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Stadtplanung & Architektur

ruinierte "Freiräume" in Wien (4)

Wieder ein Abstecher in die Kommunalpolitik.
Und wieder gehts um das Wesentliche des Urbanen.
Den Platz, die Strasse, den öffentlichen Raum.
Dort wo sich Menschen begegnen.
Und was die Stadt Wien, bzw die Wiener SPÖ daraus macht.
Diesmal (bisher besuchte "ruinierte Freiräume"):
Der öffentliche Zugang zur meistbesuchten Touristenattraktion Österreichs, zum Schloss Schönbrunn.
Für Zehntausende schaut "der Eingang" so aus, wenn man aus der U-Bahn kommt, man glaubt es kaum:

IMG_0586

und dann so

IMG_0588

erbärmlich!

Dass hier eine grosszügige Lösung notwendig ist, wusste man vor Jahren.
Dafür gabs bereits 2002 einen städtebaulichen Wettbewerb mit einem ausgezeichneten Siegerprojekt.

Seitdem "Schweigen im Walde".
Das Öffentliche verkommt.
Auch in Wien.

Jane Jacobs gestorben

Bei uns kennen sie nur wenige.
Leider.
Denn ihre Bücher und Forschungen über Städte und Urbanität waren bahnbrechend und bringen auch heute noch Klarheit in diese wunderbaren, wilden, unberechenbaren menschlichen Artefakte, Städte genannt.
Sie hat schon in den 60er Jahren den Begriff "Diversity" als zentrale Eigenschaft des Urbanen eingeführt.
Ihr bekanntestes Werk "death and life of great american cities" bleibt einer meiner zentralen Buchtips (sie das vierte Bild in der obersten Reihe)
Jetzt ist Jane Jacobs 89 jährig verstorben.
Ihre Bücher und Gedanken bleiben.
Hier ihr website
und hier noch eine ausführliche Biographie.

Rothneusiedl (Fortsetzung)

zu virtuelli :

der Vorteil eines blogs ist dass man Titel, Gewichtung etc. selbst macht
(was keine Distanzierung vom presse artikel ist).

Worums mir geht:
Verlängerung der u1 z.B. bis zur Per Albin Hanson Siedlung ist das eine.
Die ander Frage ist, ob "am Acker" in Rothneusiedel eine zusätzliche starke Stadterweiterung (Stadion,Einkaufszentren, Gewerbe, Bürotürme a la Wienerberg, Wohnungen, Schulen, etc.) stattfinden soll.
Dort gibts derzeit nichteinmal eine Strassenbahn.

Wie man 2010 dort ein Stadion eröffnen will, wo alle, die aus der Stadt kommen entweder mit dem Autobus(!) oder mit dem eigenen Auto vor dem Eisenbahnschranken der Donauländebahn (die immer stärker befahren wird, da eine zusätzliche Eisenbahnbrücke über die Donau dazukommt)
das mögen Stronach Polster oder Häupl einmal vorrechnen.

Massive Stadtentwicklung in Rothneusiedl halte ich nicht für klug, da wir besser erschlossene innerstädtische Flächen haben (z.B. rund um den zukünftigen Zentralbahnhof).
Je peripherer eine Stadtentwicklung, desto stärker wird das Auto benützt.
Und wenn ich im standard lese, dass jener Bauunternehmer, der Teil von Polsters "Partie" ist, "beste Verhältnisse zur MA21" hat (diese ist für Flächenwidmungen zuständig), dann seh ich schon den nächsten Untersuchungsausschuss "Widmungsskandal" auf uns zukommen

Triumph der City

no, ist doch nicht schlecht, einmal im Modetrend zu liegen, oder?

Hände weg vom Naschmarkt

garage_naschmarkt3-Kopie

Die SPÖ versuchts wieder:
In der Mariahilfer Bezirksvertretung wurde ein Antrag (gegen die Stimmen der Grünen) beschlossen, der die Errichtung einer (Volks) garage unter dem Naschmarkt zum Ziel hat.

Ich halte das für absurd, v.a. aus drei Gründen:

1.) Schon jetzt gibt’s beinahe Dauerstau rund um den Bereich Naschmarkt Verkehrsbüro. Mit einer grossen Garage signalisiert man Nachmarktbesuchern, „Ihr könnts eh mit dem Auto kommen“ und pumpt so noch viel mehr Autoverkehr in diesen Bereich

2.) Auch wenn es heisst, dass diese Garage den Nachmarkt „kaum“ beeinträchtigt, hab ich da starke Zweifel :Ein-und Ausfahrtem, Lifte, Lüftungsschächte, Notausgänge, Stiegen etc. müssen an die Oberfläche; und das ist der Naschmarkt.

3.) Schliesslich ein soziales Argument. Bei der Bildung wird auch „aus budgetären Gründen“ in Wien gespart. Viele Volksschulen bräuchten z.B. eine bauliche Erneuerung oder mehr Personal.“Volksgarage“ heisst: Rund 2/3 der Kosten werden aus öffentlichen Mitteln (aus der Parkometerabgabe) subventioniert.Polemisch formuliert: Volksschulen sind uns wichtiger als Volksgaragen.

Ergo: Hände weg vom Naschmarkt

Stronach-Stadion:nix is fix

W-Lan im Gemeinderat ist super;
drum direkt "aus der Fragestunde":
Ich will von Bürgermeister Details zum geplanten Wir machen das Stadion-Einkaufszentrum-Neubau wissen:
Die sehr klare Antwort:

1.) Es liegt noch keinerlei Projekt von Stronach vor- aber angeblich arbeiten sie dran.

2.) Erst wenn die U1 bis Rothneusiedel verlängert ist, ist ein Stadion dort denkbar.

3.) Die Finanzierung dieser U-Bahn (die Hälfte muss der Bund zahlen) steht in den Sternen. Häupl hofft auf die nächste Bundesregierung
Die beginnt erst 2007 zu arbeiten.

4.) Die Planungsabteilungen im Rathaus schätzen, dass frühstens 2014 (wenn überhaupt) eine U-Bahn nach Rothneusiedel fährt.
Das hängt u.a. an der Frage, was der Stadt Wien wichtiger ist: Die Entwicklung im Nordosten der Stadt (am ehem. Flugfeld Aspern, das dem gemeindeeigenen Wirtschafts-förderungsfonds gehört soll ebenso ein neuer Stadtteil entstehen; Voraussetzung: Verlängerung der U2 dorthin)

5.)Häupl bestätigt ebenso, dass die wesentlichen Gründe noch gar nicht angekauft sind.

Zusammenfassung: Nix is fix-im Gegenteil.

Ob Frank Stronach (mit seiner Psycho-Ausstattung) wirklich bereit ist, bis 2014 zu warten, wenn er wirklich ein Stadion bauen will, wage ich sehr zu bezweifeln.

Die Austria wäre gut beraten, wenn sie aus dem - in der Tat sehr sanierungsbedürftigen - Horrstadion hinausmöchte, sich um Alternativen zu Rothneusiedel umzusehen.

Frankreich und die Stadtplanung

Viel gäbe es zu den eskalierenden Ausschreitungen in Frankreich zu diskutieren.
Meine Hauptthese: Es geht nicht primär um die leidige Frage In-oder Ausländer.
Eines liegt für mich sonnenklar auf der Hand, wird aber nirgendwo angesprochen:
Die fatalen Fehler der Stadtplanung.
Was ist in Paris und in anderen Städten in den letzen vier Jahrzehnten geschehen?
An den Stadträndern wurden riesige "Sozialwohnungen" errichtet, und dann ein fundamentaler Fehler gemacht.
Statt auf das wesentliche jeder gedeihlichen Stadtentwicklung zu setzen, einer sozialen Durchmischung, wurden in diesen "Sozialwohnungen" nahezu ausschliesslich "sozial Schwache" angesiedelt.Und dort ballt sich sich jetzt Armut, extreme hohe Arbeitslosigkeit und das berechtigte Gefühl der Ausgegrenztheit.
Und wenn in grossen Stadtteilen ausschliesslich Menschen dieser sozialen Schicht (egal welcher Herkunft) wohnen, die für sich kaum eine soziale Perspektive sehen, dann ist das ein extrem brisantes Gemisch, dass sich irgendwann (eben jetzt) entlädt.
Ich habe jetzt keine Lösung für Frankreich parat.
Ich bin mir jedoch ganz sicher:
Die Entwicklung sozial durchmischter Stadtteile, in denen verschiedene Milieus, verschiedene Einkommensgruppen neben und miteinander wohnen sind eine elementare Voraussetzung, dass Zustände wie in Frankreich vermieden werden.
In derart gemischten Stadtteilen finden sich auch Kinder der verschiedenen sozialen Gruppen in denselben Schulen, was v.a. für die sozial schwächeren die Aufstiegschancen erhöht.
Dann siedeln sich (Klein)Unternehmen, Restaurants, Bars an, was die Möglichkeit des lokalen Einstiegs in den Arbeitsmarkt erleichtert.
Und wenn man weiss, dass der überwiegende Teil von Jobs vergeben wird, weil "man jemanden kennt, der weiss, wo..."dann ist sonnenklar dass Durchmischung, "diversity" der Schlüsselbegriff einer sozialen Stadtplanung sein muss.

Die Stadtkiller

Immer öfter siehts in Wien so aus (und damit mein ich nicht den Schnee, sondern die leerstehenden Geschäfte)
Der Verfall der Nahversorgung, die Verödung der Erdgeschosszonen beschleunigt sich.
schnee_img

Die Ursache ist klar, nur wird sie weder politisch erkannt, geschweige denn bekämpft.
Ein unscheinbarer Einspalter in der Wochenendausgabe der presse
beschreibt es ganz richtig:
Die Verkaufsflächen durch riesige Einkaufszentren an den Stadträndern explodieren förmlich, und da die Kaufkraft kaum wächst, bleiben "die Kleinen" auf der Strecke.

Schaut man sich die Zahlen genauer an, wirds noch beängstigender:
nahversorgung
Für grössere Ansicht bitte Bild anklicken.

Dabei ist heute schon Österreich "führend", was die Verkaufsfläche pro Einwohner betrifft (siehe beilegende Zusammenfassung), der Verdrängungswettbewerb wird weiter zunehmen, und die Nahversorgung - und damit urbanes vielfältiges Leben wird weiter zerstört.

einkaufszentren_nahversorgung (doc, 1,255 KB)

Die Lösung?
Die Wiener Stadtplanung müsste ein Wort mit vier Buchstaben lernen:
N E I N.
Denn jedes grosse Einkaufszentrum braucht eine Widmung durch den Beschluss des Wiener Gemeinderates.
Nur haben weder Schicker noch Häupl bisher erkennen lassen, dass sie dieses Problem überhaupt wahrgenommen haben.

ruinierte "Freiräume" in Wien (3)

Nach den Gasometern und dem Wienerberg im Süden gehts diesmal mit der U1 nach Transdanubien.
Endstation Kagran und dann paar Minuten nach Nordwesten in das grosse neue Siedlungsgebiet rund um die Tokiostrasse.
Hier wäre qualitätsvolle Stadt-und Freiraumplanung besonders wichtig.
Es ist flach, man kann nicht an gewachsene Strukturen anschliessen, bauen auf der Grünen Wiese also.
Am Widmungsplan könnte es noch grosszügig aussehen:
Eine breite Strasse mit einem Grünstriefen in der Mitte.

Die Wirklichkeit (zur Erinnerung:das aussen des Hauses ist das "innen" der Stadt):

138-tokyopapier

Mistkübel, parkende Autos, Plastiksackel zieren "den Freiraum".
auch hier packt einen nur der Drang: weg!
Kaum ein Raum, ein Platz, der zum Verweilen einlädt.

Das sicherste Indiz, Freiraumqualität zu bewerten, stellen die Räume,die Freiflächen da, die für die Kinder vorgesehen sind.
Und das sieht dann so aus (man glaubt es kaum):

spieltokyo2_img

man beachte u.a. die Grösse, und die Belüftung der Tiefgarage, die genau auf den "Spielplatz" bläst

oder hier:

spielplatz tokyo_img

aber:
wie trommelt nicht überall die SPÖ:
diese Stadt ist gut verwaltet.

ruinierte "Freiräume" in Wien (2)

unser erster Ausflug hat zu den Gasometern geführt.
Jetzt gehts zur Wienerbergcity, einem weiteren Vorzeigeprojekt jüngerer roter Stadtplanung.
Dort stellt sich der "Freiraum", die schlichte Fussgängerperspektive so dar:

wb3097_img

oder so

wb1_img

oder so

wb2-5105_img

das wäre die "attraktive" Anbindung an den öffentlichen Verkehr.Irgendein verhungerter Bus der irgendwohin führt.
Da erkennt man, was starke (Grundstücks-)Interessen durchsetzen vermögen: Ein riesiger neuer Stadtteil ohne U-Bahn oder auch nur Strassenbahn anschluss.

Besonders aussagekräftig ein Kinderspielplatz; hier erkennt man, was der Stadtplanung wichtig , und was ihnenn völlig egal ist.

135-3593_img

Bei folgendem Bild wird man mich der Polemik zeihen; zu Unrecht. Bin schlicht zufuss eine Runde gegangen, und beim "Freiraum" für die Schule vorbeigekommen.

wb5_img

Noch einmal: Das aussen des Hauses ist das innen der Stadt.
Was ist das für eine Regierung, die so eine Stadt baut?

PS:
Danke für die Vorschläge für weitere "Freiraumausflüge", die schon eingegangen sind.
Weitere Ideen sind sehr erwünscht!
c.c.

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