design:
Jutta Reichenpfader nach Ideen aus diversen postings
Diese Plakataktion soll auch Spass machen.
Dahinter steckt aber viel mehr.
Drum räume ich ihr hier so grossen Platz ein.
Was das Ganze soll?
dazu zwei sehr lesenswerte Kommentare.
Das ist der erste.
V.a. werden dabei die wichtigen Fragen zu einer politischen Kampagne gestellt:
Was wollen wir von der Politik?
Wie soll das Zusammenspiel/die Kommunikation der PolitikerInnen und der Bevölkerung funktionieren?
Wie definiert sich Politik in einer globalisierten, informierten Welt?
Warum ist Politik für uns alle wichtig?
Welche Kanäle werden dafür benötigt, welche nicht?
Diese Fragen , und das steckt hinter der Plakataktion, dürfen nicht nur hinter verschlossenen Parteitüren entschieden werden, sondern sollen auch öffentlich diskutiert werden.
DAS ist der Sinn dieser Plakataktion.
Der zweite Kommentar ist stammt aus dem aktuellen
falter und stammt aus der Feder von Armin Thurnher.
Er beantwortet die auch hier häufig gestellte Frage, ob diese Wahl von den Grünen v.a. inhaltlich geführt werden soll. Dies haben etliche poster verneint.
Grüne im Erdölschock?
Es ist wie vor jeder Wahl: Die Grünen wollen nicht
erklären können, warum man sie wählen soll
Kreditkrise: Die US-Regierung stützt kollabierende Banken, um Schlimmeres zu verhindern. Ich bin schon sehr gespannt, wie uns die diversen Neoneos diesmal erklären, dass privat fraglos immer besser ist als der allzeit versagende Staat. Wahrscheinlich betrachten unsere ironischerweise im Staatsblatt Wiener Zeitung publizierenden Speerspitzen des neokonservativen Neoliberalismus auch eine Weltwirtschaftskrise samt zugehörigen Folgen als natürliche Selbstreinigungskraft der Wirtschaft. Wir reden aber heute von etwas anderem.
Wir reden von den Grünen.
Vor jeder Wahl geben die das gleiche Drama. Während bei den Schwarzen die Spindoktoren die Produktion ihrer Giftdrüsen verdoppeln, bei den Roten die kleinen Funktionäre die Sohlen ihrer Laufschuhe aufdoppeln und bei den Rechten diverse Raufbolde ihre populistischen Untergriffe nachdoppeln, was tun da die Grünen? Sie hoppeln ihrer üblichen Vorwahldebatte hinterher und debattieren darüber, welche Slogans in dieser Wahlkampagne wohl angebracht wären.
Ein schöner demokratischer Usus, der regelmäßig den gleichen Unfug produziert:
eine Kampagne, die den Funktionären recht ist, von einer Agentur, die so
erfrischend neu ist, dass sie noch nie was Einschlägiges gemacht hat. Bitte,
diesmal nicht! Die Grünen haben einen dritten Platz zu verteidigen, auch wenn er in den Umfragen längst wieder zu Heinz-Christian Strache gewandert ist, der sich mangels Nächstenliebe in Heinz-Unchristian umbenennen sollte. H-U Strache ließe sich besser skandieren als Hazeh, aber das nur nebenbei.
Strache verhindern, lautet eine der bekannt gewordenen Königsideen der Grünen.
Wunderbar! Da können sie gleich plakatieren: Wir wollen Vierte werden (falls wir nicht aus lauter Höflichkeit noch Herrn Dinkhauser vorbeiwinken). Kann sein, dass Leute jemanden wählen, um jemand anderen zu verhindern. Jörg Haider wurde trotzdem gewählt. Dennoch: Mit dem Namen eines sogenannten Mitbewerbers zu werben, bewirbt eher diesen als den eigenen Kandidaten.
Diese Wahl ist Alexander Van der Bellens letzte Chance. Wer will, dass der
Mann Vizekanzler wird, muss ihn jetzt wählen. Wenn seine Partei will, dass
er's wird, muss sie ihn bewerben. Seine ökonomische Kompetenz ist gefragt. Und da bekanntlich Pensionisten Wahlen entscheiden, stellt sein Alter keinen Nachteil dar. Das braucht man auch nicht dadurch zu kompensieren, dass man ihm jüngere, feschere Kräfte an die Seite stellt. Der Übermut der Jugend entsteht auch durch die Feigheit des Alters. Don't put him in a team! Er ist erfahren, wenn man ihn in der Regierung will, muss man ihn jetzt wählen. Nicht: jemand anderen nicht wählen!
Gerade die Grünen wären in der erfreulichen Lage, keinen Personenwahlkampf führen zu müssen. An der Tankstelle findet gerade die umfassendste Grün-Propaganda aller Zeiten statt. Als Sonja Puntscher-Riekmann in grauer Vorzeit, 1990, einen Benzinpreis von 22 Schilling forderte, der nur einen Hauch höher ist als der jetzige, war die Hölle los, die folgende Nationalratswahl ging verloren und Puntscher-Riekmanns grüne Karriere war schnell zu Ende. Heute ist jedem klar, dass die Grünen den Benzinpreis nicht bestimmen, aber dass sie mit ihren klimapolitischen Forderungen Recht haben.
Verstehe, wer will, warum sie ihnen nur auf verschrobene Weise Ausdruck
verleihen können. Es ist alles sehr kompliziert, gewiss. Wenn sich die Grünen nur zu einfacheren Slogans aufraffen könnten! Kaum je haben die Preise für Benzin und Heizöl den Leuten solche Sorgen gemacht wie heute. Die vollkommen aufs Auto und den automobilen Individualverkehr zugeschnittene Verkehrspolitik und eine Industrie, die allzu lange mit der Entwicklung benzinsparender Modelle zugewartet hat, sind dafür verantwortlich.
Man kann Menschen nicht mit der Angst vor Dingen gewinnen, die zukünftige Generationen betreffen. Jetzt aber verstehen sie: Fossile Brennstoffe können sie sich bald nicht mehr leisten. Es ist in ihrem ganz privaten Interesse, aus der Abhängigkeit von Öl und Gas herauszukommen. Der Wiener grüne Abgeordnete Christoph Chorherr hat in seinem Blog einen Ideenwettbewerb ausgerufen. Dort steht ein Plakatvorschlag, der Putin und einen Scheich zeigt und die Frage stellt: "Finanzieren wir Despoten oder die Energiewende?" Das geht in die richtige Richtung, subtrahiert man den grün-korrekten, aber schwachen Begriff der Energiewende. Werbung ist nichts für saubere Finger.
Wir leben im dritten Erdölschock. In Deutschland versuchen CDU und CSU, die Fristen für den Ausstieg aus der Atomkraft zu verlängern, was ihnen vermutlich gelingen wird: Die SPD hält bis zur Wahl 2009 still. Das Ganze läuft unter "sauberer Energie" und als Kampf gegen die Klimaerwärmung, zu dem den G8-Staaten beim jüngsten Gipfel in Hokkaido nicht viel mehr einfiel als heiße Luft. George Bush setzt auf Atomkraft und zündelt weiter am nächsten Krieg, diesmal mit dem Iran, Arnold Schwarzenegger will in Kalifornien per Verordnung die Ökomoderne einführen, während Russland mit Gas Machtspiele treibt. Der indische Premierminister Manmohan Singh wiederum hat seine Regierung mithilfe der Sozialdemokraten gerettet, die einem riesigen Geschäft mit den USA zwecks ziviler Nutzung von Atomenergie zustimmten. Derweil passieren in französischen
Atommeilern Unfälle, die trotz des dortigen Kommunikationsregimes nicht mehr verheimlicht werden können. Und demnächst werden wir bei den Olympischen Spielen in Peking die Athleten unter einem giftigen Smogschleier husten sehen.
Wenn die Grünen mit verblasenen Slogans und auf die eigene In-Gruppe
gerichteten Verklausulierungen diese thematische Energie zum Fenster
hinausblasen, wenn sie diese für sie einmalige Themenkonjunktur nicht nützen können, nützt ihnen gar nichts mehr. Im Übrigen bin ich der Meinung, der Mediamil-Komplex muss zerschlagen werden.