Achtung schwieriges Thema.
Normalerweise nix für einen Wahlkampf.
Schwierig weil nicht schwarz-weiss, gut-böse, sondern wie vieles in der Welt irgendwo dazwischen.
Also versuchen wir trotzdem eine öffentliche Debatte:
Das ORF Zentrum am Küniglberg, von
Roland Rainer geplant und Anfang der 70er Jahre gebaut, braucht, weil in die Jahre gekommen eine Generalsanierung.
Beachtliche 50 Mio Euro soll das nach ersten Schätzungen kosten, wer sich mit Bauen auskennt ahnt, dass es schliesslich noch teurer wird.
Jetzt ist die gute, richtige Frage aufgetaucht, ob es nicht sinnvoller wäre, statt (von wegen ORF "Zentrum") "am Rande dert Stadt", am Küniglberg sehr viel Geld zu investieren, in einer Zeit veränderter Fernsehlandschaft einen Neubau wirklich innerhalb der Stadt zu versuchen.
Ich halte das für eine interessante Idee, drum hier einmal Argumente, was dafürf spricht, den ORF zu "urbanisieren".
.) Es ist ja in der Tat merkwürdig, den Arbeitsplatz von rund 2000 Menschen irgendwo an die Peripherie zu verlegen, wo ausser ein paar wirklich Tapferen, die Mehrheit mit dem Auto fährt, weil bloss verhungerte Busse sich dorthin verirren.
Soetwas gehört in die Nähe einer U-Bahn Station gebaut.
.) Noch merkwürdiger ist, dass diese 2000 Menschen mit der Stadt kaum etwas zu tun haben, weil rundherum, ausser sehr teuren Villen, kaum "Stadt" ist.
Kein Kaffehaus, nix zum Einkaufen, kein Ort sich zu treffen (eigentlich wichtig für Journalisten und Fernsehmacher); Folgerichtig gibts drinnen "im Zentrum" die Stadt ikn der Stadt:ein Geschäft, ein kleines Reisebüro gar, die Kantine, Bankomat, alles, was man so braucht.
Nur nicht mit der Stadt in Berührung kommen.
.) Dabei, und das ist mein wesentlichstes Argument für eine "Urbanisierung", wären diese 2000 Menschen und die vielen Besucher eine riesige Belebung jedes Stadtviertels
.) Dann zur Geschichte und zur Veränderung der Rolle des ORF (ein heikles Thema): als es geplant wurde, war es DIE mächtige Monopolanstalt.
Am ORF konnte niemand vorbei, es gab keine Konkurrenz, er beherrschte sinnbildlich, wie die Burg über der Stadt, Wien.
Heute ist das anders:
Auch im Fernsehn herrscht Wettbewerb, der ORF-Anteil ist auf 40% gefallen, Tendenz weiter fallend (was auch mit seiner derzeitigen Führung zu tun hat, das aber ist eine andere Geschichte)
Architektur drückt diese Herrschaftsfunktion auch aus.
Kein Besucher kann sich frei im ORF Zentrum bewegen. Zu verschlungen sind seine Wege, ohne "Führung" findet man niemanden.
Von wegen "Bürgernähe".
Alles spricht aus diesen Gründen dafür, an einem "urbanen" Standort den ORF für eine neue Zeit eine neue Gestalt zu geben, und ein Umfeld von Geschäften Restaurants, Kaffehäusern, schlicht "die Strassen" zu beleben.
Ums gleich konktret zu machen zwei denkbare Standortvorschläge (es gibt sicher mehrere):
Wien Mitte, (U4, U1, Schnellbahn, rundherum die Landstrasse, der Belebung gut täte)
oder als Leitprojekt rund um den neuen Zentralbahnhof (U1, Schnellbahnen, Züge für die vielen die im Süden Wiens wohnen)
Es gibt aber auch berechtigte Einwände:
Was tun mit Roland Rainers Bau?
Der Umgang mit Anton Schweighofers
Stadt des Kindes zeigt, was passiert, wenn man sich solches nicht vorher überlegt?
Diese Frage ist alles andere als leicht zu beantworten.
Eine sorgfältige Untersuchung über sinnvolle (und finanzierbare) Nutzungsvarianten gehört auf den Tisch.
Ein weiterer Einwand:
"Der Küniglberg" ist eine starke Marke, "landmark" obendrein;
soetwas aufzugeben, da muss es starke Gründe geben (ich glaube, es gibt sie).
Alles in allem eine spannende, notwendige städtebauliche Debatte, in der nicht zuletzt auch jene 2000 Menschen einbezogen werden sollten, die dort arbeiten.
In diesem Sinne, Wahlkampf ist, debattieren wir drüber.