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Grüne Rhetorik?

Darf ich zu Maschis Einwand schlicht ein Bild entgegenbringen:

Länder in der Grösse ihrer Treibhausgasemissionen:

worldmapper-co2-1
in voller Grösse hier

Einmal mehr: Wenn in Afrika, Asien oder Südamerikas die Menschen so leben wollen wie wir (SO heizen, SO kühlen, SOLCHE Autos fahren, SO Strom erzeugen), dann geht sich das nicht aus.
Bzw nur unter deutlich schlimmeren Lebens umständen.

Mir gehts dabei genau um das Gegenteil von Angst:

Es geht mir darum zu zeigen, wie extrem ungerecht unser industrialisierter fossiler Lebensstil ist:
Wir beansprochen pro Kopf ein Vielfaches an fossilen Brennstoffen, wie die Menschen der südlichen Hemisphäre.

Nicht Angst, sondern Erkenntnis und Mut, die stofflichen Grundlagen unseres Wirtschaftssystems auszuwechseln, darum gehts.
Die Ablösung des fossilen Zeitalters.

Wie?
Dass und wie es geht, versuche ich beinahe täglich hier zu beschreiben.

Was mich manchmal müde macht:
Warum das oft so Einfache, und auch ökonomisch Sinnvolle so elend langsam angewendet wird.
hannes.s - 15. Dez, 13:01

Die Frage nach dem ökonomischen Sinn ist eine sehr interessante, weil sich die Frage stellt, für wen ist was ökonomisch sinnvoll ist. Daher einfach mal die Frage, für wen der status quo den größten Nutzen bringt? Ach so, das könnte ja auch unser geliebter Staat sein, oder nicht?
Eigentlich schon, den der Finanzminister bekommt jede Menge Geld, über das die Bürger sich nicht aufregen dürfen, weil es ja ohnehin nur deswegen soviel ist, weil es ach so unökologisch ist. Und weil der Finanzminister es ach so billig und reichlich bekommt denkt er ja gar nicht daran, was zu ändern. Denn würde dadurch unser Verbrauch dieser Ressourcen sinken, würden seine Steuereinnahmen sinken.
Angesichts dessen mit welch dumpfen Motivationen in Österreich Steuerpolitik betrieben wird, ist es völlig illusorisch zu erwarten, das die Politik was zum Guten ändern wird. Auch Ihr lieben Grünen nicht, den die sozialistische Versorgungsmentalität liegt auch Euch zu nahe - und dazu braucht Ihr Steuern!
Im Grunde kann man nur hoffen, das sich die Globalisierung und damit schlußendlich der Markt durchsetzt. Und das bevor Österreich krankbesteuert wird.

Nachsatz: das ist nur die Übertragung eines der schlüssigsten Argumente gegen die Tobinsteuer auf die Besteuerung von Energie, die jemals gelesen habe...

maschi - 15. Dez, 22:20

Wollte nicht müde machen...

... :) Und: Ich kenne die Bilder mit den Fettln eh auch.

Die Betonung liegt auf "SO". Habe ich verstanden und habe ich eigentlich auch in meinem ersten Comment schon hervorgehoben. Das Problem ist, dass - und insofern bleibe ich schon dabei und versuche mich besser zu erklären - "grüne Rhetorik" sehr häufig in Kauf nimmt, das Kind mit dem Bade auszuschütten.

Das "schmutzige Bad" sind die erwähnten "fossilen" stofflichen Grundlagen unserer Wirtschaft. Die werden wir im Lauf des 21. Jh zweifellos massiv ändern. Vielleicht nicht vollständig zum Wohlgefallen von klassischen Grünen - Stichwort Kernspaltung in Reaktoren der 3. und 4. Generation, Stichwort Kernfusion. Ich will das nicht nochmal aufwärmen, sondern nur erwähnen: In Kombination mit hoffentlich stattfindender weiterer Entwicklung von Renewables und Effizienz sind damit bereits alle "Peak Oil" Horrorszenarios abgesagt. Es wird so oder so genug saubere Energie für alle geben. Für viele Jahrtausende. Positive Überraschungen (in Form neuer Entdeckungen/Erfindungen) noch gar nicht eingeschlossen.

Das Problem ist daher nicht der Mangel und die "gerechte Verteilung" von so schrecklich knappem Gut, sondern das Problem ist allenfalls der Überfluss mancher Güter. Denn es gibt immer noch immens viel Öl, Gas, Kohle. Und vermutlich um einiges mehr, als wir per heutigem Kenntnisstand in die Atmosphäre "ablassen" sollten. Das ist doch die Herausforderung.

Suggeriert wird aber immer - und das ist jetzt das mit dem dreckigen Bad ausgeschüttete "Kind" - Euer "Lebensstil" ist falsch, Leute. Bessert Euch! Leistet Abbitte! Ich weiss schon: nicht SO (fossil), sondern so (solar etc). Aber das kommt selten rüber. Was rüberkommt ist, und da beginnts dann pseudoreligiös zu werden: Versündigt Euch nicht, prasst nicht, ich möchte fast sagen (Klammer auf) GOTT sieht das nämlich nicht gern (Klammer zu). In Kombination damit dann oft auch die Übertragung des heiligen Zornes auf das System der Marktwirtschaft und die Ablehnung von "Wachstum" - bei manchen auch wie mir scheint deshalb, weil nicht richtig verstanden wird, was der Begriff des "Wachstums" im Zusammenhang mit Wirtschaft bedeutet. Stichwort http://www.klimawandel.com/ und Konsorten.

Ich vertrete demgegenüber die klare These: Alle Menschen sollten so (diesmal kleingeschreiben) leben dürfen wie wir. Daran ist bittschön per se nichts Schlechtes. Weiter: Sehr viele WERDEN sich auch tatsächlich im Lauf des 21. Jh dorthin entwickeln. Ja bittschön gut so! Und schliesslich: Ja, einige werden voraussichtlich leider trotzdem "überbleiben". Auch das 21. Jh wird nicht heppi-peppi enden. Stichwort Afrika. Dort ist noch auf längere Sicht Hopfen und Malz verloren. Aber ich glaube im Gegensatz zu den meisten Grünen, dass das 21. Jh wesentlich besser enden wird, als es begonnen hat. Und ich bild mir eben zumindest ein, dass man das auch gut begründen kann...

hope (Gast) - 17. Dez, 14:28

Ich finde dieses Thema immer wieder interessant und wichtig. Schön dass es hier so oft angesprochen wird.

Ihr beide liegt da nicht so weit auseinander. cc macht eher auf die Probleme aufmerksam, maschi sieht nur die Chancen.

Ich versuche mal eine Sicht darzulegen: Der Lebensstandard den wir in den letzten Jahrzehnten aufgebaut haben basiert zu einem großen Teil auf der Verfügbarkeit von billigen Ressourcen (Öl, Gas). Nun stagniert das Angebot an diesen Ressourcen, die Nachfrage weltweit steigt jedoch weiterhin. Ergo muss alles was auf diesen Ressourcen basiert teurer werden.

Es gibt jetzt folgende Möglichkeiten:
a) man verzichtet auf Luxus und leistet sich weniger, weil man fürs selbe Geld weniger Ressourcen bekommt
b) man wird in dem Maß effizienter wie die Ressourcen teurer werden
c) man koppelt sich vom Öl ab und entgeht damit der Teuerungswelle die auf die Welt zu kommt
d) man ignoriert a,b,c, es entsteht ein Gerangel ums Öl und man landet in einem Desaster

a) macht Angst, b) ist schwierig und hilft nur mittelfristig c) traut sich Niemand richtig

Maschi machts sich einfach und sagt sinngemäß die Kernfusion & Renewables werdens schon richten. Das wird aber nicht funktionieren wenn dieses Thema vollständig dem Markt überlassen wird. Höhe Strompreise zb. sind per se nichts schlechtes für private Stromkonzerne, diese bedeuten mehr Gewinn und zusätzliche Konkurrenz auf so einem Sektor zu erzeugen ist sicher nicht einfach. Oder würdest du einfach mal ein neues Kraftwerk bauen wenn die Preise überzogen sind? Es hat auch nicht jeder ein Einfamilienhaus wo er eine Photovoltaikanlage aufs Dach schnallen kann.

Also muss hier die Politik einspringen und die Bevölkerung überzeugen dass eine Abkopplung von Öl nötig ist, die Industrie effizientere Produkte herstellen muss und in zusätzliche Öl- und Gasfreie Kraftwerke investiert werden muss.

Bei der Energieeffizienz muss auch die Politik Maßnahmen setzten weil ich im Elektrofachgeschäft zb. nicht den Stromverbrauch von Fernsehern oder DVD-Playern vergleichen will. Das hat die Politik zu regeln. Wenn auf jedem Produkt ein mechanischer Ausschalter sein muss und eine genormte Energieeffizienzsangbe vorhanden wäre, wäre viel gewonnen.
Genauso beim Kauf von KFZs. Wenige Konsumenten schauen auf den Verbrauch, dieser hat bei steigenden Benzinpreis aber eine wichtige Rolle (schließlich besitzt man ein Auto etwa 15 Jahre) und in 15 Jahren wird ein Verbrauch von z.b.~8l/100km sehr schmerzen. Hier brauchte es gute Regelungen von der Politik aus und nicht dieses neue zahnlose CO2 Nova Gesetz. Siehe Frankreich: bei <60g CO2/km +5000 Euro Bonus!

maschi - 17. Dez, 15:02

Nur eine

hoffentlich interessante Ergänzung und keine "Widerrede", denn erstens ist der Beitrag von hope eh spannend und zweitens kann man meinen Standpunkt eh oben lesen.

"Der Lebensstandard den wir in den letzten Jahrzehnten aufgebaut haben basiert zu einem großen Teil auf der Verfügbarkeit von billigen Ressourcen."

Ich denke, das ist falsch - es ist nur ein Faktor und nicht der wichtigste. Der wichtigste Faktor ist, dass wir in Europa und im "Westen" seit ein paar Jahrhunderten begonnen haben zu lernen, dass wir mit rationalem und wissenschaftlichem Herangehen, möglichst frei von (Aber-)glauben und Vorurteilen unsere Lebensumstände Schritt für Schritt verbessern können. Wesentlichste politische Errungenschaft in diesem Kontext ist wiederum, dass wir frei von der Furcht, an den nächsten Baum geknüpft zu werden darüber diskutieren dürfen, was denn im konkreten Anlassfall genau "rational" sei...

Umso mehr wir von diesen aufklärerischen Errungenschaften und einem unvoreingenommenen Verstand Gebrauch machen (dürfen und können), umso schneller werden wir auch unsere anderweitigen Probleme lösen. Auch aus diesem Grund geht für mich in jedem Fall im Zweifel auch dann "Recht auf Entwicklung" vor, wenn es scheinbar zunächst nur zu noch grösseren Problemen führt. Wenn wir unter 400Mio Europäern einmal im Jahrhundert einen Einstein haben, dann werden wir unter 8Mrd hochgebildeten Menschen alle fünf Jahre einen haben...
Marko25 - 17. Dez, 17:25

geniales Bild !


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