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Stadtplanung & Architektur

ruinierte "Freiräume" in Wien (5)

das ist eine unrühmliche Serie, die ich aus aktuellem Anlass fortsetzen muss.
Eigentlich ist der Ort erfreulich.
Das Projekt "Mühlweg" (Wien, 21.)ist der schöne und ich meine auch gelungene Beweis, dass man in Wien auch mehrgeschossig, urbane "Holzbauten" errichten kann.
Ein Teil davon ist in Passivhaus-qualität ausgeführt, und - alle Wohnungen sind vergeben - es zeigt sich, dass Holzbau angenommen wird.
Aber:
Was haben sie mit dem Freiraum gemacht.
Im Wettbewerbsplan war dieser grosszügig ausgestaltet, frei konnte man sich zwischen den Gebäuden bewegen.
Und jetzt das:

IMG_1334
eine (schlechte) Orgie an Zäunen zerschneidet das gesamte Gebiet

wenn man von einem Haus zum anderen Bauteil gehen will, muss man einen riesigen Umweg machen oder den Zaun niedertrampeln
hier gehts derzeit jedenfall nicht weiter

IMG_1333

Wer ist hier schuld?
Einerseits der Bauträger der soetwas - gegen den Willen der Architekten - bauen lässt.
Aber sicher auch die Stadt Wien, die es sich gefallen lässt, mit schönen Zeichnungen und Versprechnungen im Wettbewerb geködert zu werden, und dann zwar brav Wohnbauförderung zahlt, aber keine Qualitätssicherung betreibt.
Ich werde sowohl der Wohnbaustadtrat als auch den verantwortlichen Wohnfonds damit konfrontieren.

funktionierende Freiräume 1

Hier hab ich schon oft Freiräume kritisiert.
Zeit, auch etwas Positives hervorzuheben.
Das funktioniert wunderbar:

IMG_1311

der Reindlpark mitten im 14. Bezirk.
Ein wunderbares Kinder"frei"bad. (trotz extremer Raumknappheit)
Gar nicht zu Schwimmen, dafür ist es zu seicht.
Einfach plantschen, laut sein dürfen, sich abkühlen.
Gerade für jene, die allzukleine Wohnungen und sicher kein Zweithaus haben.
Denn "frei" heisst hier für Kinder: gratis.

Wurde übrigens unter Bürgermeister Seitz gebaut (der zwischen 1923 und 1934 dieses Amt innehatte)-lang ists her.

Wär doch gar nicht so schwer, vergleichbare Freiräume gerade dort anzubieten, wo viele Menschen wohnen.
Und weil auch hier Kritik sein muss:
Mir ist kein Park bekannt, wo die Stadt Wien in den letzen Jahren etwas vergleichbares umgesetzt hat.
Irre ich mich?

nur ned hudeln

mühsam nährt sich das Eichhörchen.
Was ist im Gemeinderat herausgekommen?
Also so schnell geht das nicht, so der Bürgermeister zu unserem Antrag, ab Jänner 2008. alle Wohnbauten in Passivhausqualität zu errichten.
Das wollen die Leut`nicht, da könnt es ja zu einer Verknappung des Baumaterials (von welchem frag ich mich) kommen, haben wir überhaupt genug Experten, und natürlich, in Vorarlberg ist ja alles viel kleiner und anders.
Es folgten Verhandlungen.
Meine Argumente kennen blog Leser/innen.
Herausgekommen ist immerhin:
Passivhäuser erhalten in Zukunft (ab Mitte dieses Jahres)eine deutlich höhere Förderung.
Derzeit läuft ein sehr grossser Bauträgerwettbewerb für ca 1000 Wohnungen (wien 3 eurogate) wo ausschliesslich Passivhäuser errichtet werden.
Im nächsten Jahr soll es zumindest einen weiteren derartigen Wettbewerb geben.
Das positive: Immerhin.
Mir ist keine Stadt (auch international bekannt) wo jährlich mehr als 1000 Wohnungen in Passivhausqualität errichtet werden
Das "Negative": es geht so langsam, und wieder nur "ein paar". Angesichts der Dringlichkeit des Klimawandels erschreckt immer wieder die Zögerlichkeit des Vorgehens.
Alles andere scheint wichtiger.
"Sollten wir nicht vorher noch evaluieren?", beliebte Taktik um zu verzögern.
Aber schliessen wir versöhnlich: Immerhin.
Vielleicht lockt die erhöhten Förderung und alle, auch die Wiener SP kann ja noch dazulernen.

Wunsch-Wirklichkeit?Unfähigkeit!

Wie absurd heimische (Klima-)Politik funktioniert, frappiert mich immer wieder.
da legt die Bundesregierung lange angekündigt ihre Klimastrategie vor.
Darin finden sich auch durchaus positive Ansätze.
So findet sich z.B. auf Seite 8 folgender Satz:
50% des Neubaus an Gebäuden (Wohn- und Dienstleistungsgebäude) sollen künftig gemäß Regierungsprogramm 2007 im klima:aktiv-Standard errichtet werden (Niedrigenergie- und Passivhausstandards);
Wie in diesem blog schon oft beschrieben, haben moderne "Dienstleistungsgebäude", va. neue Bürohäuser, aber auch Spitäler oder Pflegeheime extrem hohe Stromkosten für Klimaanlagen, weil der Kühlbedarf kaum in die Planung einfliesst.
Will man erreichen, dass die Hälfte davon den (begrüssenswerten) klima.aktiv standard erreichen, muss man auch sagen, wie man das erreichen will.
Dafür gibts ein Instrument im Rechtsstaat: Die Bauordnungen.
Also müsste rasch ein Anlauf genommen werden, nicht nur Stiegenbreiten etc. in den Bauordnungen zu normieren, sondern auch technische Zielgrössen für minimalen Kühlbedarf.
Fast gleichzeitig flattert mir eine Novelle der Wiener Bauordnung auf den Schreibtisch, die genau das zum Inhalt haben sollte, aber für Bürogebäude nahezu nichts vorsieht.
Ich hab jetzt schon alle möglichen Gruppen mobilisiert, dass sie negative Stellungnahmen zu diesem Entwurf abgeben, und die Baupolizei auffordern, diese so notwendigen regulative, die es in anderen Staaten längst gibt auch in Wien einzuführen.
Ich denke und hoffe, dass mir hier einiges gelingen kann.
Aber: Wie ist soetwas 2007 möglich?
Wo ist hier Bürgermeister, Umweltstadträtin ober auch der Umweltminister, der doch auch solches wissen müsste, und viel wirksamere Wege kennen müsste.
Wenn die Politik schon bei einem verhältnismässig einfache Bereich (Baunormen für energieeffiziente Bürohäuser) versagt, wie sollen dann wirklich schwierige Bereiche gelingen?
Ist es ihnen, allen Beteuerungen zum Trotz, schlicht egal?

Wo können in Wien Unis gebaut werden

Weil hier mit diesem blog die Wiener Stadtplanung oft heftig kritisiert wird, heute einmal ein Lob und die Veröffentlichung interessanter Ergebnisse.
Wenn Wiener Universitäten wachsen wollen, wo gibt es in Wien ausreichend verfügbare Flächen für neue Standorte, und wie sind diese zu bewerten.
10 Standorte wurden untersucht, eingehende Gespräche mit den Universitäten geführt, die Ergebnisse eröffnen die Chance einer rationalen Diskussion.

1.) Interessant die nach oben revidierte Bevölkerungsprognose.
Derzeit wächst Wien stärker, als alle erwartet haben:

uni-bevoelk
vergrössern?anklicken!

2.) Das sind die Flächen, welche die Wiener Universitäten derzeit benutzen, und das zeigt auch den erwarteten Bedarf:

uni-flaechen
vergrössern?anklicken!

3.) Und das ist die Bewertung aller untersuchten 10 Standorte nach verschiedenen Kriterien.

uni-standortvergleich
vergrössern?anklicken!

Wer sich alle Folien anschauen möchte, z.B. die teils völlig unterschiedlichen Bewertungsprioritäten von Studierenden und Professoren, beilage_1_20060123-stek28-steka44-top1-uni-sto-konzept (pdf, 81 KB).

Eine selten erzählte Geschichte

des Wienerbergs.
Hier eine Kostprobe eines neuen Buches.
Autor: der mutige Reinhard Seiß.
Mutig deswegen, weil er spätestens nach diesem Buch sicher sein kann, vom Wiener Rathaus, das alles, nur keine Kritik verträgt, keine Aufträge mehr zu bekommen.
Sein Buch wir am 30.1. präsentiert.
Ort: bene, Wien1, Renngasse 6,
Beginn: 18.30
Thema der Podiumsdiskussion:
Stadtentwicklung als Spiegel der demokratischen Kultur.

Jeder, der ein bisschen verstehen will, wie Stadtentwicklung (nicht nur) in Wien funktioniert, sei dieses Buch und diese Veranstaltung wärmstens empfohlen.

Die Zukunft der Solarenergie

Das Jahr möge optimistisch ausklingen.
Deswegen nochmals Vorarlberg (und nochmals die Empfehlung, dort ein paar Tage mit offenen Augen herumzufahren).

Das Gemeindezentrum Ludesch:

ludesch

Natürlich ein Passivhaus , aber hier gehts mir um etwas anders:
Die zukünftig vernünftigste Stromerzeugung direkt aus der Sonne.

Bisher wurde ein Haus fertiggebaut, und dann wurden zusätzlich (teuer) meist auf dem Dach die Photovoltaik-Module aufgeständert, auch ästethisch nicht immer ein Blickfang.
Der Architekt Hermann Kaufmann zeigt beim Gemeidezentrum den richtigen Weg: Da es aus vielerlei Gründen sinnvoll war, den neuentstandenen Hof zu überdachen, wurde IN das Glasdach PV-Module eingesetzt.
Führend bei dieser Technologie, die Oberösterreichische Firma ertex-solar.
Und das wird die zukünftige Richtung sein:
Alle möglichen Bauteile, die für Dach, Mauer, Abschattungen, Balkone, Fenster, etc verwendet werden, sind so ausgestattet, dass sie ZUSÄTZLICH strom erzeugen.
Das klassische ökologische Prinzip der Mehrfachnutzung wird hiebei angewandt.
Und damit wir nicht nur darüber schreiben: Werde mich gleich im neuen Jahr bemühen, dieses Thema (fassadenintegrierte PV-Nutzung) in einen Wiener Architekturtwettbewerb einfliessen zu lassen

von Chile lernen:sozialer Wohnbau

Was heißt "sozialer Wohnbau" eigentlich in den townships und favelas der südlichen Erdhalbkugel?
Diese Idee (vorgetragen beim Kongress "bottom up - bauen für eine bessere Welt" im AZW am Wochenende) begeistert mich, wie nachstehendes Beispiel veranschaulicht:

Vorher: Das Bild zeigt eine - im Süden häufiger anzutreffende - Siedlungsform.

chilevorher-1


Die Aufgabenstellung: Mit 7500 US$ menschenwürdige Wohnungen schaffen.

Das Problem: "Innerstädtisch", wie in dieser Siedlung, genießen die Bewohner alle Vorteile des Stadtlebens (Nähe zu Arbeit und Ausbildung), der Grund ist aber teuer.

Die Antwort: Verdichten, aber wie?

Die Idee: Warum alles selber machen, wenn wenig Geld vorhanden und der Boden teuer? Warum nicht Ideen, Fleiß und Einsatz der Bewohner nutzen, nur einen Teil fertigstellen, und die Bewohner machen den Rest?

Das Ergebnis 2003:

chileprojekt-2

Die Grundidee: Gebaut werden nur 25m2 je Wohneineinheit, die die Bewohner aber auf drei Etagen in Eigenregie erweitern und verdichten können.

Und so sieht's drei Jahre später aus:

chilepost-3

oder so:

chilepost4

Der Ansatz besticht.

Frage: Eignet sich das - in abgewandelter Form natürlich – nicht auch für einen "kostengünstigen" sozialen Wohnbau bei uns?

hier sind alle Details und viele Fotos zu diesem Projekt

Stadtplanung? Herrschaftssprache!

was ist das?

wed-klein

wer es sich genau anschauen will:
WED (pdf, 2,732 KB)

Auf diese Art wird geregelt, wie hier gebaut werden soll:

wed-bild

Mir gehts dabei nicht um die Donaucity als solches.
Sondern um die "Sprache" von derartigen Flächenwidmungsplänen, in denen immerhin genau geregelt wird, wie gebaut werden darf.
Flächenwidmungspläne liegen vor Beschluss Im Gemeinderat zu öffentlichen Einsicht auf. Stellungnahmen sollen abgegeben werden.
Aber wie soll irgend jemand eine deratiges Dokument überhaupt lesen können?

Herrschaftssprache gabs schon immer: Sie soll den Kreis derer möglichst kleinhalten, die mitreden und mitentscheiden können.

M;it dieser Art von städtischem Regelwerk möchte die Wiener SPÖ (die dieses Vorgehen und diese Form immer wieder verteidigt) ganz bewusst 99% der Bevölkerung ausschliessen.

Linz-Markusplatz: die schreckliche Parodie der Stadt

Neulich in Linz.
Markusplatz.
Kein Schmäh.
So siehts da aus:
IMG_0633

oder so

IMG_0635

Ists wirklich Linz?
oder vielleicht Kufstein?
oder Dubai?
oder Salt Lake City?

Es ist letzlich egal.
Die Zufahrt ist immer gleich.
Im Auto hingestaut-in einer riesigen Garage Stellplatz gesucht-dann quer durch die Garage hinein" in die Stadt"
Stadt , d.h: Fassaden italienischer Häuser aus Pappmache an die Wand geklebt
Hintergrund die Decke bemalt als Himmel.
Atrappen von Plätzen.
Einkaufs-erlebniswelt.
Absurd:
Es gibt eine Sehnsicht nach Stadt.
Deswegen ruiniert man sie, indem man riesige shopping malls an den Stadtrand
baut.
Die Bedrohung des Urbanen durch diese lächerliche, peinliche Imitation ist real, da Kaufkraft begrenzt ist, und alles, was in diesen "Tempeln" ausgegeben wird, der urbanen Nachfrage fehlt.

Verlogen, falsch, peinlich.
Muss wirklich so die "Stadt der Zukunft" ausschauen?

IMG_0636

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