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nur ned hudeln

mühsam nährt sich das Eichhörchen.
Was ist im Gemeinderat herausgekommen?
Also so schnell geht das nicht, so der Bürgermeister zu unserem Antrag, ab Jänner 2008. alle Wohnbauten in Passivhausqualität zu errichten.
Das wollen die Leut`nicht, da könnt es ja zu einer Verknappung des Baumaterials (von welchem frag ich mich) kommen, haben wir überhaupt genug Experten, und natürlich, in Vorarlberg ist ja alles viel kleiner und anders.
Es folgten Verhandlungen.
Meine Argumente kennen blog Leser/innen.
Herausgekommen ist immerhin:
Passivhäuser erhalten in Zukunft (ab Mitte dieses Jahres)eine deutlich höhere Förderung.
Derzeit läuft ein sehr grossser Bauträgerwettbewerb für ca 1000 Wohnungen (wien 3 eurogate) wo ausschliesslich Passivhäuser errichtet werden.
Im nächsten Jahr soll es zumindest einen weiteren derartigen Wettbewerb geben.
Das positive: Immerhin.
Mir ist keine Stadt (auch international bekannt) wo jährlich mehr als 1000 Wohnungen in Passivhausqualität errichtet werden
Das "Negative": es geht so langsam, und wieder nur "ein paar". Angesichts der Dringlichkeit des Klimawandels erschreckt immer wieder die Zögerlichkeit des Vorgehens.
Alles andere scheint wichtiger.
"Sollten wir nicht vorher noch evaluieren?", beliebte Taktik um zu verzögern.
Aber schliessen wir versöhnlich: Immerhin.
Vielleicht lockt die erhöhten Förderung und alle, auch die Wiener SP kann ja noch dazulernen.
tara73 - 31. Mai, 18:30

immerhin

- ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung.
Also mich freut´s sehr und ich halte die Daumen, dass es so weitergeht und das Thema auf der Prioritätenliste auch bei anderen weiter nach oben rutscht.
Da sind viel zu viele "wichtige" Dinge in den Köpfen der anderen.
Auch nicht wirklich "freie" Menschen, die lieben Politiker.
Vielleicht kommt daher ja auch der Begriff des Freidenkers,
dass ein solcher noch Platz in seinem Schädel pardon Kopf hat, wo bei anderen
schon alles belegt ist ;-)
Liebe Grüße
Tara

maschi - 31. Mai, 22:26

Viel wichtiger

als punktuelle Einzelmassnahmen wie Passivhausbau vorzuschreiben und ein neues Beamtenheer mit der Kontrolle dieser Vorschriften scheinzubeschäftigen wäre es zB die staatlich organisierte kollektive Planwirtschaft in den Bereichen Verkehr und Energie endlich abzuschaffen - aber Staats-Fans hören es halt nicht gern, dass die gewaltigen Abweichungen des Massenverhaltens von einem ökonomisch und ökologisch sinnvolleren Verhalten zu einem guten Teil darauf zurückzuführen sind, dass der Staat auch in der Vergangenheit immer geglaubt hat, zu wissen "was es braucht". Als es mit dem Anzetteln grosser Kriege irgendwie endgültig vorbei war, war es dann eben der Bau von Strassen und Atomkraftwerken und jetzt sind es eben zB Zwangspassivhäuser - Leute: die Entwicklung der insgesamten Möglichkeiten "sinnvolles zu tun" wird aber auch diese Nische so rasch überholen, dass den 10 Jahren, in denen eine solche Vorschrift vielleicht durchaus positive Auswirkungen hat fast zwangsläufig 50 Jahre folgen, in denen dann wieder enormer Schaden entsteht - das Ergebnis von arroganter technokratischer Besserwisserei eben anstelle dem Zulassen einer kreativen, innovativen und sich stetig beschleunigenden Vielfalt der Ideen.

Aber dazu bräuchte es weniger Vorschriften statt mehr. Und die wenigen Vorschriften müssten anders sein, sie müssten reine Rahmenbedingungen nach dem Prinzip der individuellen Kostenwahrheit setzen. Es bräuchte eine Politik die verstanden hat, dass Innovation immer nur von unten kommt. Innovation ist eben nicht das Vorschreiben von dem was wir schon kennen. Das ist deshalb uninteressant, weil wir auf dem Weg der Kreativität und Vielfalt viel schneller viel mehr erreichen können. Alle Vorschriften waren übrigens irgendwann mal gut gemeint.

Und der eigentliche Witz ist: Wir werden unsere Probleme vermutlich trotz dieses Dauerbeschusses der kongenialen Kollektivideen aus den Reihen der Politik lösen - einfach deshalb weil schon der recht schmale Bereich, in dem Vielfalt und Freiheit zugelassen wird so stark ist, dass wir das verkraften.

Aber wahrlich kaum auszudenken, was los wäre, wenn man eines Tages alle unsere Kräfte entfesseln würde... wird noch spannend das 21. Jh.

gbtoe (Gast) - 1. Jun, 10:07

energieeinsparungen sind mE iBa umwelt das gebot der stunde

ich teile ihren wunsch nach kostenwahrheit bedingt. was bereiche straße, stromversorgung anbelangt, kann hier sicher einiges bewegt werden. allerdings lösen bottom-up-innovationen nur individualprobleme - im gegensatz zu politischen Problemen.
da wir es aber gerade im Infrastrukturbereich mit komplexen externen Effekten bei mächtigen Anbietern und geringer Preiselstizität der Nachfrage zu tun haben (geben Sie sich das :-)), spricht mE einiges gegen weniger Vorschriften. Speziell Vorschriften für Kostenwahrheit bei externen Effekten sind extrem aufwändig und leicht zu umgehen. (vgl. Kioto, VerpVO als Bsp.)
was den Energiebereich anbelangt, wissen wir, dass der Bedarf in 10 Jahren der ca. um 1/3 steigt. Weder nuklarare noch erneuerbare Energie werden dieses Problem iBa das Klima und die lokale Umwelt lösen.
Kurz: ja massive förderung von passivhäusern und energieeinsparungen sind das gebot der stunde ("nur netz hudeln" ist hier völlig unangebracht). umweltbasierte rechtsstrukturänderungen dauern und können wohl nur mit druck von oben (EU und darüber?) sehr langfristig stattfinden (dennoch ist die initiative dazu auch aufgabe für der lokalpolitik).

sorry, ich habe mich gerade dabei ertappt, belehrend zu sein, bin ein fachtrottel. wichtig ist mir, zu klären, was aufgabe der politik sein muss und was ggf ein markt zustande bringen kann.
lg
maschi - 1. Jun, 11:04

@gbtoe

Danke für die wie immer fundierte Replik auf meine - ich nenne sie mal "Tirade". :)

Bottom Up löst nur Individualprobleme - Nein. Bei Innovation und Problemlösung kommt es strukturell darauf an, dass eine möglichst grosse Vielfalt an Varianten zugelassen und gefördert wird - die Masse orientiert sich im Lauf der Zeit an den interessantesten Problemlösungsstrategien. Und das kann sie nur, wenn es diese Vielfalt gibt. (Das ganz radikale Abtöten dieser Vielfalt war btw das eigentlich zentrale Problem der kommunistischen Wirtschaftsansätze).

Komplexe externe Effekten bei mächtigen Anbietern und geringer Preiselastizität der Nachfrage - Ja. Ein guter Teil dieser "externen Effekte" ist aber gar nicht naturgegeben, sondern im Wege staatlicher Subventionen hausgemacht. Wir erzeugen die Verwerfungen selbst. Beispiel Autoverkehr: Dieser ist auch deshalb so massiv, weil wir grosse Teile der Gesamtkosten kollektiv finanzieren. Wenn ich daher kein Auto habe bin ich rein individualökonomisch betrachtet im Prinzip ein Idiot. Ich Idiot ich.

Umweltbasierte Rechtsstrukturänderungen dauern und können wohl nur mit Druck von oben (EU und darüber?) sehr langfristig stattfinden - Jein. Gerade deshalb weil diese Änderungen dauern darf sich die Politik nicht in endlosem Flickwerk verlieren - das ist kontraproduktiv und lähmt die Auffindung der besten Strategien. Der Rest der erwähnte "externen Effekte", also zB das ganze Thema der Emissionen - das wäre die zentrale Aufgabe rechtlicher Rahmenbedingungen diese Kosten den Verursachern zuzuordnen - es wird lang genug dauern.

Das Problem das ich sehe, ist, dass wir die besten Lösungen der umwelt- und energiepolitischen Fragen des 21. Jh. noch gar nicht kennen. Wir glauben aber, sie bereits zu kennen, weil wir einige wenige von unendlich mehr Möglichkeiten bereits konkret sehen. Wer tatsächlich glaubt, das ist alles, der will dann wahrscheinlich auch die Vorschriften dazu.

Und im übrigen würde ich wahrscheinlich selbst ein Passivhaus bauen, wenn ich konkreten Bedarf hätte. Die zu erwartenden Querelen mit der neuen Magistratsabteilung für Passivhausvorschriften könnten mich allerdings im letzten Moment dazu bewegen lieber irgendeinen alten Kobel zu kaufen und beim Fenster rauszuheizen...
cc - 1. Jun, 11:41

Einspruch maschi!

1.Einspruch in der Sache
2.Einspruch generell

ad 1. es bedarf keinerlei zusätzlicher Magistratsabteilung Passivhaus. Schon heute haben alle 9 Bundesländer ihre Wohnbauförderung (staatliche Mittel) richtigerweise an Kriterien gekoppelt.
Vereinfacht gesagt: Je sparsamer der Energieverbrauch bzw je nachhaltiger der Energieträger desto höher die Förderung.
Das hat dazu geführt, dass in Österreich, im Unterschied z.B. zu den USA oder GB Energieeffizienz im Wohnbau deutlich gestiegen ist.
"Passivhaus" heisst bloss, das der in der Wohnbauförderung (eine Verordnung der Landesregierung) festgelegte Verbrauchswert von 40kw/m2/Jahr auf 15 gesenkt wird, und dann Anspruch auf eine erhöhte Förderung besteht.
(Übriges: sollte es in Zukunft Technologien geben, die noch weniger verbrauchen, gilt dies natürlich genauso-ohne mehr Bürokratie)
Und durch diese "Anreize" hat sich in Österreich eine grosse Anzahl an Architekt/innen entwickelt, die dadurch mit "ökologischem Bauen" auch international tätig sein können.
Merke: Kluge Anreize wecken Innovation

ad2:Weder ist "staatliche" Regelung an sich gut oder schlecht, genausowenig wie "privatwirtschaftlich, frei", bzw "nur Preissignale nach Verursacherprinzip"
Es hängt immer davon ab, wo und was man (die Gesellschaft) ändern möchte.
Beispiel:
Dass viele Innenstädte heute lebenswerter sind, liegt an den Fussgängerzonen.
Wie? Das ist schlicht ein rigides staatlich verordnetes Fahrverbot.
Und funktioniert super.
Wie hätte man das sonst lösen sollen:
Wer fährt zahlt?
Dann würden wir noch heute auf Graben und Kärtnerstrasse stauen.

Oder: Österreichs SO2 emissionen wurden in den letzten Jahren um 90% gesenkt.
Wie: Strenge staatliche(!) Vorschriften über den Schwefelgehalt in Heizölen und Brennstoffen, und strenge Emissionsgrenzwerte.

Ich könnte die Liste gelungener staatlicher Regelungen fortsetzen.
Klar gibts auch idiotische.Sehr viele übrigens.
Hier gehts um Um- und Re-regulieren.
Und um das Prüfen, welches gesellschaftliche Regelwerk jeweils geeignet ist.
Beim Bauen, wo es wenig Akteure gibt , sind klare Regeln, glaub ich ganz schlau.
gbtoe (Gast) - 1. Jun, 12:35

na rumpeldiepumpel

cc, das war aber wild..
ich füge hinzu, dass ich maschis forderung nach größtmöglicher individualität iSv Freiheit teile. und unterstelle das auch cc. Politische Aufgabe ist nicht nur das Regulieren sondern auch das Sichern dieser Freiheit, darüber simma uns ja wohl einig.
Die Debatte wurde btw. auch vor ein paar Monaten in einer ZIB zwischen Pröll und Glawischnig geführt.
Und im übrigen danke Maschi für die Blumen, das Kompliment gebe ich gerne zurück. wie schauts aus, für dienstag sind wir bei cc in die lindengasse eingeladen..
maschi - 1. Jun, 13:00

Ich weiss

dass es hier eine Differenz gibt - wenn ich auch glaube, dass diese Differenz mehr emotionaler Natur ist als sachlich rechtfertigbar. Ich versuche es so reduziert als eben möglich:

Ich bin Demokrat und natürlich FÜR schlaue langfristig angelegte allgemein verbindliche Rahmenbedingungen, die der Erreichung von allgemeinen (sich durch politische Mehrheiten manifestierende) Anliegen dienen. Da ich zudem die konkreten Ziele durchaus teile, streiten wir also über die angemessenen Mittel.

Wenn man auf einer Strasse gehen will, dann können dort nicht gleichzeitig Autos fahren - dh das Mittel der "Vorschrift" ist dem Bedarf angemessen: Ganz oder gar nicht.

Wenn es aber um die optimale Zuordnung knapper Ressourcen geht, dann versagt das Mittel der Vorschrift. Knappe Ressourcen sind neben vor allem unserer Zeit und Kraft eben auch die fossilen Energiereserven und zB eine saubere Atmosphäre. Es gibt viele davon, zwischen denen man abtauschen muss.

Was passiert nun also, wenn wir Passivhausbau vorschreiben und gleichzeitig den Preis jenes knappen Guts, das wir eigentlich im Auge haben (die saubere Atmosphäre) weitestgehend unverändert lassen? Richtig, wir üben tendentiell Druck auf die Preise jener Rohstoffe aus, die das Problem der verschmutzten Atmosphäre derzeit hauptsächlich verursachen. Dh alle anderen menschlichen Aktivitäten, die die Umwelt neben unnötigem Beim-Fenster-Raus-Heizen auch noch belasten, werden durch unsere neue Vorschrift günstiger und mehr genutzt. Und wir benötigen die nächste Gruppe an neuen Vorschriften um diese neuen Probleme in den Griff zu bekommen.

Topf auf - Topf zu. Kann man das wirklich gut finden? Die Alternative zu diesem Flickwerk, bei dem wir unsere Kräfte vorwiegend darin bündeln, uns gegenseitig zu kontrollieren, wäre eben den schwierigeren aber langfristig einzig erfolgversprechenden Weg der Internalisierung externer Kosten zu gehen...
maschi - 4. Jun, 07:38

@gbtoe

Weiss nichts von einer Einladung... aber auch wenn ich davon wüsste, könnte ich nicht kommen - meine Kinder brauchen mich dringender. Vielleicht ein anderes Mal...!

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