back_top

nochmals "Maut"

Dem überraschenden Vorstoss Häupls verdanken wir eine breite Diskussion über eine "PKW Maut".
Gut so.
Überraschend ist der Vorstoss, denn für Gusenbauer und die Bundes SPÖ war alles was nur im entferntesten nach "Maut" oder "Road-pricing" riecht, das schlimmste Übel.
Unsere Position hat schon vor längerem van der Bellen formuliert.

Die zwei wichtigsten offenen Fragen sollten ohne Polemik diskutiert werden.
1.) Der Begriff "PKW-Maut" ist irreführend, da er suggeriert, diese soll nur auf Autobahnen gelten.
Das wäre falsch, denn dann würden sehr viele statt auf der Autobahn auf Bundes-oder Landesstrassen durch die Orte brausen, was das total falsch wäre.
Also: Zu Entwickeln ist ein "road-pricing", eine "fahrleistungsabhängige Gebühr" (bin über Vorschläge, wie man das nennen soll dankbar), das auf allen relevanten Strassen gilt, und nicht nur auf Autobahnen.
Und "relevant" heisst: Die Gebühr sollte zeitlich und räumlich staffelbar sein.
Wenn mit Stau zu rechnen ist, weil sich z.B. lemminghaft an bestimmten Samstagen im Sommer Touristenhorden ins Auto setzen, wird es teurer sein, wenn wenig Verkehr ist, billiger.
Ebenso sollte rund um die stadtzerstörenden "factory-outlets" , wo es sich nicht nur an Samstagen staut, diese Gebühr entsprechend hoch sein.
Auf dem "flachen Land", wo es weder Stau gibt, noch sonst Alternativen zum Auto vorhanden sind, wird dann keine Gebühr verrechnet.
Hier gilt ohne Polemik darüber nachzudenken, wie man das technisch schrittweise einführen kann.
2.) Genauso wichtig ist eine Entscheidung, wofür diese "Strassenbenützungs-Gebühr" verwendet wird. Derzeit fliesst sie zu 100% der ASFINAG zu, die damit Schulden zurückzahlt bzw. neue Autobahnen baut.
Anders in der Schweiz: Dort werden, und das sollten auch wir tun, 2/3 der Einnahmen zum Bahnausbau verwendet.
Unser Schienen-Nahverkehr (schaut Euch die Qualität der "Schnellbahn" an) könnte eine Finanzspritze dringend gebrauchen.

Darüber gilt es zu diskutieren und geeignete Modelle zu finden.
Es ist verkehrs-wie umweltpolitisch unbestritten, die Besteuerung des Autoverkehrs in diese Richtung umzugestalten,
sto (Gast) - 10. Sep, 17:12

selbst, wenn ich keinen sinnvollen lösungsvorschlag bringe, eine bitte hätte ich schon:

die geforderten preisstaffelungen bei punkt 1 erinnern an den öbb-fahrschein-verrechnungs-
irrsinn, der für die leute einfach nicht durchschaubar ist.

so wie in punkt 1 beschrieben, würde ich mich nicht auskennen, wann ich wo welchen
betrag zu zahlen habe.

DMRosenauer - 12. Sep, 23:03

Wie wärs mit FAG?

Nachdem so wenig ÖsterreicherInnen Englisch sprechen eine sinnvolle Abkürzung für den Zungenbrecher "Fahrleistungsabhängige Gebühr". Aber im Ernst:

Ich bin mir nicht sicher inwiefern die Lemminge wirklich so eine Wahl haben mit den Kindern in den Urlaub zu fahren, wenn die Kinder keine Schule haben. Natürlich, bei den "großen Ferien" ist es egal ob man einen oder zwei Tage verliert, aber bei den Semester-, Oster- und Weihnachtsferien schon nicht mehr. Weil die dauern (in der Schule) eben nur 1-2 Wochen.

Das System, das das bewerkstelligen könnte wäre ein GPS, das die FahrerIn am jeweiligen Standort ortet und eine entsprechende Gebühr für die Straßenbenützung verrechnet. Aber abgesehen davon, dass es aus datenschutzrechtlichen Gründen heikel sein dürfte, ist es auch technisch (wie gestern im ORF-Radio gehört) erst in rund 10 Jahren möglich. Dazu kommen noch so banale Dinge wie die Abrechnung, bei der es mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit Probleme geben wird. Auch weil es schwierig sein dürfte, Fehler nachweisen zu können.

Die ASFINAG bekommt derzeit die Mauteinnahmen, ok. Aber wenn man sich den Schuldenberg ansieht, kann man sich leicht ausrechnen, dass die Vignette lange nicht dazu in der Lage sein wird, diesen auch nur einigermaßen abzubauen. Es könnte daher sein, dass es weder den AutofahrerInnen noch PolitikerInnen möglich sein wird zu erklären, warum man für die Benützung der Straßen viel zahlt, aber dann nichts dafür bekommt? Ähnlich wurde bei der Einführung der Studiengebühren argumentiert (Geld werden die Unis kriegen) und heute ist die Situation dortselbst nicht anders als davor. Dafür zahlen und weiterhin nichts dafür kriegen ist mE schwer zu verkaufen.

Roadprizing oder FAg sollte kommen, aber davor muss scheinbar noch einiges getan werden.

cju (Gast) - 13. Sep, 16:16

Gibt's doch schon

Die fahrleistungsabhängige Gebühr gibt's doch schon, und zwar mit all den Eigenschaften,
die du unter 1.) beschreibst: Der Benzinpreis. Gilt auf allen Strassen, wird teurer, sobald
ein Reisewochenende vor der Tür steht, kostet rund um die Shopping Centers mehr und
ist bei manchen kleineren Dorf-Tankstellen deutlich billiger.
Die Frage ist also nur, siehe Punkt 2.), wer derzeit diese Gebühr einhebt und was dann
damit geschieht.
Wie also bekommt man die OMV dazu, ihre Gewinne in den öffentlichen Nahverkehr und
in die ÖBB zu investieren? "OMV übernimmt Patenschaft für Wiener Linien und
Schnellbahn"?

DMRosenauer - 13. Sep, 23:24

Allerdings

ist diese "fahrleistungsabhängige Gebühr" nicht für den Straßenbau oder ein anderes Verkehrsprojekt zweckgebunden sondern fließt ins schwarze Budgetloch. Nachdem die ASFiNAG, die Straßen erhalten bzw bauen muss, aber Schulden in Milliardenhöhe hat (heuer glaube ich bereits zweistellig) bringt die Gebühr, die Sie gerade entrichten weder den Straßen noch der Bahn direkt irgendwas.

Darüber hinaus ist der Steueranteil am Treibstoff für diese Zwecke auch schlicht zu niedrig.
donquixote - 4. Okt, 16:44

Citymaut!?

Auf derstandard.at steht: "Vassilakou rückt von City-Maut ab"

Ist das jetzt die neue Linie der Wiener Grünen?
Was ist deine Meinung als Verkehrsexperte?

cc - 4. Okt, 18:16

@citymaut

wie schon hier früher geschrieben, halte auch ich eine Citymaut (Betonung auf City) nicht für das optimale Instrument, und habe statt dessen eine "Staumaut" vorgeschlagen.
Die Probleme (Staus, besonders starkes Verkehrswachstum) gibts in Wien nicht innerhalb des Gürtels, sondern an den Ein- und Ausfahrtsstrassen am Stadtrand.
Als Lenkungsinstrument gegen Zersiedelung im "Speckgürtel" und Verbessereung der Wettbewerbssituation der innerstädtischen Nahversorgung gegenüber peripheren shopping-centers könnte eine derartige elektronische Staumaut (Höhe variabel je nach erwartetem Verkehsaufkommen) zielführend sein.
Als erster Schritt muss einmal eine kluge Untersuchung her, welche Bemautungssysteme in Wien sinnvoll wären, wie das technisch zu bewältigen wäre (das Londoner System:vorher zahlen, alle werden fotografiert ist nicht der Weisheit letzter Schluss), wo Bemautungsstarssen bzw Gebiete vorrangig zu installieren wären, etc, und dann eine breite öffentliche Debatte (im übrigen wie bei der Parkraumbewirtschaftung).
Dass wir "quasi morgen" eine City-maut einführen wollten ist mir neu.
dankwart (Gast) - 5. Okt, 09:25

Soziales Grundrecht Autofahren?

City-Maut sei eine unsoziale Maßnahme für Menschen am Stadtrand. Von wem spricht die Grüne Spitzenkanditatin?? Von den Döblingern, den Hietzingern oder gar den oft autolosen Bewohnern der Großfeldsiedlung? Autofahren ist ein soziales Grundrecht, oder?....Da könnten einige dirket auf die Idee kommen gleich SPÖ zu wählen. Schließlich geht man lieber zum Schmied anstatt zum Schmiedl.

Mail an
Christoph Chorherr

Versuche jedenfalls Mails selbst zu beantworten.

Christoph Chorherr auf Twitter Christoph Chorherr auf Facebook

Meine Tweets

    Aktuelle Beiträge

    10 Jahre später
    strom-gas24.de interessanter Artikel aufgrund des alters....
    timtonne - 4. Okt, 00:52
    Wenn ich mich grad irre,...
    Wenn ich mich grad irre, vergessen Sie den Kommentar...
    la-mamma - 9. Mär, 09:08
    Neue Bauordnung 2018
    In Städten, in Wien zu leben ist beliebt. Seine Bevölkerung...
    cc - 6. Apr, 12:18
    Barrierefreiheit
    Da es ja noch keine öffentlich zugänglichen Text gibt...
    martin.ladstaetter - 6. Apr, 11:20
    Word!
    Martin Schimak - 20. Nov, 12:55
    Deutschland: Ein schlichter...
    Der Anlass für diesen Blogpost ist das Scheitern der...
    cc - 20. Nov, 12:44
    Mehr Chorherrs!
    Lieber Christoph, Du engagierst Dich, übernimmst Verantwortung,...
    Andreas Kleboth - 29. Okt, 10:04
    Interconti
    Ich bin zwar kein grüner aber nun fällt es mir wie...
    WolfgangS - 27. Okt, 15:44
    Am besten alle "unecht-grünen"...
    Am besten alle "unecht-grünen" auch noch rausschmeissen...
    Martin Schimak - 27. Okt, 13:14
    Echt-Grüne...
    fliegen nicht...
    Hans Doppel - 26. Okt, 18:35
    Wer dich kennt,
    wird dir niemals unlautere Absichten unterstellen....
    Erwin Greiner - 26. Okt, 16:00
    Ein besonders krasses...
    ... dafür wie leicht es in der heutigen Medienwelt...
    Martin Schimak - 26. Okt, 14:16

    User Status

    Du bist nicht angemeldet.

    Feeds