Immer spannender wird es, wenn man rund um das angebliche
Austria Stadion in Rotneusiedl recherchiert.
Und schön auch, nicht nur im
ORF zitiert zu werden, eine grosse
Geschichte im standard zu finden, sondern ein weblog zu haben, wo Platz ist, die Dinge darzustellen.
In Wirklichkeit versuchen hier Private im Dunstrkreis der Austria Unsummen mit Grundstücken und einem Mega Einkazufszentrum zu verdienen, indem man den Steuerzahler dazu bringt, einen Acker im Süden Wiens (der aber 2/3 der Fläche des 7. Bezirkes hat) um ca 300 Mio Euro mit U-Bahn, winer Autobahn etc. aufzuschliessen.
Die Details dazu:
Das Verkehrsdebakel
Derzeit ist das neue Stadion verkehrsmäßig total abgeschnitten – Verbesserungen benötigen Großinvestitionen, die lange Vorlaufzeiten haben und auch sehr teuer sind. Für die Anfahrt mit Bus und Auto sind derzeit eine Überquerung der Donauländebahn, die nach Bau einer weiteren Bahnbrücke noch öfter geschlossen sein wird, notwendig. Derzeit gibt es weder eine U-Bahn noch eine Straßenbahn dort. Für die U-Bahn ist weder ist die Finanzierung mit dem Bund geklärt, noch liegen Detailplanungen vor. Betriebsbeginn: Frühestens 2014/15. Auch die Planungen/ Finanzierungen/Umweltverträglichkeitsprüfung etc. für die „Hanson-Spange (Verbindung A23 S1)sind in weiter Ferne.
Was laut
Stadtentwicklungsplan notwendig wäre:
Es gibt im STEP
12 Entwicklungsgebiete, und eine „Entwicklungsoption“, eben Rothneusiedl.
Und im STEP wird auch gewarnt:
Es besteht - ausgelöst durch den Infrastrukturausbau - die latente Gefahr der Versiegelung von landwirtschaftlich genutzten Flächen, sowie von Bodenspekulation im Bereich der Landwirtschaft.
Dort ist aber auch klar festgehalten, was passieren muss, um dieses Gebiet zu „erschließen“:
Erstellung eines für den gesamten Bereich gültigen und wirksamen Masterplanes als Grundvoraussetzung für eine stadtverträgliche Umsetzung der Entwicklungsvorstellungen
Maßnahmen
Aufbau einer Organisationsstruktur zur Umsetzung der raumplanerischen Zielsetzungen
Verknüpfung übergeordneter Grünraumkonzepte auf Wiener Gebiet (Wienerberg, Heuberggstätten, Rothneusiedl) mit jenen auf niederösterreichischem Gebiet
und Verlängerung der U1 und damit verbunden die notwendige Errichtung von Wohneinheiten (Errichtung einer Park and Ride-Anlage sowie Verknüpfung U1-S1)
Die Errichtung der Spange von S1 zu A23 ist unbedingt erforderlich, unabhängig von jeder (baulichen) Entwicklung in diesem Gebiet
Die öffentlichen Kosten dieser Erschließung sind gewaltig:
Straßenanbindung („Hanson Spange), U-Bahn, Straßen, Wasser, Kanal, Energie etc. werden mindestens 300 Mio Euro an Steuergeldern kosten.
Die Bedrohung der Nahversorgung
Am 17. November 2005 schreibt News (das in diesem Fall sicher sehr gut informiert ist, da der damalige Chefredakteur von news, Peter Pelinka Vizepräsident der Austria ist: „Gigantisch ist auf alle Fälle, was auf rund 230.000 Quadratmetern entstehen soll: ein Stadion für die Austria mit 31.000 Sitzplätzen, dazu ein kleines Stadion für die Amateure. Weiters Österreichs größtes Shoppingcenter, ein Freizeitpark mit einem 18-Loch-Golfplatz und ein hypermodernes Rehazentrum. Bauvolumen: 1,8 Milliarden Euro.“
Damit würde die gesamte Nahversorgung in Favoriten und Meidling ebenso massiv geschädigt werden, wie die Einkaufszone Favoritenstraße. Das ist der Tod der Nahversorgung in Favoriten und Meidling.
Völlig ungesicherte Austria Zukunft
16. April: Mehrere Medien präsentieren einen Geheimvertrag zwischen Generalmanager Anton Polster, Herbert Prohaska, dem Anwalt Skender Fani, Austria-Manager Markus Kraetschmer, Polster-Nachfolger als Generalmanager und dem Bauunternehmer Michael Wall (geb. 1966). Austria-Manager Kraetschmer sagt in dem Zusammenhang zum Kurier: „Prohaska hätte Präsident werden sollen, Polster Generalmanager. Und Wall baut das Stadion...“
18. April: Der Standard präsentiert Protokolle von Treffens von Austria-Beteiligten wie u.a. Robert Leither (Sponsorkonsulent der Austria) und Anton Polster (damals Generalmanager der Austria). Die Protokolle wurden unter anderem in der Magna-Europa-Zentrale aufgezeichnet. Darin heißt es unter anderem, dass es ein “Grundteam“ zur Neuorganisation der Austria gebe. Darunter gebe auch einen Baumeister namens Wall, der „als Bauunternehmer beste Kontakte ins Rathaus, insbesondere zur MA 21“ handle. Die Austria-Kuratoren Robert Nowikowski und Martin Schlaff werden als „mögliche Liegenschaftskäufer“ in Rothneusiedl bezeichnet.
19. April: Laut Austria-Präsident Peter Langer seien Nowikowski und Schlaf „keineswegs aktuelle Bewerber“. Doch so Langer weiter: „Wir streben ausschließlich eine Zusammenarbeit mit Stronach an. Sollte das wider Erwarten schief gehen, wären wir schlechte Kaufleute, würden wir andere Optionen auschließen.“
Tatsache ist, dass derzeit die wirtschaftliche Zukunft der Austria völlig unklar ist.
Ein kleines Who is Who
Ing. Ferdinand Hager ist Geschäftsführer der Logistik und Businesspark Rothneusiedl (LBR). Derzeit verhandelt nach Informationen der Grünen Ing. Ferdinand Hager ebenso wie die MA69 mit den Grundstücksbesitzern. Nur: Ferdinand Hager ist gleichzeitig auch „Kooptierter Berater des Verwaltungsrates der Austria Wien“, hier aber als Geschäftsführer der SET-Bauprojektierungs-Gesellschaft m.b.H. Auf der Homepage der SET heißt es unter anderem: Neben diversen Liegenschaften, die sich in unserem Eigentum befinden, verfügen wir durch unsere langjährige Tätigkeit in der Projektentwicklung und den damit verbundenen guten Kontakten zu vielen Gemeinden (z.B.: Stadt Wien), Planungsbüros und Leasinggesellschaften über ein breit gefächertes Angebot an Grundstücken und auch Bestandsobjekten.
Ich frag mich:Für wen arbeiten Austria–Berater nun tatsächlich, für die Austria oder für sich? Verhandelt der Austria-Berater Hager mit sich selbst oder mit dem Kuratoriumsmitglied Häupl?
Mit Robert Nowikowski ist laut
aktueller Homepage der Austria Wien Robert Nowikowsky gemeint. Er ist Kuratoriumsmitglied bei der Austria. Nowikowsky ist Geschäftsführer des Firmenimperiums Jurimex. In der Schweiz heißt die Jurimex neuerdings Centrex Energy & Gas AG.Laut Presse vom 7.1.2006 ist die Centrex Energy & Co AG unter anderem an der GWH Gas- und Warenhandelsgesellschaft beteiligt. Laut Presse steht hinter der Centrex Energy & Co AG die Gazprom von Wladmir Putin. Laut Format vom 7.10. 2005 wird eine von Nowikowskys „Büroadresse domizilierte Firma von israelischen Behörden verdächtig, in eine Bestechungsaffäre rund um Israel Premierminister Ariel Sharon verwickelt zu sein.“ Laut Jerusalem-Post vom 16. September 2005 seien die inkriminierten Gelder laut Sharon für ein Farm-Projekt geplant gewesen. Einer der involvierten Firmen, hieße Getex und wäre auf den Karibischen Inseln registriert und hätte ein Büro im gleichen Gebäude wie die Jurimex, die wiederum auch im Eigentum von Martin Schlaff wäre. 1997 hat Nowikwosky Firmen-Imperium gemeinsam mit der BAWAG ein Büro- und Geschäftshaus namens Europlex in Warschau errichtet. Laut Oberösterreichischen Nachrichten vom 12.1.2005 hat Nowikowsky auch gute Kontakte zum weißrussischen Präsidenten Alexander Lukaschenko, der erst vor kurzem wegen seiner autoritären Staatsführung Einreiseverbot in EU-Staaten erhalten hat.
Mit Martin Schlaf ist der Geschäftsmann Martin Schlaff und ehemalige Austria-Kurator gemeint. Schlaff steht laut Jerusalem Post vom 16. September 2005 ebenfalls unter Verdacht in eine Bestechungsaffäre rund um Sharon verwickelt zu sein. Die Jerusalem Post bringt diese mit der Beteiligung von Schlaff an dem Casino in Jericho in Zusammenhang. Schlaff sollte darauf gehofft haben, dass durch die Spende das Casino, dass wegen der Nahost-Krise zugesperrt war, wieder aufgesperrt werde. Laut Jerusalem Post vom 16. Oktober 2005 hat die BAWAG mindestens 10 Prozent am Jericho-Casino.
Der Bauunternehmer Michael Wall , Unterzeichner des „Geheimprotokolls“, geb. 1967, der laut nun veröffentlichten Protokollen für einen Teil der Austria das Stadion bauen sollte, ist nur mit einer Firma im Firmenbuch zu finden, mit der Wall GmbH, (FN 169505). Mit Beschluss des Gerichts vom 8.3.2006 (5 S 42/06w) wurde der Konkurs über die Firma eröffnet.
Das Kosten-Debakel
Geäußerte Kostenschätzungen lassen heftige Zweifel an der Seriosität des Projektes aufkommen:
Im ORF Radio schätzen Betreiber die Kosten des Stadions 20 Millionen Euro , die von Frank Stronach getragen werden.
Der ehemalige Magna Sprecher und derzeitiger Austria Vizepräsident Andreas Rudas sprach jedoch von 100 Mio.
Vergleichbare Stadien wie das in Klagenfurt kosten rund 60 Millionen Euro.
Angesichts der Tatsache dass Stronachs Racino in Niederösterreich jährlich mehr als 9 Mio Verlust produziert, muss man schon sehr naiv sein, zu glauben, dass Stronach ohne finanzielle Zusagen ganz allein ein Stadion baut.
Das Ganze ist höchst dubios. Um Frank Stronach zu überreden, weiter die Austria zu unterstützen, verlangt dieser ein Stadion als Vorleistung. Dafür mussen Hunderte Millionen an öffentlichen Geldern investiert werden. Bisher alles im Hinterzimmer. Weil daran so viel unklar , ja dubios ist, wollen wir eine öffentliche Debatte im Gemeinderat. Deswegen wird es auf unseren Antrag im Gemeinderat am Montag eine aktuelle Stunde geben.
Die kann man sich übrigens dann im Internet anschaun.
Spannend das Ganze.