünsympathisanten auf der Graswurzelebene tun, am Arbeitsplatz, in der Schule, in der Familie usw., immer dann, wenn sich politische Diskussionen ergeben. (Nicht nur im Wahlkampf)

Allerdings müsste die Grüne Partei auch ihre Positionen klar benennen und als Vordenker fungieren.

Wenn man überzeugen will, dann muss man offen sein, zuhören und ruhig argumentieren, so dass es nicht ins Persönliche geht. Und man darf sich keine zusätzlichen Barrieren in den Weg kommen lassen, wie z.B. der Musikgeschmack, über den sich verschiedene gesellschaftliche Gruppen auch definieren.

Es gibt natürlich auch einen Anteil an Fanatikern unter den FPÖ-Anhängern, mit denen man wirklich nicht diskutieren kann. Aber zuerst sollte man sich immer Fragen, ob es an einem selber liegt.
anonym (Gast) - 8. Okt, 17:31

man kann mit f-wählern nicht diskutieren

ich befinde mich in der unglücklichen situation in meinem engsten familienumfeld (vater) f-wähler und sogar parteimitglieder zu haben.
wir hätten einen ähnlichen sozialen hintergrund, ähnliches bildungsumfeld etc. im großen und ganzen dass was man so als "mittelstand" bezeichnen könnte. ich wohne in einem mehr oder weniger "ausländerbezirk" er am stadtrand vernab. und sieht "ausländer" (oder menschen die halt so aussehen als ob sie "ausländer" wären) nur aus dem autofenster.
ich habe die erfahrung gemacht, dass es völlig zwecklos ist mit f-anhängern zu diskutieren. unsere positionen und ansichten sind so weit weg von den kronenzeitungs-vorurteilen, die f-anhänger so verbreiten, dass es, meiner meinung nach, unmöglich ist solche menschen für die grünen zu gewinnen - ich habe mittlerweile resigniert und akzeptiere, dass es in ö. einfach ein potential von 10-15% an menschen gibt, die jede demokratische politische partei als "wählerpotential" einfach abschreiben muss.
gegen stumpfe rassistische und xenophobe vorurteile ist jedes vernünftige argument machtlos.
Raphael (Gast) - 7. Okt, 15:59

grüne Ausländerpolitik

Bildung scheint mit in der Tat die wichtigste, wenn auch langfristige, Maßnahme gegen Ausländerhetze zu sein. Es ist relativ leicht zu verstehen, warum in unteren sozialen Schichten der "Ausländer" leichter zum Sündenbock gemacht wird, schließlich arbeitet ein großer Teil der Ausländer ebenfalls in Berufen die geringe Qualifikation erfordern. "Ausländer" sind daher Gegner im "Kampf" um die knappe Resource Arbeitsplatz.

Warum gerade in Simmering, Floridsdorf oder Donaustadt - wo der Ausländeranteil relativ gering ist - die FPÖ gewählt wurde, ist auch leicht erklärbar: Sündenböcke funktionieren eben nur dann gut, wenn sie anonym und unbekannt sind. Sobald ein Sündenbock einen Namen, eine Geschichte und ein Gesicht hat, fällt es schwerer diesen *Menschen* die Schuld an den eigenen Problemen in die Schuhe zu schieben. Ich halte es daher für besonders wichtig in diesen Bezirken (z.B. in Gemeindebauten) eine Begegnung mit dem "Feindbild", etwa durch die Veranstaltung diverser interkultureller Events (die alldings nicht so heißen sollten um die Teilnnehmer nicht abzuschrecken), zu fördern.

laurenz ennser (Gast) - 8. Okt, 10:08

es ist mir

in diesem wahlkampf zweimal passiert, dass ich völlig angestanden bin in diskussionen. wenn jemand meint, es wär am besten, die „ausländer“ (wen immer er damit meint) in einen flieger zu stopfen und über wien die luke aufzumachen, dann kann man nicht mehr viel tun, außer sich umdrehen und gehen. jedenfalls hab ich in dem fall keinen sinn mehr gesehen, das gespräch fortzusetzen.

das war sicher ein extrembeispiel, denn auch die fpö- und bzö-wählerschaft ist keine homogene gruppe, da gibt's auch unterschiedliche motivationen für so eine wahlentscheidung...

ich glaub, man muss da auch differenzieren zwischen emotionalen und sachbezogenen wahlmotiven. wir haben sehr gut ausgearbeitete sachthemen in diesem wahlkampf präsentiert. damit gewinnen wir schon einen guten teil unserer wählerschaft. aber man braucht sicher auch eine bauch-botschaft, was mit der abgrenzung gegen ausländerhetze (und den beiden vdb-duellen gegen f und bzö) nicht schlecht gelungen ist. speziell da seh ich aber noch potenzial.

die leute, die man mit energiewende, bildung etc. gewinnen kann, haben glaub ich eh mitgekriegt, was wir in den bereichen vorhaben. für die vielen spätentscheider und unsicheren könnte ich mir vorstellen, dass man eine emotionale botschaft noch verstärkt kommuniziert...

lg
laurenz

FPÖ-Wähler (Gast) - 8. Okt, 21:44

Strachismus, Gemeindebau und grüne Selbstgerechtigkeit

Die Statistiken sprechen eine klare Sprache: Strache visiert die Arbeiterschicht an. ABER: Darüber können die politischen Mitbewerber der FPÖ nur froh sein, denn wenn der Strache die brennende Problematik des Asylmißbrauchs und der illegalen Einwanderung auf einem intellektuell höheren Nivau plakatieren hätte, hätten noch mehr Menschen FPÖ gewählt (war ja schon früher einmal der Fall). Vielleicht lernt er es noch, auch hat man ihm seinen einseitigen Stil sogar schon im blauen Blatt „Zur Zeit“ ausgerichtet.

Ich finde es interessant, dass auch in nichtbürgerlichen Bezirken, wie Leopoldstadt, die Grünen vor der F liegen. Wahrscheinlich wählen viele Leute mit Immigranten-background und Staatsbürgerschaft die Grünen. Obwohl ich mir nicht vorstellen kann, dass der typische Türken-Macho grün wählt. Der würde insgeheim lieber den Macho Strache wählen. Vielleicht tut er es auch.

Viele StudentInnen in den WGs der inneren Bezirke wählen grün. Ist nicht unbedingt etwas, worauf man stolz sein sollte. Im Unterschied zu ihren Altersgenossen aus der Arbeiterschicht wissen viele von ihnen noch gar nicht, wie hart sie sich einmal ein Platzerl in der Arbeitswelt erkämpfen müssen. Das sind teilweise noch richtige Kinder.

Jedenfalls sind nicht alle F-Wähler Proleten, UND: Die FPÖ ist scheinbar nicht zu vernichten. Sogar nach einer Parteispaltung nicht. Sogar die Opportunistentruppe BZÖ hat es geschafft. Unglaublich eigentlich.
Pech für alle, die in der Bundeswahlbehörde der FPÖ ihr Recht auf den dritten Listenplatz vorenthalten wollten (Sburny), oder jetzt wieder ihr den dritten NR-Präsidenten streitig machen wollen, selbst wenn sie MEHR Stimmen bekommen sollten als die Grünen. Solche Giftattacken helfen den Freiheitlichen nur. Warum verstehen das so viele Grüne nie, sie dünken sich doch soooooooooooo klug?

maschi - 9. Okt, 11:45

Grüne Chancen

Wichtige und interessante Diskussion hier. Ein paar weitere Gedanken dazu:

- Das "xenophobe" Wählerpotential ist gar nicht so hoch wie es zu sein scheint. Man muss sich erstens vor Augen führen, dass derzeit nur noch rund 70% wählen gehen. Alle, denen das Ausländerthema extrem wichtig ist, haben aber extrem "gute" politische "Angebote" vorgefunden und sind deshalb mit hoher Wahrscheinlichkeit wählen gewesen. Weiters ist ein guter Teil der F-Wähler Stammwähler (schätze ich auf 3-5 Prozentpunkte) und dieser Teil betrachtet das scharfe Transportieren der Ausländerthematik nur als Mittel zum Zweck der Erhaltung ihres politischen Heimathafens.

- Umgekehrt betrachtet: Wer diesmal nicht wählen war, der hat mit blau-orangen Antworten sicher eher wenig am Hut. Ein guter Teil dieser Nichtwähler befindet sich aber trotzdem in einer Protesthaltung gegenüber einem "System", an dem man "sowieso nichts ändern kann". Wenn man es schafft, nur 10% dieser Systemkritiker zu überzeugen, dass eine Stimme für Grün mehr bringt als die Enthaltung, macht man einen Riesenschritt vorwärts. Hier wäre mein Rezept, erstens den Mächtigen ununterbrochen im Stil eines Peter Pilz mächtig und wahrnehmbar auf die Finger zu klopfen und gleichzeitig mit plakativen Ansagen für den massiven Ausbau von Instrumenten der "direkten Demokratie" zu werben: Vetovolksabstimmung UND verbindliche Bürgerinitiativen. Und bitte Wiener Mut: Die klassischen Argumente hinsichtlich der "Gefahren" direkter Demokratie kann man wirklich restlos alle verfassungsrechtlich lösen.

Das zu einem guten Teil berechtigte Ressentiment gegen den Parteienfilz und die Parteienmauschelei darf nicht wieder der F überlassen werden! Das Recht geht vom Volk aus!

- Weiters: Der Kampf gegen die F sollte in Zukunft nicht so sehr mit dem ethischen Argument geführt werden, dass sie so "menschenfeindlich" agierten, sondern vielmehr mit dem Hinweis auf ihre unverfrorene Unehrlichkeit den "kleinen Leuten" gegenüber: Die F ist eine von einigen wenigen Grossindustriellen finanzierte Partei und dementsprechend sieht auch ihre Politik aus. Wer F wählt, macht sich also zum nützlichen Idioten. Und die F-Ausländerpolitik führt keinen Millimeter aus dem Schlamassel raus, in dem sich die F-Wähler befinden oder sich jedenfalls so fühlen. Grüne Lösungen helfen!

- "Drogenfreigabe statt Drogenmafia" wäre eine interessante Ansage, die die eigentliche grüne Begründung für Drogenfreigabe gut rüberbringt. Ich halte es für absolut denkbar, dass man sogar F-Wähler für Grün überzeugen kann, wenn man klar machen kann, dass man dieselben Probleme lösen will, aber ganz andere Methoden vorschlägt: Endlich *wirklich* Schluss machen zu wollen mit Drogenmafia und Drogenkriminalität müsste im Vordergrund so einer Wahlwerbung stehen!! Und dabei auch Schluss mit der nicht endenwollenden Political Correctness: Man kann auch als Grüner sagen: wer sich selbst umbringen will, kann das schon heute mit Alk und Tschick tun. Also besser wir verkaufen auch sonstigen Stoff legal, weil wir sehen nicht ein, warum wir uns auf den Strassen fürchten sollen und dann noch Millionen für "Sicherheit" ausgeben, nur um damit vielleicht ein paar Wahnsinnige vor sich selbst zu schützen!

- Bildung, Gesundheit, Frauen bleiben grüne Inhalte sind aber in der Wahrnehmung in erster Linie SPÖ-Themen. Das Energie-Thema ist demgegenüber ein originär Grünes. Und auch hier kann man wesentlich plakativer werden: Schluss mit der Abhängigkeit von zwielichtigen Gestalten wie Putin!!

- Die "Kaltenegger"-Strategie hätte im "Gemeindebau" sicher ein Potential. Die Grünen dürfen sich nicht immer nur selbst genügen! Es fehlen auch grüne Proponenten, die überhaupt verstanden werden von den Wählern. Nur Professorensprech reicht nicht, man muss sich auch identifizieren können!

Das Beste: Das jetzige grüne Wählerpotential ist stabil. Da wird es zwar bei einem schärferen Kurs den einen oder anderen Ärger geben, aber man wird Euch am Ende trotzdem wählen. Und der "Regierungsfähigkeit" wird es auch keinen Abbruch mehr tun. Diese Geschichte ist längst gegessen!

Das Ziel muss sein 5% mehr. Und das bedeutet das Ende der rein intellektuellen Wohlfühl-Wahlkämpfe.

FPÖ-Wähler (Gast) - 9. Okt, 17:24

„Wer diesmal nicht wählen war, der hat mit blau-orangen Antworten sicher eher wenig am Hut.“

Das ist grünes Wunschdenken. Im Gegenteil: Viele Leute, denen die Ausländerproblematik unter den Fingernägeln brennt, haben sich von der primitiven Kampagne des Strache eher angewidert gefühlt. Man hätte das auch geistig anspruchsvoller formulieren können (müssen), und hätte dadurch noch mehr Menschen erreicht. Rechte Parteien haben ein Potential von 20%.

„Drogenfreigabe“

Deine Ausführungen beziehen sich scheinbar auf ALLE Drogen. Das ist entweder dadurch zu erklären, dass Du regelmäßiger Drogenkonsument bist oder dass Du abgrundtief naiv bist.
Ich selbst habe übrigens, wie jeder, der in den Neunzigern jung war, außer Heroin schon alles ausprobiert. Wohlgemerkt: AUSPROBIERT. Weil ich nämlich draufgekommen bin, dass es mit Sachen wie Ecstasy, Speed, usw keinen vernünftigen Umgang gibt, ließ ich die Finger davon. Wer glaubt, dass er mit sowas umgehen kann, bescheißt sich selber. Ich habe genug Wracks erlebt. Im Falle einer Legalisierung von E, Speed, Kokain, usw haben wir innerhalb kürzester Zeit Hunderttausende Schwersüchtige in Ö. Alle Menschen, quer durch sämtliche Schichten, jung und alt, arm und reich, würden es ausprobieren. Weil: „die Kate Moss macht´s ja auch!“ Und dann würden sie alle wie Kate Moss enden. Die Gesellschaft würde kollabieren. Von Heroin rede ich gar nicht, wer da für eine Legalisierung eintritt, gehört sowieso sofort zwangspsychiatriert.
Haschisch bleibt besser auch verboten. Auch da kam man picken bleiben, und es ist eh schon schlimm genug mit dem Alkohol bei uns.
maschi - 9. Okt, 17:45

Bin regelmässiger Drogenkonsument...

... wie aus meinen Ausführungen für Dich sicher unschwer abzuleiten ist. Also heisst jetzt, nicht abgrundtief naiv, sondern reines Eigeninteresse.
dieter (Gast) - 9. Okt, 20:10

"Drogenfreigabe statt Drogenmafia" ist die Grundidee. Die Details, wie welche Drogen nun genau legalisiert werden, muss man sich dann ansehen.

Die FPÖ plakatiert "Daham statt Islam", obwohl da überhaupt keine konkrete Politik dahintersteht. Strache will weder den Islamunterricht abschaffen, noch will er Moscheebauten gesetzlich verhindern. Es ist eine reine Trotzaussage.

Hinter "Drogenfreigabe statt Drogenmafia" würde handfeste Politik stehen. Es ist eine pragmatische Lösung für ein Problem.

Das Herumhacken der FPÖ-Wähler auf Nigerianern bringt nämlich überhaupt nichts. Wenn es der Polizei gelänge die nigerianische Drogenmafia zu zerschlagen, dann werden andere ihren Platz einnehmen. Wo Nachfrage, da Angebot.
FPÖ-Wähler (Gast) - 9. Okt, 22:05

@Dieter

„Es ist eine pragmatische Lösung für ein Problem.“

Drogenfreigabe ist gar keine Lösung, sondern verschlimmert alles. Der Grund, warum so wenige Leute bis jetzt süchtig sind, liegt nur darin, weil das Zeug für die Masse unerschwinglich ist und meistens auch unerreichbar. Leute aber, die das nötige Kleingeld und die Kontakte haben (Kate Moss, usw…) nehmen es jeden Tag. Oder man steckt als Otto Normalverbraucher seine gesamte Habe in den Konsum und endet dann wie die Typen am Karlsplatz.

Wenn Otto Normalverbraucher mit Job und geordneten Verhältnissen gelegentlich kokst oder sich eine Tablette wirft, so hat das also nichts mit seinem hohen Maß an Selbstdisziplin zu tun („Ich nehm´s eh nur einmal die Woche!“), sondern mit seiner mangelnden finanziellen Potenz.

Wenn aber eine Ecstasytablette oder ein Gramm Kokain nur mehr 5 Euro in der Apotheke kosten würde, wäre Otto Normalverbraucher innerhalb kürzester Zeit süchtig.

Es ist ein bisschen wie mit Tempolimits: Natürlich halten sich nicht alle Leute an ein Tempolimit. Jeder ist schon einmal zu schnell gefahren. Aber wenn es überhaupt KEINE Tempolimits mehr gäbe, würden die Leute im Stadtgebiet, in Wohnstraßen, ja selbst in engen Gassen 100 fahren und auf den Autobahnen, was sie überhaupt aus ihrer Karre rausholen können. Die Folgen kann man sich ausmalen.
maschi - 10. Okt, 01:05

Wollte nur fragen...

... wie war das jetzt mit Dir selbst? Du hast in den 90er Jahren alles ausprobiert und hast dann aufgehört, wegen

- mangelnder finanzieller Potenz
- weil Du draufgekommen bist, dass es mit Sachen wie Ecstasy, Speed, usw keinen vernünftigen Umgang gibt

Bitte ankreuzen.
FPÖ-Wähler (Gast) - 10. Okt, 10:37

@maschi

Also auf den Technopartys wo ich war, hab ich niemanden getroffen, dem Ecstasy NICHT gefallen hätte. Geld hatte ich nicht viel. Aber ich habe Leute gekannt, die sich sicher an die tausend von den Dingern eingeworfen haben. Hätte ich das Geld dieser Leute gehabt (ein Freund von mir hatte mit einundzwanzig 500 000 Schillinge gespart) hätte ich mir vielleicht auch tausende Tabletten gegeben. Heute habe ich weder Zugang noch Geld, aber ich mach mir nichts vor: Wenn ich Zugang und Geld hätte, wäre die Versuchung groß, vor allem, wenn es mir schlecht geht. Denn auf E ist alles super!!! Und ich möchte mir gar nicht ausmalen, was los wäre, wenn es E in der Apotheke zum Kaufen gäbe. Nein, Nein. – Es ist besser, das Zeug bleibt verboten.

Was Kokain angeht, so war diese Substanz ja schon einmal legal: Ende des 19. Jahrhunderts, Anfang des zwanzigsten. Sogar in Getränke haben sie es gemischt (Vin Mariani). Als sie dann gesehen haben, dass es süchtig macht und viele Menschen ruiniert, haben sie es richtigerweise verboten. –Eine RE-Legalisierung von Kokain wäre also ein Rückschritt.

Das Drogenproblem wird von Leuten wie Dir nur deshalb schöngeredet, weil Du nicht wahrhaben willst, dass es Verbote geben MUSS, damit eine Gesellschaft funktioniert. Die meisten Menschen sind eben nicht mündig, wie wir das alle so gern glauben. Wenn man in der Wahlzelle steht, kann man sich ja leicht als mündiger Bürger fühlen, als einer, der von seinem Wahlrecht Gebrauch macht und die Zivilgesellschaft mit aufbauen hilft, etc….- Alles Quatsch! Wenn Du nämlich dann mit einer Substanz zu tun hast, die Deinem Gehirn schmeichelt, ist der mündige Bürger schnell vergessen und es kommt das Viech zum Vorschein, das nur auf Lustgewinn aus ist. Darum kann es keine Drogenfreigabe geben.
maschi - 10. Okt, 11:05

Ich rede nichts schön.

Auch wenn Du jetzt einen Rückzieher machst und sagst, Du würdest mit "grösserer finanzieller Potenz" wieder anfangen, vorhin meintest Du doch, Du hättest aufgehört, weil Du "draufgekommen bist, dass es mit Sachen wie Ecstasy, Speed, usw keinen vernünftigen Umgang gibt".

Ich schmeichel jetzt einfach mal Deinem Gehirn und glaube Dir die erste Erklärung. Und so läufts doch in Wahrheit bei fast allen: Man probiert alles mögliche aus und lässt es früher oder später wieder bleiben. Sicher: Einige stürzen ab damit.

Sie schaden damit in erster Linie mal sich selbst. Der Schaden für alle anderen wird aber jetzt erst so richtig gross, wenn

- man stehlen und ich weiss nicht was machen muss, um sich immer grössere Mengen an Drogen zu finanzieren
- diese ergaunerte Kohle dazu dient, dass sich eine Drogenmafia eine goldene Nase verdient
- und diese ergaunerte und gegen diverses Zeugs verdealte Kohle schlussendlich wieder in der "legalen Wirtschaft" landet

DAS ist unser Drogen-"problem". Dass heute ein guter Teil der globalisierten Wirtschaft den grössten Arschlöchern gehört (den diversen Drogenbossen). Das bleibt nicht ohne Folgen, auch wenn mans nicht so leicht sehen kann wie ein paar Drogenkranke am Karlsplatz. Die Frage, ob jemand es vorzieht, sich mit Ecstasy, Alkohol oder sonstwas die Birne weich zu machen ist demgegenüber von relativ geringer Relevanz. Wobei ich natürlich dafür bin, kranken Menschen Angebote zu machen, aus ihrer Sackgasse wieder rauszufinden.

Ende meiner Durchsage, denn der Thread ist eigentlich keine Drogendebatte...
Ritter (Gast) - 9. Okt, 13:35

interessante Details

Ich finde die WählerInnenstromanalysen immer wieder interessant, wenn auch sie wenig neues liefern. Danke dennoch!

Michael (Gast) - 9. Okt, 21:19

Auch ich fand die Analysen sehr interessant. Da ich selbst in einem Gemeindebau wohne, zwar im 6. - aber immerhin, möchte ich etwas zu dem Thema Bildung und Gemeindebau sagen: Ich finde es etwas unfair und ungerecht von euch die Menschen die in Gemeindebauten leben als "dumme Arbeiter" zu bezeichnen. Ihr habt das so nicht geschrieben, aber es kommt so rüber. Meine Eltern sind Arbeiter und SPÖ-Wähler (so weit nicht verwunderlich) - ich selbst bin Schüler und werde nächstes Jahr mein Studium an der Wirtschaftsuni (na, wer hätte das gedacht - als "Arbeiter"-Sohn?) antreten. Ich merke tag-täglich: Es gibt ein großes Potential für die Grünen in Gemeindebauten. Viele Nachbarn/Freunde - Menschen mit denen ich gesprochen habe wollten Grün wählen. Gegen Ausländerhetze, für Grundsicherung. Sie haben es aber schließlich nicht getan. Was ist der Grund? Die Menschen hier sehen die Grünen nicht als ihre Vertretung an. Die Grünen sind ihnen zu "bürgerlich" und abgehoben. Das ist das einzige Argument gegen Grün. In den seltensten Fällen sind es Inhalte die ausschlaggebend sind. Die Behauptung Gemeindebau-Wähler nur mit stupiden Parolen an die Wahlurnen zu locken ist, mit Verlaub, schwachsinn. Man muss den Menschen nur zeigen, dass man auch ihre Anliegen ernst nimmt. Umwelt muss ein Kernthema der Grünen bleiben, viel wichtiger ist es aber das soziale Element der Grünen in den Vordergrund zu stellen! Die Grünen sind eine soziale Partei. Dieses Bewusstsein fehlt! Zwar wissen die Menschen von der Grundsicherung und sehen auch, dass sich die Grünen für die sozial Schwächeren einsetzt. Allerdings immer von einer abgehobenen Postition. Nach dem ÖGB-Skandal haben die Grünen nun eine Chance sich als moderne Arbeiter/-innen Vertretung zu profilieren, abseits des veralteten Arbeiter-Begriffs der Roten. Es ist ein Potential in den Gemeindebauten da, es muss nur ausgeschöpft werden. Ignoranz, wie von manchen hier gefordert, ist der falsche Weg und hilft nur der FPÖ, die sich nun ihrerseits versucht als "Arbeiterpartei" - und das ist glaube ich eher der Grund für ihr gutes Abschneiden in den Gemeindebauten - zu profilieren. Ich werde weiterhin für die Grünen direkt vor Ort - im Gemeindebau - kämpfen!

a.m. (Gast) - 9. Okt, 23:33

Energiewende mit Anstieg der Armut???

Ich habe bereits einmal gepostet, wie die Grünen Umweltfragen mit sozialen Komponenten lösen wollen. Nur bekam ich da leider keine Antwort.
Ich komme auch aus einer Arbeiterfamilie, und da ist es auch noch immer eine Frage ob man sich dies oder das leisten kann. Und gerade wenn man umweltfreundlich agieren will, oder sich umweltfreundliche Produkte kaufen will ... alles ist noch wesentlich teurer als konventionelles.

z.B. Wird der Strom und die Energiekosten steigen, wenn die Grünen die erneuerbare Energien mehr subventionieren wollen?
Wie wollen die Grünen die Kosten für Energie trotz möglicher Energiewende nicht kurz- bis mittelfristig implodieren lassen?

Sozial schwache ... genau solche Leute müssten die Grünen vermehrt ansprechen, und nicht nur die Bürgerlichen!!!
FPÖ-Wähler (Gast) - 10. Okt, 00:01

@michael: Mach Dir nix vor

Die Grünen sind zur Hälfte bürgerlich. Sowohl die Funktionäre (zB ist Christoph Chorherr der Sohn des ehemaligen Presse-Herausgebers Thomas Chorherr), als auch die Wählerschaft. Das bürgerliche Elternhaus mitsamt seiner Verständnislosigkeit gegenüber der Situation der sozial Schwächeren kann keiner von denen abstreifen, auch wenn die Kinder sich hip und unkonventionell geben. Wenn man als Student mit Zwanzig von den Eltern oder einer Tante oder Oma ein Super-Wohnung in einem inneren Bezirk zum Gratis-Wohnen bekommt, dann schafft das einfach eine Kluft zu den Kindern der sozial Schwächeren, die rudern und kämpfen müssen. Und die Kluft bleibt das ganze Leben. Ich komme selber aus kleinbürgerlichen Verhältnissen und ich bin stolz darauf, als Rechtsdenkender noch nie ÖVP gewählt zu haben, weil ich weiß, wo meine Wurzeln sind. Wäre ich links, würde ich KPÖ wählen, nicht grün.
a.m. (Gast) - 9. Okt, 23:25

Einbürgerung

Ich würde ein realitätsnahes funktionierendes Einbürgerungssystem anwenden:
Erstens wäre es angebracht, wenn die verpflichtenden Deutschkurse auf eine Einbürgerungs-Pflicht-Ausbildung auf drei Jahre ausgedehnt wird (hier sollte die Geschichte, Mentalität, Frauenrechte und sonstigen Rechte und Pflichten in Österreich, Sprache Deutsch und Englisch ... gelehrt werden).
Weiters müsste man im sozialen Wohnbau aufpassen, dass eine gewisse Diversität in jedem Bezirk herrscht. d.h. es darf nicht zu Ghettobildung kommen (alias Frankreich und deren Einwanderungspolitik)
Bei der Einwanderung sollte man ruhig auch nach der Bildung fragen dürfen, und höher gebildete bevorzugt werden (nur dies sichert auch Steuereinnahmen durch den Staat, um Sozialprogramme auch abzusichern. Außerdem sind es gerade gebildete Menschen, die zu einem höheren Bildungsniveau eines Staates beitragen! siehe auch USA). Natürlich sollten Menschen, die aus Not, wegen Krieg in ihrer Heimat, etc. das Land verlassen mussten sehr wohl einbürgern dürfen mit bestimmten Regeln und einer gewissen Bildungoffensive vom Staat.
Die Asylbestimmungen müssen aber vereinfacht werden, zugunsten der Antragssteller.
.....

Dies wäre kein liberaler Zugang zur Einbürgerung. Aber es wäre auch kein rechtsextremer "ausländerfeindlicher" Zugang zur Einbürgerung. Dies wäre aber realitätsnah. Genauso kann Einbürgerung stattfinden. Die Integration müsste dann weiterhin gefördert werden. z.B. Integrationsveranstaltungen auf großen Plätzen: also ein Kulturaustausch ....

a.m. (Gast) - 9. Okt, 23:35

wie gesagt, dass Schlagwort zur Einbürgerung und zur Integration ist "BILDUNG".

Bildung für die "Ausländer".
Bildung für die "Innländer".
martin (Gast) - 10. Okt, 14:15

sortierung

Hi Christoph

kannst du bitte die Graphik Nr 2 (f-gnoestb1.jpg) sortiert nach "nichtösterr.-staatsbeugerschaft" (und nicht nach Bezirksnr.) auch noch zur Verfügung stellen? Analog Graphik "f-ggemeindeguens.jpg" sortiert nach "GemWhg"?

Danke

Markusl (Gast) - 11. Okt, 00:07

Gebäudesanierung

die ausländerthematik wurde nun bereits ausgiebig diskutiert. ich möchte nun ein weiteres thema ansprechen, mit dem man in gemeindebauten auf stimmenfang gehen kann.

gemeindebauten gehören zu den energetisch schlechtesten gebäuden österreichs. vor allem die nachkriegsbauten bis hin zu den 70er.
den schelchten zustand dieser gebäude hat inzwischen auch schon die stadt erkannt, doch sind die bisherigen sanierungsmaßnahmen nur sehr halbherzig. hier könnte deutlich mehr gemacht werden. am besten wäre eine sanierung auf passivhausstandard, wodruch nur mehr geringste energiekosten anfallen würden.

Markusl (Gast) - 11. Okt, 00:13

fortsetzung

um die mieter durch anfängliche kosten nicht zu belasten, wäre energiecontracting vermutlich die beste methode. somit würden die bewohner zunächst die selben mieten weiterbezahlen, bis die sanierungskosteneingebracht sind um danach von den deutlich geringeren betriebskosten zu profitieren.

ich bin mir sicher, dass die meisten bewohner anfänglich dieser thematik skeptisch gegenüber stehen werden. daher ist es wohl notwendig , sie von unten hinauf zu überzeugen und nicht die maßnahmen von oben zu diktieren. es wäre daher viel persönliche arbeit notwendig, um das interesse zu wecken.

wenn nun die bewohner merken, dass grüne politik, sich positiv auf ihr leben auswirken kann, werden siehoffentlich merken, dass das auch in anderen bereichen sein kann.
soviel meine einfachen gedanken
wien20 (Gast) - 12. Okt, 14:04

idee für grünen-wahlwerbung

da die rechten parteien gerne die ganze stadt mit rassistischen plakaten tapezieren, um deren zielgruppen zu ermächtigen, ihre radikalen gedanken doch auszuleben und damit den "ausländern" ein gefühl wie unter hitlers zeiten geben, muss es auch für die grünen eine möglichkeit geben, ebendiese gruppierungen zu erreichen.
mir ist in der vergangenheit aufgefallen, dass viele menschen bereit sind, sich sehr radikal zu äußern, immigranten oder ausländisch aussehende zu beleidigen oder in deren anwesenheit sehr eindeutige witze zu reißen, aber sehr bestürzt reagieren, wenn ich sie mit einer der anekdoten meines vaters konfrontiere, die immer von seinen erfahrungen mit rassisten handeln. ich denke das liegt an der sehr widersprüchlichen eigenschaft dieser menschen, radikale gedanken zu hegen, aber nicht öffentlich dazu zu stehen (was wiederum durch strache und co gefördert wird).
also warum nicht die menschen, die rechts wählen mit den konsequenzen ihrer handlungen und der perspektive betroffener konfrontieren? prägnante, auffällige plakate dürften von vielen menschen bemerkt werden.
ein großer schritt in diese richtung ist, wie ich und mein vater finden, das wahlplakat der grünen, auf dem ein türkisch aussehender mann von seiner heimat österreich spricht. --> kommentar zweier österreicherinnen in der straßenbahn-linie 2: "haha, schau da des on! host du des gsehn? der tschusch redt von seina heimat und meint österreich!!! hahahahaha!!"
wenn ich den beiden erzähle, dass mein vater, der österreichischer staatsbürger ist, einmal von einem 5-jährigen mädchen darauf hingewiesen wurde, er solle doch das land verlassen, damit die österreicher seine wohnung kriegen, würden sie aufhören zu lachen (denke ich jedenfalls)
- meine strategie wäre einen versuch wert!

Georg Z. (Gast) - 14. Okt, 11:54

Ganz verkürzt gesagt ist das Problem der Grünen in den Vorstädten ein Mix aus:
• Schwere Grundvoraussetzungen auf Grund der Bevölkerungsstruktur
• Fehlende lokale Strukturen, gerade in den Bezirken mit vielen zu gewinnenden Stimmen gibt es keine wählbaren Grünen Lokalpolitiker.
• Zu starke Konzentration auf die inneren Bezirke, obwohl 2/3 der Wiener außerhalb wohnen
• Starke lokale Verankerung der SP und in abgeschwächter Form auch der FP
• Kommentare von Grünwählern wie sie hier laufend vorkommen, die zwar vllt netter formuliert sind, aber auf „dort wohnen doch nur FPÖ wählende Deppen“ hinaus laufen.
Kurz gesagt haben die Grünen einfach völlig auf die bevölkerungsstarken Außenbezirke vergessen. Wollen die Grünen „draußen“ erfolgreich sein müssen sie erst mal manche Vertreter vom hohen Ross steigen und einsehen dass die Welt nicht nur aus „mit dem Rad vom Naschmarkt zum Museumsquartier fahren“ und Sommerurlaub in der Toskana besteht. Natürlich weiß ich dass das extrem unfair formuliert ist und so nicht ganz zutrifft, aber dieses Bild wird zum Teil vermittelt.

Lokale Strukturen aufbauen, auch die Topleute in die Gemeindebauten schicken, auch eine VDB oder eine Eva G. sollten sich nicht zu gut sein mal beim Vorstadtwirten mit den Leuten zu reden. Der Simmeringer würde euch schon wählen, ihr müsstest ihn nur wahrnehmen und einen Schritt entgegen kommen, denn auch 100% Grün in Neubau reichen nicht wenn in Simmering, Favoriten und Co nicht mal die 10% Marke zu nehmen ist.

Ich mag die Grünen, ich schätze ins besondere auch Christoph Chorherr und sein Blog, ich hab auch schon mal Grün gewählt, aber ich habe die meiste Zeit meines Lebens in Simmering gelebt und daher die etwas unfreundlichen Worte. Wehleidig herum jammern hilft gar nix, die Arbeiter sind nicht zu dumm um „richtig“ zu wählen, sie brauchen nur ein Angebot. Inhaltlich ist es vllt zum Teil da, aber der Transport zu Zielgruppe fehlt völlig.

Gérard (Gast) - 14. Okt, 20:53

Die Grünen und der Gemeindebau

Tja, ob die Grünen je den Gemeindebau "erobern" werden ist eine Frage, die andere - viel entscheidendere wie ich meine - ist, ob die Grüne Politik je tatsächlich auf die "Menschen im Gemeindebau" eingehen wird können/wollen.

Mich hat der obige Eintrag an die hitzigen Diskussionen nach der letztjährigen Wien-Wahl erinnert, wo ja HC bekanntlich auch recht beachtliche Zugewinne hatte. Mein Eintrag damals:

Wir machen es uns vielleicht ein bisschen gar leicht, wenn wir nun über den "white trash" herziehen, der HC gewählt hat. Abschaum, Bodensatz der Gesellschaft, kann man halt nix machen, ist wohl unvermeidlich in jeder westlichen Gesellschaft. Vielleicht sollten wir uns einmal ernsthaft und nicht nur distanziert, akademisch mit den Motiven dieser Menschen auseinandersetzen. Mit Menschen, die Immigrantinnen eben nicht nur als nette Ethno-Kulisse beim Shoppen (am Naschmarkt) oder beim Abendspaziergang (im Karmeliterviertel) wahrnehmen.
[...]
Subjektiv aber, und das macht das Leben nun mal aus, ist es wohl mehr als irrtierend, in einem Viertel zu wohnen, das mehr und mehr von Zugereisten mit deren Gebräuchen geprägt wird, die eigenen Kinder in Schulklassen stecken zu müssen, in denen mangels Ressourcen die Kinder einander gegenseitig den Lehrstoff notdürftig erklären müssen (vgl. Offen Gesagt vom letzten So) etc.

Das und noch viel mehr sollten wir Grün-affinen Menschen uns einmal durch den Kopf gehen lassen, bevor die nächste akademische Debatte ausbricht. Oder, wir lehnen uns zurück, weil wir ohnehin nie ernsthaft Verantwortung übernehmen wollen (i.e. in eine Regierung kommen) und machen weiter wie bisher. [2.11.2005, http://chorherr.twoday.net/stories/1094707/#1113916]

Ein Jahr vorbei - und ganz offensichtlich dieselben Probleme bei den Grünen...

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