Das Richtige zu wollen reicht nicht
von cc am 18.05.2009
Claudia Schmied ist keine Schlechte.
Das, was sie will und sagt ist weitgehend zu unterstützen.
Sie ist eloquent und durchaus sympatisch.
Und dennoch ist die Bilanz ihrer letzten Wochen verheerend.
Über das total unterschätzte Thema: "Politik als Handwerk" mein aktueller Pressekommentar
Hier im Volltext:
Wer geht vertrauensvoll zu einem Arzt, der zwar unbedingt will, dass Sie gesunden, aber immer wieder die falsche Therapie anwendet? Wer wendet sich vertrauensvoll an einen Architekten, der leidenschaftlich vermitteln kann, wie wichtig ihm schöne, funktionale Häuser sind, aber bei seinen Dächern regnet es herein, und Baukosten explodieren.
Kein Arzt, kein Architekt, kein Handwerker bezieht seine Reputation daraus, dass er das Gute und Richtige will, sondern daraus, dass er es auch kann. Erfahrung, Geschicklichkeit – schlicht „handwerkliches Können“ ist entscheidend.
Ist es in der Politik nicht ähnlich? Claudia Schmied will das Richtige, liest man Interviews, individuelle Förderung, mehr Autonomie den Schulen, Sprachförderung, ganztägige qualitätsorientierte Betreuung. Was ist die Bilanz? Marginal veränderte „schulautonome Tage“ und die BIG stundet dem Unterrichtsministerium die Mietkosten. Jedoch: Das Image der Lehrer ist schlechter als je zuvor, die Lehrerschaft frustriert, und das Schlimmste ist: Österreich scheint letztlich nicht reformierbar zu sein.
Meist kritisiert die Opposition eine Regierung, weil sie die falsche Richtung einschlägt. Zur Frage, ob alle Menschen, die sich legal in Österreich aufhalten, auch arbeiten dürfen, sagt jetzt die EU (endlich) Ja, fast alle österreichischen Parteien Nein, auch die ÖVP. Das ist ein Streit über Ziele. Bei Claudia Schmied ist es anders. Ihre Intention ist zu unterstützen, die politisch-handwerkliche Umsetzung war ein totales Desaster. Wenn man Großes verändern möchte, und das ist in Bildungspolitik ebenso notwendig wie höchst schwierig, braucht man besonderes handwerkliches Geschick: Bündnispartner finden, v.a. die innovativen Teile der Lehrerschaft und der Eltern; positive Pilotprojekte hervorstreichen (die gibt es zuhauf, auch im öffentlichen Schulwesen), um so das Ziel greifbar zu machen; Gegner einbinden; Finanzierungsfragen und inhaltliche Reformen trennen; ja, das schreibt sich leicht, ist jedoch die hohe Kunst der Politik.
An ihren Früchten werdet ihr sie erkennen. Gerade Qualitätsmedien wären gut beraten, statt sich mit plumpem Politikerbashing dem Boulvard anzubiedern, die handwerkliche Kunst des Politischen zu analysieren.
Das, was sie will und sagt ist weitgehend zu unterstützen.
Sie ist eloquent und durchaus sympatisch.
Und dennoch ist die Bilanz ihrer letzten Wochen verheerend.
Über das total unterschätzte Thema: "Politik als Handwerk" mein aktueller Pressekommentar
Hier im Volltext:
Wer geht vertrauensvoll zu einem Arzt, der zwar unbedingt will, dass Sie gesunden, aber immer wieder die falsche Therapie anwendet? Wer wendet sich vertrauensvoll an einen Architekten, der leidenschaftlich vermitteln kann, wie wichtig ihm schöne, funktionale Häuser sind, aber bei seinen Dächern regnet es herein, und Baukosten explodieren.
Kein Arzt, kein Architekt, kein Handwerker bezieht seine Reputation daraus, dass er das Gute und Richtige will, sondern daraus, dass er es auch kann. Erfahrung, Geschicklichkeit – schlicht „handwerkliches Können“ ist entscheidend.
Ist es in der Politik nicht ähnlich? Claudia Schmied will das Richtige, liest man Interviews, individuelle Förderung, mehr Autonomie den Schulen, Sprachförderung, ganztägige qualitätsorientierte Betreuung. Was ist die Bilanz? Marginal veränderte „schulautonome Tage“ und die BIG stundet dem Unterrichtsministerium die Mietkosten. Jedoch: Das Image der Lehrer ist schlechter als je zuvor, die Lehrerschaft frustriert, und das Schlimmste ist: Österreich scheint letztlich nicht reformierbar zu sein.
Meist kritisiert die Opposition eine Regierung, weil sie die falsche Richtung einschlägt. Zur Frage, ob alle Menschen, die sich legal in Österreich aufhalten, auch arbeiten dürfen, sagt jetzt die EU (endlich) Ja, fast alle österreichischen Parteien Nein, auch die ÖVP. Das ist ein Streit über Ziele. Bei Claudia Schmied ist es anders. Ihre Intention ist zu unterstützen, die politisch-handwerkliche Umsetzung war ein totales Desaster. Wenn man Großes verändern möchte, und das ist in Bildungspolitik ebenso notwendig wie höchst schwierig, braucht man besonderes handwerkliches Geschick: Bündnispartner finden, v.a. die innovativen Teile der Lehrerschaft und der Eltern; positive Pilotprojekte hervorstreichen (die gibt es zuhauf, auch im öffentlichen Schulwesen), um so das Ziel greifbar zu machen; Gegner einbinden; Finanzierungsfragen und inhaltliche Reformen trennen; ja, das schreibt sich leicht, ist jedoch die hohe Kunst der Politik.
An ihren Früchten werdet ihr sie erkennen. Gerade Qualitätsmedien wären gut beraten, statt sich mit plumpem Politikerbashing dem Boulvard anzubiedern, die handwerkliche Kunst des Politischen zu analysieren.
Da haben Sie ja so Recht, Herr Chorherr
Leider wird es ungehört verhallen...