nicht retro sondern unsere einzige Chance
von cc am 21.01.2006
finde die hier stattfindende Debatte zu meinen Beiträgen zur Atomenergie und zur Energieeffizienz, weil kontroversiell, sehr spannend.
Auf diesen Beitrag möcht ich ausführlicher antworten, weil er eine Grundhaltung zum Ausdruck bringt, die mir immer wieder begegnet:
(sinngemäss): Stromsparen ist retro, das macht eh keiner, Der Verbrauch wächst quesi naturgegeben, wir sollen schaun, wie wir den Verbrauch "nachhaltig" decken können
Kurzer Ausflug in die Ökonomie:
Unsere Wirtschaft hat Jahr für Jahr "Produktivitäts-zuwächse"
Gemeint ist damit meist die Arbeitsproduktivität: Mit immer weniger Arbeitskräften wird immer mehr hergestellt.
Dem stellt die Energiewende eine Steigerung der Energieproduktivität entgegen.
Denn Energie ist wie Arbeit ein Produktionsfaktor (leider ist er noch immer verhältnismässig billig), und v.a. liegt das Gros der Steuern und Sozialversicherungs-beitäge am Faktor Arbeit, nicht am Faktor Energie.
Weiter:
Kein Mensch braucht Energie (Kohle, Öl Strom, etc.)
was wir brauchen sind Energiedienstleistungen (Wärme, Kraft, Licht, Bewegung)
Steigerung der Stromproduktivität (vulgo Stromsparen) heisst z.B. gleichviel Licht im Raum, aber keine normale Glühbirne (die 98% des Stroms in Wärme und nur 2% in Licht umwandelt) sondern heute Energiesparlampen ujnd morgen dann LEDs.
Das heisst dann gleiche Lichtleistung bei einer Reduktion des Stromeinsatzes von 90% und mehr.
Das ist nicht retro sondern technischer Fortschritt.
Und ein Bewusstsein über die Stromvergeudung durch sinnloses stand by bei Fernsehern, Computern oder HIFI Anlagen ist nur dann retro, wenn man auch beim Auto, wenn man es am Parkplatz abstellt, den Motor laufen lässt.
Und abschliessend das für mich wichtigste Argument:
Obwohl Indien und China in der Tat massgablich Mitverursacher sind, dass Kohle, Gas und Öl, aber auch die Preise für andere mineralische Rohstoffe drastisch stiegen, die CO2 Emissionen nicht sinken sondern ihr Wachstum gar beschleunigen, müssen wir eins im Auge behalten:
Pro Kopf verbrauchen wir Österreichen das 8 fache (!!!) an Energie im Vergleich zu einem Chinesen, oder das 10 fache zu einem Inder.
Deswegen ist die Energieintensität unseres Lebens und Wirtschaftsstils völlig inakzeptabel und kann kein Weltmodell sein.
Da aber (fast) alle auf der Welt (verständlicherweise) Licht, Wärme , einen Eiskasten oder auch ein Auto wollen, immer mehr sich das auch leisten können (was gut ist) müssen wir, schon zu unserem eigenne Schutz die Energieproduktiviotät deutlich steigern:
Doppelte Energieeffizienz heisst halbierter Energieverbrauch.
Und den können wir nachhaltig, das heisst erneuerbar hertstellen.
Daran führt kein Weg vorbei.
Nur merke ich immer wieder, dass über diese Zusammenhänge und der daraus resultierenden dramatischen Politik-wechsel noch wenig Bewusstsein vorherrscht.
Auf diesen Beitrag möcht ich ausführlicher antworten, weil er eine Grundhaltung zum Ausdruck bringt, die mir immer wieder begegnet:
(sinngemäss): Stromsparen ist retro, das macht eh keiner, Der Verbrauch wächst quesi naturgegeben, wir sollen schaun, wie wir den Verbrauch "nachhaltig" decken können
Kurzer Ausflug in die Ökonomie:
Unsere Wirtschaft hat Jahr für Jahr "Produktivitäts-zuwächse"
Gemeint ist damit meist die Arbeitsproduktivität: Mit immer weniger Arbeitskräften wird immer mehr hergestellt.
Dem stellt die Energiewende eine Steigerung der Energieproduktivität entgegen.
Denn Energie ist wie Arbeit ein Produktionsfaktor (leider ist er noch immer verhältnismässig billig), und v.a. liegt das Gros der Steuern und Sozialversicherungs-beitäge am Faktor Arbeit, nicht am Faktor Energie.
Weiter:
Kein Mensch braucht Energie (Kohle, Öl Strom, etc.)
was wir brauchen sind Energiedienstleistungen (Wärme, Kraft, Licht, Bewegung)
Steigerung der Stromproduktivität (vulgo Stromsparen) heisst z.B. gleichviel Licht im Raum, aber keine normale Glühbirne (die 98% des Stroms in Wärme und nur 2% in Licht umwandelt) sondern heute Energiesparlampen ujnd morgen dann LEDs.
Das heisst dann gleiche Lichtleistung bei einer Reduktion des Stromeinsatzes von 90% und mehr.
Das ist nicht retro sondern technischer Fortschritt.
Und ein Bewusstsein über die Stromvergeudung durch sinnloses stand by bei Fernsehern, Computern oder HIFI Anlagen ist nur dann retro, wenn man auch beim Auto, wenn man es am Parkplatz abstellt, den Motor laufen lässt.
Und abschliessend das für mich wichtigste Argument:
Obwohl Indien und China in der Tat massgablich Mitverursacher sind, dass Kohle, Gas und Öl, aber auch die Preise für andere mineralische Rohstoffe drastisch stiegen, die CO2 Emissionen nicht sinken sondern ihr Wachstum gar beschleunigen, müssen wir eins im Auge behalten:
Pro Kopf verbrauchen wir Österreichen das 8 fache (!!!) an Energie im Vergleich zu einem Chinesen, oder das 10 fache zu einem Inder.
Deswegen ist die Energieintensität unseres Lebens und Wirtschaftsstils völlig inakzeptabel und kann kein Weltmodell sein.
Da aber (fast) alle auf der Welt (verständlicherweise) Licht, Wärme , einen Eiskasten oder auch ein Auto wollen, immer mehr sich das auch leisten können (was gut ist) müssen wir, schon zu unserem eigenne Schutz die Energieproduktiviotät deutlich steigern:
Doppelte Energieeffizienz heisst halbierter Energieverbrauch.
Und den können wir nachhaltig, das heisst erneuerbar hertstellen.
Daran führt kein Weg vorbei.
Nur merke ich immer wieder, dass über diese Zusammenhänge und der daraus resultierenden dramatischen Politik-wechsel noch wenig Bewusstsein vorherrscht.
"Retro" oder "einzige Chance"?
Der Hinweis auf die Prinzipien der "Ökonomie" ist berechtigt: grösstmögliche Effizienz des Einsatzes der Mittel. Das "Wirtschaftswachstum" verdanken wir Effizienzsteigerungen: mit immer weniger Mitteleinsatz werden unsere grundlegenden Lebensbedürfnisse sichergestellt. Es bleiben mehr Möglichkeiten und mehr Zeit, andere Dinge zu tun (oder im Wirtschaftssprech "neue Bedürfnisse" zu befriedigen). "Wachstum" ist - so wie es aussieht, und entgegen oftmaliger Prognosen - zwar langfristig abflachend, aber unbegrenzt, weil die neuen Bedürfnisse immer weniger materieller Natur sind, und immer mehr in unseren "Köpfen und Herzen" stattfinden - dem Ort des "Wachstums" der Zukunft. Das ist schon heute beobachtbar, aber oft nicht leicht zu sehen, weil grosse Teile der Welt immer noch auf das Wachstum rein materieller Güter fokussieren (müssen).
However: Sparen an sich - und ebenso Energiesparen - ist nicht "retro", sondern Fortschritt. Es gibt allerdings eine Unzahl an Dingen, die wir theoretisch "sparen" können, und wir stehen vor der Frage, wo wir am besten sparen sollten... und vor allem, wo wir angesichts einer immer knappen Ressource - der Zeit - mit dem Sparen beginnen. Die einzige uns als funktionierend bekannte Methode zur Auflösung von komplexen Prioritätenfragen sind - prügelt mich nicht - Märkte: die Knappheit aller eingesetzten Ressourcen spiegelt sich dort in Preisen. Die Knappheit *aller* Ressourcen? Es ist ein wichtiger Verdienst der Umweltbewegung, den Finger so deutlich auf die "Wunde" von Märkten gelegt zu haben: Märkte können zur Lösung von Knappheitsproblemen nur dann etwas beitragen, wenn die Ressource markt-intern gekauft werden muss, nicht wenn sie markt-extern ist... dann steht sie jedermann (scheinbar) gratis zur Verfügung oder Kosten werden auf ausserhalb des Marktes abgewälzt - etwa weil sie weit in die Zukunft verlagert werden. Dieses Manko lässt sich durch rechtliche Rahmenbedingungen zwar schrittweise verbessern. Wir sind aber aktuell mit einem globalen Markt konfrontiert, dem genau dieser gemeinsame rechtliche Rahmen weitestgehend fehlt... Shit happens.
Ist Energiesparen also nicht retro, sondern im Gegenteil die "einzige Chance"? Ich glaube, an dieser Stelle beginnt es "retro" zu werden. Warum? Wir kennen seit rund 100 Jahren das Grundprinzip einer gewaltigen Energiequelle, "we know who powers nature": der Kernfusionsreaktor Sonne. Und wenn wir uns der weiteren Erforschung aller Möglichkeiten, die in der Kernenergie verborgen sind, verweigern, weil uns die Vorstellung Angst macht, weil wir die unglaubliche Macht dieser Energie zunächst einmal gleich zerstörerisch vor Augen geführt bekamen, und weil einer der unausgereiftesten Versuche der "friedlichen Nutzung" drei Jahre vor dem Untergang des komplett maroden Wirtschaftssystems "UdSSR" in die Luft geflogen ist, dann verhalten wir uns "retro": Wir verbannen einen Teil aller Wege aus unserem Denken und kommen zum Schluss: Sparen ist die "einzige" Chance. Ich weiss nicht, was passieren wird, vielleicht ist Sparen ja der wichtigste Weg. Heute ist Sparen ganz sicher wichtig und ich werde verstärkt an meinem kleinen Beitrag arbeiten müssen. Hätten sich aber unsere Urahnen im Zuge der Zähmung des Feuers ebenso verhalten wie sich der Grossteil der Umweltbewegung im Bezug auf die Erforschung des nuklearen "Feuers der Sonne" verhält, dann könnten wir heute auch über Pelletsheizungen nicht diskutieren... die Erforschung des Umgangs mit dem Feuer war sicher extrem angsteinflössend und hat sicher eine Menge Leben gekostet!
Es ist die Offenheit für ALLE Lösungswege, die ich einfordern will, es ist Punkt 8 der 24 "Blog-Grundsätze" von CC. Sparen wir bitte vor allem an einem nicht: an Forschung in ALLE vielversprechenden Richtungen, die rein physikalisch gar nicht so vielfältig sind: Kernenergie der Sonne samt ihrer irdischen Derivate, Kernenergie hier auf der Erde, effizienter Einsatz der gewonnenen Energie. Wer sich weiteren Wissenserwerb sparen will, weil er meint, bereits alles Nötige zu wissen, der ist für mich - in diesem Punkt - tatsächlich in einer rückwärtsgerichteten Ideologie verfangen.
Und so gesehen retro.
www.KLIMAWANDEL.com
Fast jedes, wenn nicht sogar jedes Wirtschaftswachstum bedeutet Umweltbelastung.
Dogmatik
Anstrengungen in Richtung Passivhäuser, Kindergärten und Schulen in Südafrika, selbst ein klassisches Konzert im Wiener Musikverein... all das erfordert Arbeit, trägt zur Wirtschaft und ihrer Effizienzsteigerung bei. Selbst "klassisches" Güterproduktionswachstum hat mehrere umweltpolitische Gesichter, man denke an das Bevölkerungswachstum bremsende Wirtschaftswachstum in Entwicklungsländern. Menschliche Armut ist nicht nur ein humanitäres Problem, sondern oft auch ein Umweltproblem.
Aber ich kenne eh die Prophezeihungen Ihrer Website: Wir sind am Ende. Alle. Bald. Also ist das eigentlich eh alles "blunzn", oder?