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nicht retro sondern unsere einzige Chance

finde die hier stattfindende Debatte zu meinen Beiträgen zur Atomenergie und zur Energieeffizienz, weil kontroversiell, sehr spannend.
Auf diesen Beitrag möcht ich ausführlicher antworten, weil er eine Grundhaltung zum Ausdruck bringt, die mir immer wieder begegnet:
(sinngemäss): Stromsparen ist retro, das macht eh keiner, Der Verbrauch wächst quesi naturgegeben, wir sollen schaun, wie wir den Verbrauch "nachhaltig" decken können

Kurzer Ausflug in die Ökonomie:
Unsere Wirtschaft hat Jahr für Jahr "Produktivitäts-zuwächse"
Gemeint ist damit meist die Arbeitsproduktivität: Mit immer weniger Arbeitskräften wird immer mehr hergestellt.
Dem stellt die Energiewende eine Steigerung der Energieproduktivität entgegen.
Denn Energie ist wie Arbeit ein Produktionsfaktor (leider ist er noch immer verhältnismässig billig), und v.a. liegt das Gros der Steuern und Sozialversicherungs-beitäge am Faktor Arbeit, nicht am Faktor Energie.

Weiter:
Kein Mensch braucht Energie (Kohle, Öl Strom, etc.)
was wir brauchen sind Energiedienstleistungen (Wärme, Kraft, Licht, Bewegung)
Steigerung der Stromproduktivität (vulgo Stromsparen) heisst z.B. gleichviel Licht im Raum, aber keine normale Glühbirne (die 98% des Stroms in Wärme und nur 2% in Licht umwandelt) sondern heute Energiesparlampen ujnd morgen dann LEDs.
Das heisst dann gleiche Lichtleistung bei einer Reduktion des Stromeinsatzes von 90% und mehr.
Das ist nicht retro sondern technischer Fortschritt.
Und ein Bewusstsein über die Stromvergeudung durch sinnloses stand by bei Fernsehern, Computern oder HIFI Anlagen ist nur dann retro, wenn man auch beim Auto, wenn man es am Parkplatz abstellt, den Motor laufen lässt.

Und abschliessend das für mich wichtigste Argument:
Obwohl Indien und China in der Tat massgablich Mitverursacher sind, dass Kohle, Gas und Öl, aber auch die Preise für andere mineralische Rohstoffe drastisch stiegen, die CO2 Emissionen nicht sinken sondern ihr Wachstum gar beschleunigen, müssen wir eins im Auge behalten:
Pro Kopf verbrauchen wir Österreichen das 8 fache (!!!) an Energie im Vergleich zu einem Chinesen, oder das 10 fache zu einem Inder.
Deswegen ist die Energieintensität unseres Lebens und Wirtschaftsstils völlig inakzeptabel und kann kein Weltmodell sein.
Da aber (fast) alle auf der Welt (verständlicherweise) Licht, Wärme , einen Eiskasten oder auch ein Auto wollen, immer mehr sich das auch leisten können (was gut ist) müssen wir, schon zu unserem eigenne Schutz die Energieproduktiviotät deutlich steigern:
Doppelte Energieeffizienz heisst halbierter Energieverbrauch.
Und den können wir nachhaltig, das heisst erneuerbar hertstellen.
Daran führt kein Weg vorbei.
Nur merke ich immer wieder, dass über diese Zusammenhänge und der daraus resultierenden dramatischen Politik-wechsel noch wenig Bewusstsein vorherrscht.
maschi - 22. Jan, 00:07

"Retro" oder "einzige Chance"?

Vielen Dank für den Beitrag, es ist tatsächlich sehr spannend...

Der Hinweis auf die Prinzipien der "Ökonomie" ist berechtigt: grösstmögliche Effizienz des Einsatzes der Mittel. Das "Wirtschaftswachstum" verdanken wir Effizienzsteigerungen: mit immer weniger Mitteleinsatz werden unsere grundlegenden Lebensbedürfnisse sichergestellt. Es bleiben mehr Möglichkeiten und mehr Zeit, andere Dinge zu tun (oder im Wirtschaftssprech "neue Bedürfnisse" zu befriedigen). "Wachstum" ist - so wie es aussieht, und entgegen oftmaliger Prognosen - zwar langfristig abflachend, aber unbegrenzt, weil die neuen Bedürfnisse immer weniger materieller Natur sind, und immer mehr in unseren "Köpfen und Herzen" stattfinden - dem Ort des "Wachstums" der Zukunft. Das ist schon heute beobachtbar, aber oft nicht leicht zu sehen, weil grosse Teile der Welt immer noch auf das Wachstum rein materieller Güter fokussieren (müssen).

However: Sparen an sich - und ebenso Energiesparen - ist nicht "retro", sondern Fortschritt. Es gibt allerdings eine Unzahl an Dingen, die wir theoretisch "sparen" können, und wir stehen vor der Frage, wo wir am besten sparen sollten... und vor allem, wo wir angesichts einer immer knappen Ressource - der Zeit - mit dem Sparen beginnen. Die einzige uns als funktionierend bekannte Methode zur Auflösung von komplexen Prioritätenfragen sind - prügelt mich nicht - Märkte: die Knappheit aller eingesetzten Ressourcen spiegelt sich dort in Preisen. Die Knappheit *aller* Ressourcen? Es ist ein wichtiger Verdienst der Umweltbewegung, den Finger so deutlich auf die "Wunde" von Märkten gelegt zu haben: Märkte können zur Lösung von Knappheitsproblemen nur dann etwas beitragen, wenn die Ressource markt-intern gekauft werden muss, nicht wenn sie markt-extern ist... dann steht sie jedermann (scheinbar) gratis zur Verfügung oder Kosten werden auf ausserhalb des Marktes abgewälzt - etwa weil sie weit in die Zukunft verlagert werden. Dieses Manko lässt sich durch rechtliche Rahmenbedingungen zwar schrittweise verbessern. Wir sind aber aktuell mit einem globalen Markt konfrontiert, dem genau dieser gemeinsame rechtliche Rahmen weitestgehend fehlt... Shit happens.

Ist Energiesparen also nicht retro, sondern im Gegenteil die "einzige Chance"? Ich glaube, an dieser Stelle beginnt es "retro" zu werden. Warum? Wir kennen seit rund 100 Jahren das Grundprinzip einer gewaltigen Energiequelle, "we know who powers nature": der Kernfusionsreaktor Sonne. Und wenn wir uns der weiteren Erforschung aller Möglichkeiten, die in der Kernenergie verborgen sind, verweigern, weil uns die Vorstellung Angst macht, weil wir die unglaubliche Macht dieser Energie zunächst einmal gleich zerstörerisch vor Augen geführt bekamen, und weil einer der unausgereiftesten Versuche der "friedlichen Nutzung" drei Jahre vor dem Untergang des komplett maroden Wirtschaftssystems "UdSSR" in die Luft geflogen ist, dann verhalten wir uns "retro": Wir verbannen einen Teil aller Wege aus unserem Denken und kommen zum Schluss: Sparen ist die "einzige" Chance. Ich weiss nicht, was passieren wird, vielleicht ist Sparen ja der wichtigste Weg. Heute ist Sparen ganz sicher wichtig und ich werde verstärkt an meinem kleinen Beitrag arbeiten müssen. Hätten sich aber unsere Urahnen im Zuge der Zähmung des Feuers ebenso verhalten wie sich der Grossteil der Umweltbewegung im Bezug auf die Erforschung des nuklearen "Feuers der Sonne" verhält, dann könnten wir heute auch über Pelletsheizungen nicht diskutieren... die Erforschung des Umgangs mit dem Feuer war sicher extrem angsteinflössend und hat sicher eine Menge Leben gekostet!

Es ist die Offenheit für ALLE Lösungswege, die ich einfordern will, es ist Punkt 8 der 24 "Blog-Grundsätze" von CC. Sparen wir bitte vor allem an einem nicht: an Forschung in ALLE vielversprechenden Richtungen, die rein physikalisch gar nicht so vielfältig sind: Kernenergie der Sonne samt ihrer irdischen Derivate, Kernenergie hier auf der Erde, effizienter Einsatz der gewonnenen Energie. Wer sich weiteren Wissenserwerb sparen will, weil er meint, bereits alles Nötige zu wissen, der ist für mich - in diesem Punkt - tatsächlich in einer rückwärtsgerichteten Ideologie verfangen.

Und so gesehen retro.

Enrico --> nicht (Gast) - 2. Mär, 22:37

www.KLIMAWANDEL.com

Kommentar dazu:
Fast jedes, wenn nicht sogar jedes Wirtschaftswachstum bedeutet Umweltbelastung.
maschi - 3. Mär, 10:30

Dogmatik

Das ist eine dogmatisch anmutende Aussage, für deren "universelle" Gültigkeit (also über die spezifischen Probleme unserer Zeit ein ganz klein wenig hinaus gedacht) von Ihnen nicht mal Indizien gebracht werden.

Anstrengungen in Richtung Passivhäuser, Kindergärten und Schulen in Südafrika, selbst ein klassisches Konzert im Wiener Musikverein... all das erfordert Arbeit, trägt zur Wirtschaft und ihrer Effizienzsteigerung bei. Selbst "klassisches" Güterproduktionswachstum hat mehrere umweltpolitische Gesichter, man denke an das Bevölkerungswachstum bremsende Wirtschaftswachstum in Entwicklungsländern. Menschliche Armut ist nicht nur ein humanitäres Problem, sondern oft auch ein Umweltproblem.

Aber ich kenne eh die Prophezeihungen Ihrer Website: Wir sind am Ende. Alle. Bald. Also ist das eigentlich eh alles "blunzn", oder?
coyote (Gast) - 23. Jan, 10:21

Aufwachen, hier ist das wirkliche Leben

... und nicht die virtual reality !
"Retro", was anderes fällt der Spaßgesellschaft offenbar nicht als Adjektiv ein.
"Das ist ja retro, wo liegt bloß die Fernbedienung rum, damit ich wegzappen kann ?"

Klar, hängen an der Content - Nadel und brauchen Strom, den Strom der flackernden
bunten Bilder, wie bei einem EEG, und der Strom braucht eben elektrischen Strom.
Am besten wärs, gleich das Gehirn zu verkabeln, gleich die Hirnstrommuster einspeisen.

Verzappt euch !

praetor - 23. Jan, 18:33

nette idee, aber...

finde es sehr wichtig, dass jeder bei sich selbst nach möglichkeiten des energiesparens sucht und sie dann auch umsetzt.

und jetzt kommt das aber: von den grünen, oder eigentlich der politik allgemein, erwarte ich aber anderes und soweit es mich betrifft habe ich das nicht bekommen (und eigentlich bekomme ich immer weniger!). von der politik erwarte ich mir visionen und ideen die unsere probleme großflächig lösen können. diese "wunderding" ist eine nette sache, es wird aber den österreichischen energieverbrauch in absehbarer zeit wohl nur im promillebereich senken.

eine energiesteuer oder eine höhere maut (und was es da noch so alles gibt) hingegen würden da ganz anders wirken. mir ist klar, dass diese sachen irgendwo im grünen parteiprogramm stehen, aber aktiv propagiert werden sie auch von den grünen nicht! warum ist das so? hat man angst die övp, oder deren wähler zu vergraulen? hat man angst der arbeitsplatzvernichtung bezichtigt zu werden? man sieht schon all die fragen beginnen mit "hat man angst" und da liegt meiner meinung nach ein hauptproblem der gesamten europäischen "linken" (wenn man das überhaupt noch so bezeichnen kann). statt im fernsehen (und bitte nicht nur im parteiprogramm - wir wissen alle wie wenig von diesen programmen im falle einer regierungsbeteiligung umgesetzt wird) laut und deutlich eine energiesteuer zu fordern geht man von haus zu haus und mießt den stromverbrauch. ich will hier wirklich niemanden zu nahe treten und die grünen bleiben für mich auch weiterhin die einzig wählbare partei (deswegen kritisiere ich ja auch die grüne politik und nicht die der övp!), aber zeigt nicht schon der starke wählerwechsel zwischen övp und den grünen, dass letztere ( absichtlich oder unabsichtlich sei dahingestellt) die kontroversiellen punkte ihres programms nicht gerade in den vordergrund stellen? in oberösterreich (dem heimatland der vöst, einem der größten energieverbraucher österreichs) regieren die grünen mit der övp. heißt das das jo pühringer jetzt auch für eine energiesteuer ist (kann ich mir nicht vorstellen!!!), oder ist das den oberösterreichischen grünen jetzt nicht mehr so wichtig? (ich weiß natürlich, dass landesregierungen keine energiesteuer beschließen können!)

nicht nur die strickpullover sind den anzügen gewichen, sondern auch linke (grüne) ideen leicht angepassten bürgerlichen. ich wünschte mir wirklich etwas mehr mut zu ambitionierten ideen, auch wenn es kurzfristig ein paar stimmen (oder eine regierungsbeteiligung) kosten sollte!

maschi - 23. Jan, 20:03

Besser

als eine Energiesteuer würde eine "marktkonforme" Lösung wirken: das eigentlich "knappe Gut", das es zu vermeiden gilt, ist nicht Energie an sich, sondern die Verbrennung fossiler Rohstoffe. Man bräuchte daher auch beim Privatkonsum ein Zertifikatsystem ähnlich wie es für die grossen CO2-Emittenten schon begonnen hat... dann gibt man zunächst für den aktuellen Verbrauch ausreichend Zertifikate aus und kauft dann Jahr für Jahr soviel auf Staatskosten und zu aktuellen Marktpreisen auf, wie man sich eben "leisten" kann und will... freilich wird es harte politische Debatten zu sowas geben, weil man befürchten wird, im internationalen Markt, in dem eben hauptsächlich nur das Faustrecht gilt, Nachteile zu erleiden... ganz zu schweigen vom Geschrei über die damit dann unweigerlich verbundene "Benzinpreiserhöhung"...
Laichi (Gast) - 27. Jan, 17:23

Neue Kraftwerke

Energiegewinnung ganz anders:

Nicht ganz ernstgemeint - oder doch?
http://www.uic.edu/aa/college/gallery400/notions/home.htm

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